Die japanische Küche ist in erster Linie bekannt für Sushi, Maki, Misosuppe und grünem Tee. Japan-Kenner wissen allerdings, dass sie neben rohem Fisch noch viel mehr zu bieten hat. Wenn in Wien also ein Lokal aufsperrt, das ausschließlich das „noch viel mehr“ anbietet, dann ist das schon eine spannende Sache. So geschehen vor einigen Wochen: Ende September hat die Japanerin Mari Udagawa Wanzel das „Mari´s Metcha Matcha“ am unteren Ende der Neustiftgasse eröffnet, welches bereits ihr zweites Lokal ist. Das Erste (in der Operngasse) wurde mittlerweile verkauft, das Konzept für das neue Café-Restaurant wurde überarbeitet. Neue Ideen für ein neues Projekt sozusagen.
Kunst als Teil des Konzepts
Das kleine Geschäftslokal wurde mit Hilfe des österreichischen Ehemannes Christoph, der praktischerweise Designer und als Art Director ein Händchen fürs Einrichten hat, komplett renoviert und sehr hübsch gestaltet: graue Wände, schummrige Beleuchtung durch Korblampen, viel helles Holz, kunstvoll verschachtelte Regale über den hohen Esstischen, auf denen unzählige Matcha-Keramikschalen und kleine japanische Holzpüppchen ausgestellt sind – zum Bewundern und Kaufen. Das ist auch Teil des neuen Konzepts: Gäste sollen kommen um zu essen und – wenn sie möchten – tiefer als „nur“ kulinarisch in die japanische Kultur eintauchen können. Hübsches Teegeschirr, Holzschnitte und Bilder gilt es zu bestaunen und zu erwerben. Ja, das kleine Lokal ist deswegen ziemlich voll, sagen wir mal: es ist das komplette Gegenteil von puristisch. Trotzdem hat das Ehepaar Wanzel es geschafft eine gemütliche und authentische Atmosphäre zu schaffen. Das i-Tüpfelchen ist noch der Service: die Kellnerin spricht fließend japanisch und trägt einen geblümten Kimono inklusive kunstvoll gebundener Megaschleife am Rücken, so wie es in Japan Tradition ist. Gefällt mir!
Traditionelle japanische Küche
Was isst man also wirklich in dem ostasiatischen Staat im Pazifik? Die Speise- und Getränkekarte ist umfangreich, man startet am Besten mit japanischen Tapas wie beispielsweise einem Salat aus schwarzem Seegras mit Karotten und grünen Bohnen, Soft Tofu mit fermentierten Sojabohnen, dem grandiosen Spinatsalat, der mit Sesamöl mariniert wird (supergut!), Huhn im Tofu-Säckchen, Shiitake-Pilze mit würziger Dashi-Sauce und noch vielem mehr. Wie schon erwähnt, die Speisekarte ist lang, was ob der Lokalgröße ein wenig überrascht. Eine weitere Kategorie stellen Onigiris dar, oder… wie ein Freund es mal treffend formulierte: „die japanische Wurstsemmel“. Dieses kleine, oft mit Fisch oder Gemüse gefüllte Dreieck aus Reis ist mit einem Meeresalgenblatt umwickelt und ein beliebter Zwischensnack in Japan. Ein Stück alleine (ausgestellt in der Glasvitrine) kostet € 2,80, wenn man ein Onigiri-Set mit 2 Stück plus Misosuppe plus Tapas nimmt zahlt man günstige € 7,90. Ein weiteres Highlight sind die Dashi-Suppen, das sind kräftige Fischbrühen mit herrlich dicken (Udon) oder rutschig dünnen Nudeln (Soba & Ramen) sowie Ei, Spinat, frittierten Shrimps, Schweine- oder Hühnerfleisch, Seegras oder Tofu als Einlage. So ein Pot kostet bis zu € 10,90, macht allerdings richtig gut satt. Ich entschied mich für die Variante mit den Buchweizennudeln (Soba) und gebackenen Shrimps, das war schon eine wirklich köstliche Angelegenheit.
Die eigentlichen Hauptspeisen bei Mari´s Metcha Matcha sind aber die sogenannten „Teisyoku“. Ein kastenartiges Gericht – ähnlich wie die hierzulande bereits bekannten Bento-Boxen beim Sushiwirt – welches auf einem japanischen Holztablett serviert wird und aus einem warmen Teil, Reis, Misosuppe und eingelegtem Gemüse (Pickles) besteht. Wir kosteten das vegane Kürbis-Kroketten-Teisyoku und waren gleich mal entzückt, vom Geschmack und der Konsistenz dieser süßlich schmeckenden, knusprigen Pumpkin-Dinger, die mit einer leicht rauchigen und süßen BBQ-Sauce daherkommen. So dermaßen flaumig und kross zugleich, ein herrlich sämiger Genuss für den Gaumen – Beste wo gibt! Wer lieber Fleisch oder Fisch mag: Lachs Teriyaki, Schwein mit Ingwer, Huhn mit Knoblauch oder Rindfleisch Curry stehen auch auf der Karte. Dann aber bitte die Kürbiskroketten als Tapas vorab bestellen, es wäre zu schade wenn nicht!
Zu all den traditionellen Köstlichkeiten trinkt man entweder japanisches Bier (Sapporo, Kirin, Asahi), vielleicht sogar Sake, Calpis (ein spezielle fermentierte Milchgetränk) oder natürlich grünen Tee. Ob klassischer Matcha (Grünteepulver), Hoji (geröstet), Genmai (mit braunem Reis und gepoppten Reiskörnern) oder Jasmin – hier kennt man sich aus.
Und wer dann noch ein Dessert schafft, kann sich einen Grüntee-Cheesecake, japanische Pancakes mit Rote-Bohnen-Paste oder die aus Reismehlteig hergestellten Mochis mit Erdbeere gönnen.
Mein Fazit:
Das Metcha Matcha ist bereits auf der Liste meiner Wiener Lieblingslokale. Man spürt die Herzlichkeit, die Liebe zum Detail und isst köstliches authentisches Essen aus Japan. Bravo, Mari! Ich komme ganz bald wieder!
Mari´s Metcha Matcha
Neustiftgasse 7
1070 Wien
Tel. 01/522 21 15
Geöffnet: Montag bis Samstag 12-21 Uhr