Wie verkauft man ein Lokal richtig?

Modern restaurant

 

Die Fragen sind: Was lässt sich heute überhaupt noch verkaufen? Gibt es eine Möglichkeit ihren Betrieb zu veräußern und was wird käuferseitig gesucht!?

Grundsätzlich kann ich Sie beruhigen. Ja, es wird nach wie vor gesucht und es gibt Käufer am Markt, wenn auch diversifizierter und auf gewisse Nischen und Locations bezogen. Der Käufermarkt selbst ist im Vergleich zu den letzten Jahren nicht eingebrochen, aber hat sich nicht vergrößert. Verzehnfacht hat sich jedoch das Angebot, da viele Gastronomen aufgrund von Generationswechsel, Raucherproblematik und nicht möglicher Rauchertrennung sowie wegen Wegfall von Spielautomaten in Wien und Registrierkassenpflicht zusperren.

Diese Lokale waren meist auch aufgrund anderer Umstände und bereits Jahre zuvor entweder schwer oder unverkäuflich.

Gesucht werden generell, wie auch in den letzten Jahren, drei Produkte:‬

1. Toplagen/Frequenzlagen
2. Nischen
3. Okkasionen

Was sind Toplagen?

Toplagen sind Frequenzlagen in auf Tourismus konzentrierten Bezirken. Toplagen können auch Top-Einkaufszentren oder diverse Verkehrsstandorte, wie Flughäfen, Bahnhöfe usw. sein. Toplagen sind generell teuer: erstens die Ablöse, zweitens die Miete, zudem auch die Ausbaukosten, weil es sich hier – auch von der Käuferseite – sehr oft um Ketten im Fast-Food Bereich oder Fast-Food/Schnell- Restaurants (McDonalds, KFC, Vapiano, Wagamama, …) handelt.

Als Beispiel nenne ich gerne unsere Standort-Suche für „Hard Rock Café“, die über ein Jahr dauerte und danach  noch zwei Jahre für Verhandlungen der Konditionen beanspruchte. Gesamt also drei Jahre!

Was wirklich nicht leicht ist sind insbesondere historische Bezirke, wie zum Beispiel der erste Bezirk, der nur gewisse beschränkte Möglichkeiten an Flächen bietet und wo zum Teil die Altmieter „mit Geld bedroht“ werden müssen, um für ein neues Konzept Platz zu machen. Das heißt, solche Toplagen zu finden kann über Jahre in einem vollbesetzten Markt dauern, wie insbesondere in Wien und auch in Gesamt-Österreich. Ausweichmöglichkeiten bieten sich nur in gut besuchten Shopping Malls und an stark frequentierten Verkehrsstandorten, aber auch hier werden die Toplagen nicht „am Teller serviert“.

Nischen!

Unter Nischen ist im diesem Zusammenhang vielerlei zu verstehen! Es kann sich bei Nischen zum einen um eine alternative Gastronomie handeln, wobei derzeit die besten Nischenkonzepte am Karmeliter Markt und Brunnenmarkt boomen, wo die Gastro-Konzepte den Bewohnern nachziehen, weil die inneren „Bobo“ Bezirke (nach Andrea Maria Dusl im „Der Falter“ 2005 für bourgeoise Bohemien-Lebensstil- Gesellschaft in speziellen Gegenden Wiens) mittlerweile für die alternativen Konzepte und deren Besuchern – vor allem bei den derzeitigen Wohnungsmieten – zu teuer geworden sind.

Nischen sind zum anderen auch ganz simpel in Bürozentren vorzufinden, wo rein das Tagesgeschäft abgeschöpft wird oder neue Bezirksteile wie Aspern, Seestadt, usw., die sich langsam vergrößern und mit Wien verwachsen. Generell verlagert sich die Expansion in Richtung Norden, wo in den letzten zehn Jahren am Wohnbau-Sektor am meisten passiert ist.

Okkasionen!

Bei Okkasionen, wie z.B. bei Konkursen oder Notverkäufen, waren Nachfolger leichter zu finden, wobei hier der Käufermarkt natürlich am besseren Hebel sitzt und sich bei diesen Okkasionen die Rosinen herauspickt.

Abgesehen davon wird heutzutage viel differenzierter und angebotsspezifischer gesucht. Es ist in Zukunft schwierig, für Kaffeehäuser einen Nachfolger zu finden, wenn diese nicht einen entsprechenden Gastgarten nachweisen können, da ja in den nächsten zwei Jahren das Anti-Rauchergesetz in Österreich voll auffährt. Dies, obwohl bereits ganz gezielt nach Lösungen gesucht wird, und bis hin zur Anrainer-Problematik, wo die Gäste beim Rauchen nicht mehr vor dem Lokaleingang stehen dürfen. Wenn es also nicht ein „grab to go“ Konzept ist, sind Gastgärten oder sogenannte Schanigärten unverzichtbar und auch das wird wieder eine Marktveränderung in der Wiener Gastronomie nach sich ziehen. Somit werden auch diverse politische Entscheidungen notwendig, damit die Öffnungszeiten für Gastgärten auch in den witterungskälteren Jahreszeiten und Abendstunden verlängert werden können.

Eine sogenannte „No-Name“ (Nicht-Marken) Gastronomie hat vorwiegend nur dort noch eine Chance auf Weitergabe und Nachfolgeregelung, soweit es sich um bezirksspezifische Lokalitäten handelt. Hier wird entsprechend der Einwohnerstruktur oder Immigrationsstruktur weitergegeben, wie es auch bisher jahrelang „vererbt“ wurde; wie z.B. in Ottakring, wo ein Kroate einem anderen sein Lokal abgibt, weil eine Lokalweitergabe auch die Werte der Heimat und die Kulturpflege mit sich zieht.

Generell stehen wir vor den größten Veränderungen, da es nicht nur immer schwieriger hinsichtlich der wählerischen Kunden bei einer Lokalsuche wird, sondern auch wegen  der zunehmend immer heikleren Banken- und Finanzierungssituation.

Aber das Rad dreht sich seit vielen Jahrzehnten und wird sich auch so weiterdrehen und wir müssen uns mehr auf Systemgastronomie und auf ein noch größeres Wachstum der bereits stark positionierten Eigenmarken einrichten.

Peter Pointner
www.gastroboerse.at

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Beitragsbild: iStock –  dr-interior