Okay, nicht ganz alles. Aber viel. Wochentags zu Mittag in der Praterstraße, vier Leute, fast mehr Teller als Tisch. Und jetzt mal was Grundsätzliches: Wenn du gefragt wirst, ob du mitkommst ins Mochi, sagst du nicht nein.
„Heute Mittag ist wieder Mochi angesagt. Nur so zur Info“, bekomm‘ ich zum Morgenkaffee eine Nachricht. Mittags steht noch kein Termin an, darum schnell zugesagt. Gottseidank, sonst hätte ich so einiges verpasst. Aber der Reihe nach.
Um 12 Uhr mache ich mich auf in die Praterstraße 15. Ins Mochi, wo man traditionelle japanische Küche mit verschiedensten internationalen Küchen verbindet. Ein Vierertisch im Freien, direkt unter einem der großen Bäume. Besser geht’s nicht. Viel zu schade, einen herrlichen Sommertag wie heute verstreichen zu lassen, ohne das Leben zu feiern. Ich bin für mehr Glitzer im Alltag. Beziehungsweise gutes Essen. Und da bin ich da scheinbar richtig. Zumindest der Anzahl der Leute nach zu urteilen. Der Gastgarten ist voll und beim Schild neben dem Eingang, auf dem steht, man solle warten, bis man platziert wird, steht gefühlt immer jemand. Es geht aber flott und das Servicepersonal findet für Neuankömmlinge einen Platz.
First come, first serve und Pet Nat
Reservieren kann man wochentags erst ab 16 Uhr, Montag bis Freitag werden die Tische von 11:30-15 Uhr nach dem Prinzip first come, first serve vergeben. Mir kann’s heute zum Glück egal sein, meine drei Leute sind schon da. Eine Flasche Pet Nat steht auch schon auf dem Tisch. Optimal!
Ich bin zum ersten Mal hier, einer unserer Viererrunde ist aber Stammgast. Nachdem abgeklärt ist, dass wir möglichst viel probieren wollen und daher in die Mitte des Tisches bestellen, überlassen wir ihm die Auswahl. War das klug? Er hört gar nicht mehr auf zu ordern. Lediglich 2x Salat und 2x Misosuppe bestellen wir noch einzeln dazu. Ich bin Team Misosuppe, da unser Freund meint, bei ein paar der Speisen sei sowieso Salat dabei.
Erstmal alle Aufmerksamkeit dem Wein: Es ist ein Kalkspitz Pet Nat 2015 von Christoph Hoch aus dem Kamptal. Der Perlwein des Niederösterreichers ist Demeter-zertifiziert. Auf bald 400 Jahre Weinbautradition blickt die Familie, Christoph Hoch setzt seit einiger Zeit auf biodynamische Bewirtschaftung seiner Weingärten. Sein Pet Nat habe keine Vorbilder, aber Input aus der Champagne, liest man in der Weinkarte. Wie in der Champagne hat auch Hochs Heimat Hollenburg sehr kalkhaltige Böden. Kein Wein, den man einfach so nebenbei trinkt. Er hat was Lebendiges, fast was „Mostiges“ und beherrscht das Gespräch, bis sich der Tisch sukzessive mit Tellern füllt. Braucht ihr sonst noch was?, fragt die Kellnerin. Einen zusätzlichen Tisch, scherzen wir, schlichten die Teller und los geht’s mit dem Fest!
Das Essen im Überblick:
Aus der Rubrik SPECIAL ROLLS: MY BEST FRIEND inspired by mr. duc | kuchi berlin (+ Avocado Maki dazu)
Von den TAPAS: TAN TAN SALAD mochi style bolognese vom schwein | salatherzen | mayo In einem Schüsselchen kommen Salatblätter, in einem zweiten Faschiertes. Mit einem kleinen Löffel füllt man ein bisschen Faschiertes in ein Salatblatt, den man schließlich wie einen Mini-Taco isst. Die Bolognese ist super g’schmackig. Und: Essen mit den Händen? Immer gern!
Und: TOMATO CEVICHE eingelegte kirschtomaten | koriander Zugegeben, wer mit dem Geschmack von Koriander nichts anfangen kann, wird mit dem Gericht keine Freude haben, da der Koriander recht dominant ist. Wer ihn hingegen mag, dem kann man die eingelegten Kirschtomaten ans Herz legen. Sie erfreuen mit einer angenehmen Säure und intensiven Fruchtigkeit. Erfrischend, leicht, schreit nach Sommer.
Und aus der Kategorie ALL TIME FAVOURITES:
CRISPY PRAWNS 4 stk. garnelen tempura | grüner salat | yuzu-trüffel dressing | chili-mayo Wer auf Garnelen steht, muss das probieren (siehe Titelbild, mittleres Foto).
TORI KARAAGE knuspriges hühnchen | krautsalat | chili-mayo | sesam-ingwer dressing Wie alles andere wird auch das knusprige Hühnchen mit Stäbchen gegessen. Großzügig in die Chili-Mayo tunken nicht vergessen, wär‘ schade. Die ist fantastisch. Cooles Gericht!
Ein Dessert passt nicht mehr rein, dafür noch ein Glas Pet Nat. Bambule 2015 von Judith Beck aus Gols. Er erscheint etwas zugänglicher, leichter zu trinken und macht definitiv Freude. „Manchmal ist es das Klügste, die Fünfe grad‘ sein zu lassen. Nicht denken, nur schauen. Die Sonne scheinen, den Regen regnen und die Leute reden lassen. Dann ist der Tag so prickelnd, frisch und fein wie das erste oder zweite Glas“ des Pet Nats – Klingt gut, oder? Eine Weisheit vom Beck’schen Flaschenetikett, an die man sich gerne halten kann, wie ich finde.
Ehrlicherweise: Besser kann man einen Mittag nicht verbringen. Schön ist es unter den großen Bäumen der Praterstraße. Da macht‘s auch nicht, wenn es kurz zu nieseln beginnt. Die Bäume fangen das bis auf ein paar Tropfen ab und man fühlt sich mit einem Tisch voller Essen, Wein und Gesellschaft so wohl, dass es einem schlicht egal ist.
Das Mochi-Feeling gibt’s auch für zu Hause: Take Away gibt’s im o.m.k. gleich gegenüber. Pluspunkt fürs Mochi: einer unserer Viererpartie war von den Prawns so begeistert, dass er nach einer Portion zum Mitnehmen fragte. Genauer: nach einer doppelten Portion, dafür ohne Salat. Alles kein Problem, sehr sympathisch.
Als wir aufbrechen, laufen uns Bekannte aus Westösterreich über den Weg. Wie jedes Mal, wenn sie in Wien sind, steht ein Besuch im Mochi an. Ich hab’s zum Glück nicht ganz so weit, daher, wenn das nächste Mal mittags wieder Mochi angesagt ist, ich bin dabei!
Mochi
Praterstraße 15, 1020 Wien
Öffnungszeiten: 11:30-22 Uhr (Sonn- und Feiertage geschlossen)