Wie aus einem klassischen Wirtshaus ein Haubenrestaurant wird weiß Michael Böhm. In Weinzierl im Tullnerfeld lockt der in vielen Küchen erprobte Hausherr neugierige Gaumen von weit her an. Das Rezept dabei ist einfach: nämlich die Einfachheit. Mit Böhm haben wir über kulinarische Erbschaften, Haubenküche und transatlantische Ausflüge gesprochen.
Michael Böhm ist ein Wirtshauskind. Genau 40 Jahre ist es her, dass seine Eltern den Gasthof in Weinzierl bei Tulln übernommen haben, der bis heute den Familiennamen trägt. Ein Name, den man kennt. Nicht nur in Tulln. Böhm hat sich längst darüber hinaus einen Namen gemacht. Der neue Stil, mit dem er das ehrwürdige Haus seit 2007 bespielt, brachte eine Haube bei Gault Millau und zuletzt 87 Punkte im Falstaff-Ranking.
Neue Linie: Einfachheit
Das Rezept für den Erfolg ähnelt dabei den Rezepten für die Speisen. Einfach soll es sein, schlicht, aber geschmacklich hervorragend, erzählt Böhm. Das bedeutet für ihn: Bei Bewährtem ansetzen, aber neu interpretieren. So verwaltet der Koch, den die Lehrjahre einst auf den Bischofsberg in Windischgarsten geführt haben, das Erbe der Eltern, und hat es doch behutsam weitergeführt: „Bei einigen Speisen gibt es vielleicht einen Wiedererkennungswert, aber an und für sich habe ich meine eigene Linie gefunden.“
Lehr- und Wanderjahre
Entwickelt hat Böhm seinen Stil an mehreren Stationen, bei deren bloßer Erwähnung Kenner der niederösterreichischen Restaurantlandschaft andächtig die Serviette falten. Sechs Jahre wirkte Böhm bei Sodoma in Tulln. Auf Schloss Grafenegg arbeitete er bei Gourmet-Größe Toni Mörwald. Kollege dort war Christian Göttfried, der heute unter eigenem Namen eine der besten Adressen ins Linz führt.
Danach, erzählt Böhm, war es aber Zeit für die Rückkehr in die Heimat. 2007 stieg er in den elterlichen Betrieb ein. Ein Jahr später übernahm er ihn, schon 2009 gab’s die erste Haube: „Seitdem schaffe und schöpfe und werke ich in diesem Haus.“
Hirsch trifft Jakobsmuschel
Wert legt Böhm hier neben dem heimeligen Ambiente auf die gediegene Kulinarik. Das, was er „Wohlfühlfaktor“ nennt. Die Küche atmet zwar deutlich den rustikalen Charme des Tullnerfelds, erlaubt sich aber auch Ausflüge „über den Atlantik“, wie der Hausherr erklärt. So finden sich in der aktuellen, jedes Monat neu konzipierten Speisekarte neben Rinderfilet auf Erdäpfelrisotto mit Rotweinzwiebeln und Hirschmedaillons mit Steinpilzgnocchi und Wacholdersauce auch Jakobsmuschel auf Erbsenpüree und Trüffelschaum. Dass der Wein dazu von den besten Adressen der Region kommt versteht sich von selbst. Die entsprechende Karte liest sich wie das Who’s Who der önologischen Meisterklasse – von Gobelsburg bis F.X. Pichler.
Landgasthaus Böhm
www.landgasthausboehm.at
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Öffnungszeiten:
Donnerstag – Montag
11:30 – 14:00
18:00 – 21:00
Sonntag:
11:30-14:00
18:00-20:00
Feiertags: 11:30 – 14:00
Ruhetag: Dienstag, Mittwoch