Die Winzer vom Weingut Hiedler gelten als Pioniere für die ersten Lagenklassifikationen, deren Ziel es ist, die historisch bedeutendsten Weinbergslagen des Donauraums herauszufiltern, um dem Konsumenten eine Orientierungshilfe zu bieten. Gastro-News spricht mit Ludwig Hiedler, dem Winzer aus der fünften und jüngsten Generation, über das besondere Wappentier, die Zukunft des Betriebs und seine Reisen ins australische Weingebiet Yara Valley.
Gastro-News: Ihr Wein hat nicht nur aufgrund der hohen Qualität Wiedererkennungswert- auch die Eule am Etikett zieht Aufmerksamkeit auf sich. Warum hat sich Ihre Familie für dieses „Wappentier“ entschieden?
Ludwig Hiedler: Die Geschichte unserer Eule reicht zurück in die Zeit der zweiten Winzergeneration am Weingut, Ludwig I. & Anna Hiedler (ca. 1900). Ludwig, mein Urgroßvater, hatte einen guten Freund, ein Bildhauer, mit dem er sich immer wieder traf um seine Weine zu verkosten- und zu trinken. Zu dieser Zeit nisteten auch Eulen im Dachboden des alten Kellergebäudes gegenüber und so kamen die beiden schließlich auf die Parallelen der Philosophie des Urgroßvaters mit den von der Eule verkörperten Attributen, Weisheit, Ruhe und Beständigkeit. Wir selbst, als Winzer, verstehen uns als Bindeglied. Unser Wissen und unsere Erfahrung setzen wir ein, um freizulegen, was sich in der Natur verbirgt. Die Eule ist auch das Symbol unseres Strebens nach Langlebigkeit oder Beständigkeit, Eleganz, Balance und Ruhe, welches den Stil unserer Weine ausmacht.
Gastro-News: Ihr Weingut wird nun schon in der fünften Generation weitergeführt. Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Familienbetriebs?
Ludwig Hiedler: Mit großem Tatendrang, vielen Ideen und positivem Esprit! Mein Bruder Dietmar und ich sind stolz und glücklich, diesen historisch gewachsenen und traditionellen Familienbetrieb in fünfter Generation übernehmen zu dürfen.
Angesichts des immer deutlicher spürbaren Klimawandels und seiner direkten Auswirkung auf unseren Beruf und unser Leben, liegt es uns außerdem besonders am Herzen, das Weingut als Organismus noch tiefer in nachhaltigem und umweltbewussten Handeln zu verankern. Wir werden mit unseren Kollegen weiter an intelligenten Lösungen forschen, um den zukünftigen Herausforderungen souverän entgegen treten zu können und um unsere Arbeit weitestgehend symbiotisch mit unserer Natur zu verbinden.
„Die junge Winzer Generation nutzt die Möglichkeit des Austausches über die Grenzen hinaus sehr intensiv, sowas gab es in diesem Ausmaß noch nie zuvor!“- Ludwig Hiedler
Gastro-News: Auf ihrer Homepage wird von den Wanderjahren von den jüngsten Winzern der Familie erzählt, Ludwig und Dietmar Hiedler. Inwiefern haben diese Reisen Ihre Rolle als Winzer beeinflusst? Welche Orte haben Sie besucht?
Ludwig Hiedler: Dietmar hat eine Station in Napa Valley in Kalifornien absolviert, ich konnte mit interessanten Winzern an der deutschen Saar (Mosel), im australischen Yarra Valley und im neuseeländischen Central Otago arbeiten, neben Stationen in Österreich. Die junge Winzer Generation nutzt die Möglichkeit des Austausches über die Grenzen hinaus sehr intensiv, sowas gab es in diesem Ausmaß noch nie zuvor! Man trifft dadurch Menschen, die teils völlig andere Zugänge zum Wein pflegen und auch den eigenen Blickwinkel auf die Dinge herausfordern. Über viele Jahre fügt jeder schließlich diese Puzzle Teile (Erfahrungen) aneinander und prägt dadurch seinen Stil. Es wird sich also noch viel tun in unserem jungen Leben. Ich war unter anderem begeistert vom emotionalen Zugang eines australischen Winzers, der mit viel natürlicher Intuition im Keller seine Weine begleitete. So bewusst hatte ich es zuvor noch nicht erlebt und so hat mich diese Erfahrung neben vielen weiteren stark geprägt.
Gastro-News: Welche Bedeutung hat Tradition für Sie?
Ludwig Hiedler: Tradition ist Geschichte, und diese Geschichte beseelt unsere Weine bis heute. Jeder authentische Wein hat so eine Geschichte, und wenn ich diese nicht kenne, erlebe ich eigentlich nur den halben Genuss. Das ist die „transzendente“ Seite des Weines, in der wir uns gedanklich verlieren können. Modern interpretiert kann (und muss) Tradition auch mit dem Fortschritt verbunden werden, denn sie sollte diesem nie im Weg stehen. So halten wir es auch auf unserem Betrieb und schaffen immer wieder Raum für neue Ansätze.
„Der direkte Kontakt zur Natur und das verstehen lernen ihrer Eigenheiten ist dabei eine der schönsten Seiten.“- Ludwig Hiedler
Gastro-News: Warum sind Sie gerne Winzer?