Sechs Wiener Weingüter der Winzergruppe WienWein haben in einem langen Prozess der Beobachtung, Bewertung und Analyse ihre besten Weinberglagen eruiert und sich damit dem Klassifizierungsprozess der Österreichischen Traditionsweingüter angeschlossen. 12 Wiener Rieden werden nun als „ÖTW.Erste Lage“ anerkannt. Mit dem Jahrgang 2017 sind ab morgen (1.9.) erste Wiener Weine mit dieser Bezeichnung erhältlich.
Eine Revolution für den Wiener Wein: Die WienWein-Gruppe ist dem Verein der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖWT) beigetreten. Damit ist sie ab sofort Teil des Systems der Lagenklassifizierung, das die ÖTW in den letzten 20 Jahren erarbeitet haben. „Niemand in Österreich hat mehr Erfahrung in der Klassifizierung von Weinberglagen als die ÖTW“, begründet WienWein-Winzer Fritz Wieninger den Schritt.
Internationaler Trend
International geht der Trend zu Lagen- bzw. Herkunftsweinen. Auch diesbezüglich sehen sich die sechs WienWein-Winzer als Vorreiter in Wien. Und hegen die Hoffnung, viele mögen es ihnen gleichtun.
Gerhard J. Lobner, Mayer am Pfarrplatz: „Die Herkunft ist das prägende Qualitätskriterium eines Weins. Die Lage entscheidet über Charakter, Reifepotenzial und alle aromatischen Besonderheiten.“ Winzerkollege Thomas Huber, Weingut Fuhrgassl-Huber ergänzt: „Die Weinliebhaber suchen nach authentischen Weinen mit klarer Herkunft, deshalb ist das Projekt der Lagenklassifizierung in erster Linie eines, das den Wiener Weinbau international konkurrenzfähig macht und langfristig auf stabile Beine stellt.“
Die ÖTW haben in jahrzehntelanger Arbeit die Kriterien erarbeitet, um gute, sehr gute und herausragende Lagen möglichst objektiv unterscheiden zu können. Seit zwei Jahrzehnten wird laufend daran gearbeitet, um die Ersten Lagen im Kamptal, Kremstal, Traisental und Wagram zu ermitteln. Derzeit sind es insgesamt 60 Rieden im Donauraum, die diese Bezeichnung tragen dürfen. Nun kommen mit den klassifizierten Wiener Lagen weitere 12 dazu, ergibt gesamt also aktuell 72 ÖTW.ERSTE LAGEN.
12 Rieden erfüllen strenge Kriterien der ÖWT
Vor dem Beitritt evaluierte die Winzergruppe WienWein über Jahre hinweg ihre Lagen in Hinblick auf eine Klassifizierung. 12 Rieden erfüllten die strengen ÖWT-Kriterien: z. B. Hanglage, geologisch hochwertiger Bodenaufbau, hoher Qualitätsstandard des Weines über mindestens 5 Jahre, nachweislich hohe Bewertungen usw. Diese 12 dürfen ab sofort als ÖWT.ERSTE LAGE bezeichnet werden. Ab September 2018 sind 22 Weine (Jahrgang 2017) dieser Lagen verfügbar.
Das sind sie (Lagen geografisch gereiht):
- Ried Falkenberg, Bisamberg, Wien, Weissburgunder, 2017, Weingut Christ
- Ried Wiesthalen, Bisamberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Christ
- Ried Ulm, Nussberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Wieninger
- Ried Gollin, Nussberg, Wien, Grüner Veltliner, 2017, Weingut Fuhrgassl-Huber
- Ried Rosengartel, Nussberg, Wien, Riesling, 2017, Weingut Wieninger
- Ried Rosengartel, Nussberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Wieninger
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Riesling, 2017, Weingut Cobenzl, Wien
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Riesling, 2017, Weingut Fuhrgassl-Huber
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Riesling, 2017, Weingut Mayer am Pfarrplatz
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Mayer am Pfarrplatz
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Rotes Haus
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Grüner Veltliner, 2017, Weingut Wieninger
- Ried Preussen, Nussberg, Wien, Riesling, 2017, Weingut Wieninger
- Ried Langteufel, Nussberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Rotes Haus
- Ried Steinberg, Grinzing, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Cobenzl, Wien
- Ried Steinberg, Grinzing, Wien, Riesling, 2017, Weingut Hajszan Neumann
- Ried Seidenhaus, Grinzing, Wien, Weissburgunder 2017, Weingut Cobenzl Wien
- Ried Schenkenberg, Grinzing, Wien, Weissburgunder, 2017, Weingut Fuhrgassl-Huber
- Ried Himmel, Maurerberg, Wien, Weissburgunder Kalkstein, 2017, Weingut Edlmoser
- Ried Himmel, Maurerberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Edlmoser
- Ried Sätzen, Maurerberg, Wien, Riesling Kalkstein, 2017, Weingut Edlmoser
- Ried Sätzen, Maurerberg, Wien, Wiener Gemischter Satz DAC, 2017, Weingut Edlmoser
Alle Wiener Weinbaubetriebe eingeladen, sich Projekt anzuschließen
Die Klassifizierung nach dem System der ÖTW soll aber in keinster Weise ein Alleingang der WienWein-Winzer sein. „Jedem Wiener Weinbaubetrieb steht es offen, sich dem Projekt anzuschließen, auch wenn er nicht WienWein Mitglied ist“, lädt Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl Wien) andere Winzer ausdrücklich ein.
Ab 1. Jänner 2019 ist es per Antrag möglich, eine Klassifizierung nach den Statuten des Vereins ÖTW zu beantragen. Nach einer dreijährigen Beobachtungszeit kann die Auszeichnung „Erste Lage“ vergeben werden. Derzeit werden ausschließlich Lagen klassifiziert, in denen die Sorten Wiener Gemischter Satz, Grüner Veltliner, Riesling und Weißburgunder wachsen. Lagen mit roten Sorten wurden bis jetzt noch nicht klassifiziert.
Klassifizierung: Ideale Voraussetzungen in Wien
Ein amtliches Rebflächenverzeichnis, jeder Weingarten mit eigener Grundstücksnummer (ermöglicht eine präzise Abgrenzung) – für wissenschaftlich fundiertes Klassifizierungssystem ist der Wiener Weinbau geradezu ideal geeignet.
Insgesamt verfügt die Weinbauregion Wien über 145 Rieden. Die ersten 12 ÖTW.ERSTE LAGEN sind die Filet-Stücke des gesamten Weinbaugebietes. Sie machen gerade einmal 18,4 Hektar aus. Das sind 2,9 Prozent der gesamten Wiener Rebfläche von 637 Hektar.
Früher Usus, Weine nach Lagen zu benennen – und keine Fantasienamen zu vergeben
Konsumenten sollen durch die Klassifizierung ein Bewusstsein für die Wiener Weinlagen neu entdecken. „Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war es ganz normal, Wein nach seiner Herkunft zu benennen“, weiß Winzer Rainer Christ. Die Weinliebhaber tranken einen ‚Nussberger’ oder einen ‚Neustifter’ oder verlangten einen ‚Bisamberger’. Erst später wurde es üblich, die Weine nach Sorten zu benennen oder ihnen Fantasienamen zu geben.
Durch die Lagenklassifizierung sollen die alten Rieden-Namen und ihre Charakteristika wieder mehr Bekanntheit erlangen. Die ÖTW sehen als Fernziel eine Einteilung in fünf Stufen mit immer engerer Herkunftsbezeichnung: Gebietswein, Ortswein, Riedenwein. Die Weine aus Einzellagen haben zudem die Chance als Erste Lage und Große Lage zertifiziert zu werden. Bisher wurden noch keine „Großen Lagen“ definiert. „Große Lagen zu klassifizieren, das bleibt ein Ziel für die Zukunft“, betont Winzer Michael Edlmoser, „sie werden sich aus den ‚Ersten Lagen’ entwickeln.“
Die Basis dieser Pyramide wurde 2013 mit der Einführung der kontrollierten Gebietsbezeichnung DAC geschaffen. Dieses Prädikat gibt es in Wien vorläufig nur für den Wiener Gemischten Satz, geplant ist aber, dass in Zukunft auch die für Wien typischen Sorten Grüner Veltliner, Riesling und Weißburgunder den DAC-Status erhalten sollen. Das wäre einmal mehr eine Bedeutungssteigerung der Herkunft der klassifizierten Lagen.
Der Verein der Österreichischen Traditionsweingüter ÖTW
Der Verein der ÖTW wurde im Jahr 1992 gegründet. Bisher umfasste der Verein in Summe 36 Weingüter im Donauraum (Traisental, Kamptal, Kremstal, Wagram). Nun haben sich zwei weitere Gebiete, Wien und Carnuntum, dem Verein angeschlossen. Damit wächst die Zahl der Mitgliedsbetriebe auf 62.
Dachverband der ÖTW, Michael Moosbrugger (Schloss Gobelsburg) ist gleichzeitig Obmann des Regionalvereines Donau. ÖTW Wien wird von Fritz Wieninger geleitet, ÖTW Carnuntum steht unter dem Vorsitz von Gerhard Markowitsch.
Die aktuellen Mitglieder der ÖTW, Region Wien (Stand August 2018)
Weingut Christ www.weingut-christ.at
Weingut Wien Cobenzl www.weingutcobenzl.at
Weingut Edlmoser www.edlmoser.com
Weingut Fuhrgassl-Huber www.fuhrgassl-huber.at
Weingut Mayer am Pfarrplatz www.pfarrplatz.at
Weingut Fritz Wieninger www.wieninger.at