Das Wiener Traditionsgasthaus „Steirische Botschaft“ im dritten Gemeindebezirk schlitterte in die Insolvenz. Die Betreiberin der Steirischen Botschaft Anna Elisabeth Dibiasi kann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und muss nun ihren Weg zum Konkursgericht antreten.
Dem Vernehmen nach soll die Finanzprokuratur – eine Dienststelle des Bundes, die zur Rechtsvertretung im Staatsinteresse berufen ist – den Insolvenzvertrag eingereicht haben. Grund für das Scheitern des Betriebes sollen offene Abgabeschulden beim Finanzamt sein. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem Finanzamt stammen nicht aus der steirischen Botschaft, sondern einer früheren Tätigkeit der Einzelunternehmerin. Zuvor hat sie eine kleines Bistro in der Kalvarienberggasse in Hernals betrieben, wo heute das indische Restaurant mit Lieferservice „Raj Mahal“ angesiedelt ist. Das rechtskräftige Konkursverfahren ohne Eigenverwaltung wurde am 4. Mai 2019 am Handelsgericht Wien eröffnet. Die steirische Botschaft wird durch den renommierten Anwalt und Sanierungsexperten Dr. Walter Kainz verwaltet.
Vermögen und genauere Ursachen bis dato noch unbekannt
Die genauen Vermögensverhältnisse sind derzeit noch nicht bekannt und werden laut Angaben des alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) im Rahmen des Insolvenzverfahrens überprüft und geschätzt. Laut dem Insolvenzverwalter Dr. Kainz betragen die Forderungen gegenüber dem Finanzamt circa 80.000 Euro. Ob die Höhe der Geldforderungen berechtigt sind, sei noch nicht klar, so Kainz gegenüber dem Kurier. Außerdem sollen acht Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen sein. Erst nach einem Abschluss der Ermittlungen wird eine Stellungnahme zu den Befriedigungsaussichten der Gläubiger möglich sein. Außerdem werden die genauen Ursachen für die Insolvenz der steirischen Botschaft noch überprüft, so der AKV.
Wirtshaus mit Tradition
Das urige und alteingesessene Gasthaus in der Strohgasse 11 – Ecke Rechte Bahngasse befindet sich inmitten des Botschaftsviertel in Wien-Landstraße und wird seit 2018 von Anna Elisabeth D. geführt. In der steirischen Botschaft werden steirische Spezialitäten und wiener Schmankerl aufgetischt. Auf der Speisekarte des Hauses befinden sich Gerichte wie Zwiebelrostbraten, gebackene Kalbsleber mit Erdäpfel und Vogerlsalat sowie ein steirisches Gröstl mit Blattsalat. Zu Mittag werden täglich drei verschiedene Menüs zwischen 8 und 12 Euro angeboten. Die Zutaten und Produkte bezieht das Wirtshaus vorwiegend von Bauern und Lieferanten aus der Umgebung. Die Lokalität verfügt über einen großen Gastgarten für bis zu 100 Personen und kann für Feiern gemietet werden.
Weiterführung nicht ausgeschlossen
Die Gaststätte wird aktuell unter der Aufsicht des Verwalters Dr. Kainz fortgeführt und ein Sanierungsplan, zur Entschädigung der Gläubiger wird angestrebt. Aus heutiger Sicht ist der Betrieb wirtschaftlich ertragreich und eine Fortführung könnte möglich sein, so der Anwalt.
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