Wie Gastro News Wien berichtete, deutet sich in der Gastronomie eine Pleitewelle an. Vor allem kleine Raucher-Cafes und Shishabars werden 2020 durch den Nichtraucherschutz stark betroffen sein. Der Gläubigerschutzverband Creditreform veröffentlichte nun die Zahlen der Insolvenz-entwicklung in Österreich im 1. – 3.Quartal 2019. Gastro News Wien fragte bei Creditreform-Geschäftsführer Mag. Gerhard Weinhofer nach.
Gastro News Wien: Die Firmen-Insolvenzen sind laut Creditreform auf niedrigem Niveau stabil. Im Beherbergungs- und Gaststättenwesen gab es österreich-weit 578 Insolvenzfälle. Das erscheint hoch, wie kann man diese Zahl im Vergleich zur Gesamtstatistik bewerten?
Mag. Gerhard Weinhofer: Es gab im 1. – 3. Quartal nur eine Insolvenz mehr als im Vergleichszeitraum. Betrachtet man die Statistik relativ, nimmt also die Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen, ist die Branche mit 13,1 je 1.000 Branchenunternehmen überdurchschnittlich stark betroffen. Zum Vergleich: Der Österreich- Durchschnitt dazu liegt bei 10,7 je 1.000 Unternehmen. Am relativ stärksten betroffen ist das Transportwesen mit einer Insolvenz-Quote von fast 32.
Wie viele Gastronomie-Betriebe waren in Wien 2019 von Insolvenz betroffen?
In der Branche Beherbergung und Gaststätten waren in Wien 186 Unternehmen betroffen.
Welche Insolvenz-Gründe lassen sich für das Gastronomie-Gewerbe ausmachen?
Das liegt zum einen an mangelhaftem kaufmännischen Wissen und Verständnis. Andererseits steigt der Konkurrenzdruck, während die Margen sinken.
Gehen junge und ungelernte Gastronomen eher insolvent als langjährige Betriebe?
Das kann man so nicht verallgemeinern. Auch Erfahrung schützt vor Torheit nicht. Wichtig ist generell, dass man – auch – über das notwendige kaufmännische Wissen verfügt. Umsatz ist nicht Gewinn, Beachtung der Steuern und Abgaben, Risikomanagement, um den Griff in die Kassa zu vermeiden.
Welche Faktoren stabilisieren die Branche?
Herr und Frau Österreicher essen und trinken einfache gerne und der Tourismus erlebt neue Höhenflüge. Österreichs Gastfreundschaft, das gute Service und die Qualität des Angebotes ziehen bei in- wie ausländischen Gästen.
Wie prognostizieren Sie den Verlauf für 2020? Wird der Nichtraucherschutz eine Rolle spielen?
Es ist mit einer Zunahme an Insolvenzen zu rechnen. Vor allem bei Shisha-Bars, deren Geschäftsgrundlage verloren gegangen ist, sind betroffen. Aber auch jene typischen „Raucher-Kaffees“ und Stammbeisln, deren Kundschaft tendenziell Raucher sind.