Im Interview mit Gastro News klärt die Gastronomin Christina Hummel auf, warum Tradition und Innovation nicht ohne einander können, welche Videos von ihr auf YouTube zu finden sind und verrät, warum aus ihrer Karriere als Reitlehrerin nichts wurde.
Die sympathische Christina Hummel liebt die Wiener Josefstadt wie keine zweite. Dort trifft man die Gastronomin im stadtbekannten Café Hummel, im Gespräch mit den Gästen oder ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gastro News stattete dem Wiener Traditionsbetrieb einen Besuch ab und traf die Betreiberin zum entspannten Interview, inmitten des Getümmels.
Gastro News: Du führst das Café Hummel in dritter Generation, inwieweit fühlst du dich der Tradition des Hauses verpflichtet?
Hummel: Meiner Ansicht nach braucht die Tradition, Innovation um Bestand zu haben. In einem gewissen Maß, um im Wettbewerb nicht auf der Strecke zu bleiben. Trends ändern sich laufend, genau wie die Gäste und deren Ansprüche. Man muss auch als Traditionsbetrieb ´up to date´ sein und Produkte und Angebote laufend aktualisieren.
Gastro News: In Wien passiert gerade viel in der Kaffeehaus-Szene. Jede Menge kleine Betriebe und sogenannte Pop Ups bringen das klassische Kräfteverhältnis ins Wanken. Siehst du die Wiener Kaffeehauskultur in Gefahr?
Hummel: In Gefahr wäre zu viel des Guten, in Bedrängnis vielleicht. Ich sehe es eher als Anstupser für einige meiner Kolleginnen und Kollegen, mit der Zeit zu gehen. Das sogenannte Wiener Gschloder, wie man so schön sagt, reicht heute einfach nicht mehr. Auch ich habe den Anspruch, eine gute Tasse Kaffee zu trinken, mit einer angenehm warmen aufgeschäumten Milch. Und das in passender Atmosphäre. Solange Trends bodenständig sind und zu dir und deinem Betrieb passen, sollten Sie auch berücksichtigt werden. Verbiegen darf man sich aber nicht.
Gastro News: Wenn du nicht als Gastronomin durchgestartet wärst, wohin hätte dich dein beruflicher Weg geführt?
Hummel: Ich wäre wohl Sängerin oder Reitlehrerin geworden.
Gastro News: Hast du eine klassische Gesangsausbildung?
Hummel: Ich habe eine Gesangsausbildung und auch schon Videos auf YouTube veröffentlicht. Im Lockdown hatte ich die Zeit dafür.
Gastro News: Hast du den Weg in die Wiener Gastronomie je bereut?
Hummel: Nein. Weil ich theoretisch immer noch beides machen könnte. Warum auch nicht.
Gastro News: Und woher kommt deine Leidenschaft zum Reiten?
Hummel: Die Liebe fürs Reiten hatte ich schon immer. In meiner Jugend war es meine große Leidenschaft, die dann aber mit der Zeit und dem Alter zunehmend verblasste. Wenn ich heute die Möglichkeit habe, reite ich aber noch immer gern. Im Urlaub beispielsweise.
Gastro News: Ein Gast betritt zum ersten Mal das Café, was empfiehlst du?
Hummel: Das ist einfach. Ein kleines Beef Tartar, das ist unser absoluter Klassiker und wird in extra dafür angefertigten Formen serviert. Gefolgt von unserem Zwiebelrostbraten, für den wir die Röstzwiebel als eines der wenigen Cafés immer selber machen. Wir verfluchen zwar den Abenddienst, wenn es wieder soweit ist, weil der ganze Betrieb nach Zwiebel riecht, aber das ist der Preis den wir in Kauf nehmen, um den besten Zwiebelrostbraten der Stadt anzubieten.
Gastro News: Du bist mit dem Wiener Gemeindebezirk Josefstadt und den Menschen, die hier leben eng verbunden. Kannst du den Bezirk in wenigen Worten so beschreiben wie du ihn siehst?
Hummel: Die Josefstadt ist wohl das wunderbarste Dörfchen in der Bundeshauptstadt Wien.
Gastro News: Auf welches Gericht kannst und willst du einfach nicht verzichten?
Hummel: Ich bin ein großer Fan von einem frisch-gebackenem Schweinskotelett. Dazu einen Reis und eine hausgemachte Sauce-Tartar und ich bin im siebten Himmel. Das haben wir aber leider nicht immer auf der Karte.
Gastro News: Worauf dürfen sich deine Gäste in naher Zukunft freuen?
Hummel: Wir arbeiten natürlich schon fleißig an unserer Weihnachtskarte. Und auch unsere Punsch- und Glühwein-Kreationen gibt es wieder.
Gastro News: Danke für das Gespräch.
(Das Interview wurde kurz vor dem vierten Lockdown geführt.)