WWF und MUTTER ERDE präsentieren neuen Lagebericht zur Gesamtabschätzung der Lebensmittelabfälle in Österreich entlang der Wertschöpfungskette
Wien (Culinarius/OTS) – Rund 760.000 Tonnen Lebensmittelabfälle und -verluste fallen jedes Jahr in Österreich entlang der Wertschöpfungskette an, Landwirtschaft und Produktion noch ausgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der heute Dienstag von WWF und MUTTER ERDE präsentierte Lagebericht des Österreichischen Ökologie-Instituts. Besonders tragisch: davon gilt die Hälfte als potentiell vermeidbar. Aufrüttelnd sind auch die Ergebnisse zum Zustand der entsorgten Lebensmittel: Im Restmüll finden sich ca. zehn Prozent originalverpackte oder nur teilweise verbrauchte Produkte. Diese Mengen an weggeworfenen Produkten haben nicht nur enorme Auswirkungen auf die Umwelt, sondern sind auch finanziell gesehen bedenklich. Durch die vermeidbaren Lebensmittelabfälle beispielsweise bei Restaurant- und Kantinenbesuchen könnten österreichweit insgesamt ca. 380 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.
„Unsere berechneten Gesamt-Lebensmittelabfälle sind als erster Richtwert zu sehen. Die 760.000 Tonnen decken nur die Bereiche ab, zu denen Daten verfügbar sind. Man kann also davon ausgehen, dass noch beträchtliche Mengen hinzukommen“, erklärt Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie-Institut. Landwirtschaft und Produktion konnten aufgrund fehlender Daten nämlich nicht miteinberechnet werden. Hinweise aus anderen Ländern lassen jedoch auf eine nicht vernachlässigbare Lebensmittelabfallmenge in diesen Sektoren schließen. Für die Produktion ist eine Studie in Arbeit, die auf Gesamtösterreich hochrechenbare Zahlen liefern wird. Für den Bereich Landwirtschaft sind derzeit keine Datenerhebungen geplant.
Die Studienautoren orten insgesamt großen Handlungsbedarf, wenn es um das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und –verlusten geht:
Alle Akteure sind gefordert. „Wie sollen wir das gesamteuropäische Reduktionsziel – die Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030 – erreichen, wenn wir nicht wissen, wo wir stehen? Wir brauchen transparente Daten und verbindliche Maßnahmen.“, gibt Friederike Klein, Referentin für Nachhaltige Ernährung, WWF Österreich, zu bedenken. Darum müssen klare politische Zuständigkeiten – etwa in Form einer einzig verantwortlichen Koordinierungsstelle, verbindlicher Maßnahmen und Reduktionsziele für alle betroffenen Akteure entlang der Wertschöpfungskette und transparenter Daten sowie Zielüberprüfungen, dringend beschlossen werden. Konsumentinnen und Konsumenten können die Forderungen des WWF unterstützen, in dem sie mit ihrer Unterschrift ein klares Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen und die Petition unter www.wwf.at/essen-ist-kein-mist unterzeichnen.
Aber auch im ganz persönlichen Lebensbereich kann jeder und jede Einzelne einen wertvollen Beitrag leisten. Die richtige Lagerung von Lebensmitteln, eine gute Einkaufsplanung oder das Mitnehmen von Übriggebliebenem nach einem Restaurantbesuch, sind einfache Tipps, die leicht zu beherzigen sind. Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin der Initiative MUTTER ERDE, appelliert an die Konsumentinnen und Konsumenten: „Lebensmittel sind zu wertvoll um im Müll zu landen. Obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum nichts anderes ist als eine Garantieerklärung des Herstellers etwa wie die Garantie bei einem Elektrogerät, werden viele einwandfreie Lebensmittel allein aus dem Grund der Überschreitung dieses Datums weggeworfen. Dabei wären sie – bei richtiger Lagerung – oft viel länger genießbar.“ Aktuelle Informationen zu den im Rahmen des MUTTER ERDE-Schwerpunkts stattfindenden Aktivitäten und eine umfassende Lebensmitteldatenbank mit Tipps zum richtigen Umgang mit Lebensmittel finden sich unter www.muttererde.at.
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