Mein kulinarischer Ausflug führt mich dieses Mal aus Wien hinaus. Und weil es zu zweit schöner ist, nehme ich zusätzlich zu Neugier und Appetit auch den Ehemann mit. Zu keinem Geringerem als Hauben- und Sternekoch Toni Mörwald machen wir uns auf den Weg. In seinem Hotel in Feuersbrunn nahe Krems machen wir zum Essen Halt. Doch nicht nur das. Wir bleiben über Nacht und verschaffen uns so einen umfassenden Eindruck des Hauses, das als eines von nur zwölf ausgewählten Betrieben des Landes der Luxushotel- und Gourmetrestaurant-Vereinigung Relais & Châteaux angehört.
Vor ziemlich genau einem Jahr war ich schon einmal hier. Damals durfte ich Toni Mörwald anlässlich seines 50. Geburtstages zum Interview treffen (hier nachzulesen). Dieses Mal sind das Hotel und seine Kulinarik Gegenstand meiner Betrachtung.
Einchecken in der Hideaway Suite
Schon das Äußere des Hotels macht Einiges her. Die eigenwillig zackige Form scheint eine architektonische Übersetzung der Landschaft des Wagrams, in der wir uns befinden. Holz und Glas sind die vorherrschenden Materialien, die sich auch in der Gestaltung des Interieurs durchziehen. Wir treten ein und finden uns im Eingangsbereich wieder, der zwei Assoziationen aufkommen lässt: großzügig und lichtdurchflutet. Auch hier wurden mit Bedacht die Materialien der Umgebung zur Gestaltung verwendet, helles Holz schafft eine gemütliche Atmosphäre. Hier kann man zur Ruhe kommen. Rechterhand Glasfronten und ein offener Stiegenaufgang mit Hängelampen. Fast bis zum Dachstuhl kann man hinaufsehen. Wenn schon die Lobby beeindruckt, sind wir auf die Suite gespannt! Also erst einmal einchecken und hinauf geht’s in die Hideaway Suite. Als Erstes fällt mir der hochwertige Holzboden auf. Wie edel! Unsere Suite bietet einen Schlafbereich mit Wittmann-Bett, WLAN, zwei Flatscreens, eine gemütliche Sitzecke mit Büchern, eine Kaffeemaschine, Minibar mit Delikatessen und einen kleinen Balkon. Statt in den Fernseher hinein sehen wir aus der Glasscheibe hinaus auf die Weinberge des Wagrams.
Auch einen Spa-Bereich mit Sauna und Dampfbad erspähen wir einen Stock tiefer. Erst einmal zieht es uns aber in die Bar. Eine alte Weinpresse, die in den Raum integriert ist, macht ordentlich was her. Sie ist sicher einige Meter lang und stellt ein weiteres Element dar, das das Haus mit der Region verwurzelt. Ein gelungener Kontrast zum sonst modernen, schlichten, stets stilvollen Möbel. Hausherr Toni Mörwald selbst begrüßt die Gäste des Hauses, wechselt ein paar Worte und stellt sicher, dass sich alle wohlfühlen.
Dinner im Gourmetrestaurant „Toni M.“
Nun aber zum Essen: Im 3 Hauben Gourmetrestaurant „Toni M.“ nehmen wir zum Dinner Platz. Wie im restlichen Haus gibt es auch hier Vieles zu entdecken. An den Wänden reihen sich Weinflaschen, in einem Glasschrank stehen Auszeichnungen, an der Wand hängt ein Bild des Grand Chefs. Die Decke des Gourmetrestaurants weist ein Muster in denselben sanften Braun- und Beigetönen auf, in denen der Raum sonst gehalten ist. Schick, finden wir.
Als Gedeck serviert man uns schwarzes Brot mit Asche und Chili sowie französisches Zupfbaguette, dazu Algen- und Chilibutter. Als Gruß aus der Küche kommt ein Löffel mit Hühnerherz und Avocadocreme sowie Shiitake und Rohschinken. Köstlich – mein Favorit ist das Hühnerherz, den Mann begeistert der marinierte Pilz. Der zweite Gruß ist eine Überraschung: Ein kleines Stückchen Pizza. Nicht gerade, womit wir im 3 Haubenrestaurant rechnen. Aber wir finden es klasse und das Häppchen, das schmeckt! Die Vorspeise kommt wie ein Kunstwerk daher: Geeistes Kalb. Ganz fein darübergeraspelt: Foie Gras. Darunter eine Creme aus Brioche und ein paar Brombeeren. Eine außergewöhnliche Kombination, die wir so noch nie gegessen haben. Allein die Briochecreme ist aber ein Traum, die ich mir auch separat bestellen würde!
Als Nächstes Fjord Forelle in roter Rübe gebeizt. Dazu Gurke, Wacholder und Pumpernickel. Die verschiedenen Texturen, mit denen gearbeitet wird, etwa Creme und Gel oder Krümel des Brotes, machen den Gang zu einem Erlebnis für den Gaumen. Gespannt erwarten wir den nächsten Teller: Confierter Kabeljau, Bourride, Pak Choi und Adzukibohne. Ich mag die Präsentation und die Konsistenzen der Produkte, von Schaum bis Crunch (der Bohnen) ist Einiges für den Gaumen zu erschmecken.
Der folgende Gang ist Wagramer Flugentenbrust mit Dreierlei vom Sellerie (Creme, Spiralen und Erde), Haferwurzel und Thymian. Dazu ein intensiv-aromatischer Jus. Die Speise ist sicher eines der Highlights des Abends für mich. Den süßen Abschluss macht ein saftiger Karottenkuchen mit Mascarpone und Gel-Tupfen. Dazu Sauerrahmeis und ein Kaffee.
Frühstück im „Zur Traube“
Frühstück wird im Haubenlokal „Zur Traube“ serviert. Das befindet sich ebenfalls im Haus. Wenn man das Lokal betritt, steht man erst einmal in der Kochbar, in der im Fall des Frühstücks direkt vor den Gästen Eiergerichte – für uns Ei Benedict – zubereitet werden. Unser Tisch ist in der Wirtshausstube, die Toni Mörwald teilweise noch so erhalten hat, wie er sie vor 30 Jahren von den Eltern übernommen hat. An der hölzernen Garderobe hängt noch das bunt bemalte, alte Holzschild mit der Aufschrift SPARVEREIN „Zur Traube“. Das gefällt uns!
Frühstücken können übrigens nicht nur Hotelgäste, sondern auch Besucher der Kochbar. In einem angeschlossenen Raum befindet sich ein Frühstücksbuffet, das aufzuzählen alleine Seiten füllen würde. Wurzelspeck, Schinken und Wurstspezialitäten, verschiedenster (Weich)Käse, Honig direkt aus der Wabe, Marmeladen, Früchte, Gemüse, hausgemachte Mehlspeisen und Kuchen, Gebäck, Minicroissants, heiße und kalte Getränke wie Säfte, Kaffee, Wasser mit Minze oder Rosmarin, verschiedenes Müsli, eisgekühlte Milch, mit Soja- und Mandelmilch sind sogar zwei vegane Varianten dabei. Ich bleibe aber bei der Vollmilch. Als kleine Aufmerksamkeit bekommen wir zusätzlich zu unserem Kaffee auch noch eine kleine Tasse heiße Schokolade. Ich bin verliebt! Das trifft genau in mein Frühstücksherz.
Bevor wir uns wieder auf die Reise begeben, plaudern wir noch mit den Mitarbeitern. Sie sind freundlich und bemüht und versorgen uns mit Ausflugstipps der Region (ein großes Thema ist Wein, Schloss Grafenegg und Krems sind es auch nur ein paar Autominuten entfernt). Am Ende dürfen sogar einen Blick in den Weinkeller werfen.
Wenn man einmal raus aus der Stadt möchte, wenn es etwas Besonderes sein soll, dann kann man einen Besuch im Hotel am Wagram wärmstens empfehlen. Nahe genug für jeden Wochenendausflug. Wir waren sicher nicht zum letzten Mal da!
Relais & Châteaux Hotel am Wagram
Kleine Zeile 15, 3483 Feuersbrunn
www.moerwald.at/hotel-am-wagram/
Fotocredits: Michaela Reisel