Die nächste Generation ist weiblich! In vielen Weinbaubetrieben der niederösterreichischen Thermenregion übernehmen in den kommenden Jahren Frauen die Leitung.
„Immer mehr junge Frauen entscheiden sich für den Beruf der Winzerin. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und oft auch berufsbegleitend möglich“, so Katharina Wöhrleitner, Geschäftsführerin Weinforum Thermenregion. Anlässlich des Weltfrauentags beschreiben regionale Winzerinnen ihren Beruf und die Herausforderungen ihres Alltags. „Auf diesem Weg möchten wir junge Frauen motivieren, sich aktiv für diesen Berufsweg zu entscheiden, um in Zukunft ihren Beitrag zur Stilistik der Thermenregion DAC Weine zu leisten“, betont Heinrich Hartl, Obmann Weinforum und Regionales Weinkomitée Thermenregion.
Immer mehr junge Frauen entscheiden sich für den Beruf der Winzerin. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und oft auch berufsbegleitend möglich.
Katharina Wöhrleitner, GF Weinforum Thermenregion
Acht Winzerinnen aus der Thermenregion DAC geben anlässlich des Weltfrauentags einen Einblick hinter die Kulissen ihrer Arbeit und verraten im Interview ihren persönlichen Weintipp für den Frühling.
MEHR WINZERINNEN IN WEINBETRIEBEN
Julia Herzog, Weingut Herzog (Bad Vöslau)
Seit 2020 verantwortet Julia Herzog Weingarten und Keller am Familienweingut in Bad Vöslau. Ihr Ansatz: langfristig denken, nachhaltig handeln und beim biologischen Anbau ihrer Reben auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Ganz nach dem Motto: „Nie ist zu wenig, was genügt.“ Besonders liebt sie das Verkosten im Keller, den Rebschnitt im Winter und ihre Kontrollfahrten durch die Weingärten – am liebsten mit dem Quad. Weniger Begeisterung hegt sie für das Putzen der Tanks und den Weinverkauf, die sie daher gerne delegiert. Als Frau fühlt sie sich in ihrem Beruf absolut am richtigen Platz: „Für mich war es immer selbstverständlich, am Weingut mitanzupacken und Teil einer Winzerfamilie zu sein.“ Ihr aktueller Favorit im Glas? Der Pet Nat vom Neuburger 2023 – prickelnd, unkonventionell und genauso eigenständig wie sie selbst.
Johanna Schup, Weingut Schup (Guntramsdorf)
Johanna führt das Weingut in Guntramsdorf gemeinsam mit ihrem Bruder – ihr gemeinsames Ziel: Weine auf den Markt bringen, die trinkfertig und charakterstark sind. Aktuell dürfen sich Weinliebhaber auf die Rotweine des Jahrgangs 2015 freuen. Nach ihrer Ausbildung zog es Johanna ins Burgund, eine Erfahrung, die sie bis heute prägt. „Weltoffenheit ist für mich essenziell – genauso wie die Neugier, neue Weine zu entdecken“, erzählt sie. Ihr Credo: Erfolg entsteht, wenn man eine Vision mit Hingabe verfolgt.
Es ist immer ein Abenteuer zu sehen, wie sich unsere Weine entwickeln – jede Flasche erzählt ihre eigene Geschichte. Jede Frau, die anpackt und leidenschaftlich handelt, kann Außergewöhnliches erreichen.
Mit ihren Weinen will sie aus der Masse herausstechen. „Ich kreiere Weine für Liebhaber, die das Besondere suchen – hinter jeder Flasche stehe ich zu 100 %“, betont sie. Besonders liebt sie die Vielseitigkeit ihres Berufs: vom Weingarten über Events bis hin zum Austausch mit Menschen. „Es ist immer ein Abenteuer zu sehen, wie sich unsere Weine entwickeln – jede Flasche erzählt ihre eigene Geschichte.“ Als Frau sieht sie in der Weinbranche keine Nachteile. Im Gegenteil: „Jede Frau, die anpackt und leidenschaftlich handelt, kann Außergewöhnliches erreichen.“ Ihr Tipp für Burgunder-Fans? Specula No. 12 – ein reinsortiger Chardonnay mit viel Charakter und Charme.
Katharina Zechmeister, Weinbau Zechmeister (Perchtoldsdorf)
„Schon in der Volksschule wusste ich: Ich werde Winzerin!“, erzählt Katharina Zechmeister. Als Kind beobachtete sie fasziniert ihren Vater bei der Arbeit im Weingarten – heute setzt sie ihre eigene Vision um. Ihre Philosophie: Weine, die klar strukturiert, trinkfreudig und sortentypisch sind – perfekte Begleiter für gutes Essen. „Ich will Weine machen, von denen man gerne mehr als ein Achterl trinkt“, sagt sie mit einem Lächeln. Die meiste Zeit verbringt sie im Weingarten: „Hier sehe ich, wie der Rebstock jedes Frühjahr erwacht, kräftige Triebe entwickelt und schließlich wunderschöne Trauben trägt.“ Weniger begeistert ist sie von Social Media: „Kommunikation über digitale Kanäle? Nicht mein Ding.“
Schon in der Volksschule wusste ich: Ich werde Winzerin! ch will Weine machen, von denen man gerne mehr als ein Achterl trinkt.
Katharina Zechmeister
Als Frau hat sie sich in der von Männern dominierten Weinwelt nie benachteiligt gefühlt. „Im Gegenteil – man fällt auf und kann das als Chance nutzen.“ Den Austausch mit anderen Winzerinnen schätzt sie sehr. Ihr Favorit im Glas? Ein Wein, der sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern perfekt zum Essen passt.
Kerstin & Sigrid Schwertführer, Die Schwertführerinnen (Sooß)
„Für mich gab es nie eine Alternative zur Winzerin“, erzählt Kerstin Schwertführer, die 2024 gemeinsam mit ihrer Schwester Sigrid das Weingut „Die Schwertführerinnen“ in Sooß gründete. Und obwohl sie sehr unterschiedlich sind, sagen beide: „Gerade das macht uns zu einem perfekten Team!“
Kerstin, die Kellermeisterin, gibt den Weinen ihre Handschrift – klare, saubere und teilweise spontan vergorene Tropfen. Weiterbildung ist ihr besonders wichtig, weshalb sie regelmäßig Seminare besucht. Sigrid, Absolventin der Tourismusschule Semmering und des Weinmanagement-Lehrgangs in Krems, bringt ihr Know-how in Vertrieb und Marketing ein. „Die Abwechslung macht unseren Beruf spannend: Weingarten, Kellerarbeit, Verkauf und Heuriger – kein Tag ist wie der andere“, erzählen die beiden. Weniger Begeisterung hegen sie für Büroarbeit und das Ausfüllen von Listen – das würden sie gerne delegieren. Und ihre Lieblingsweine? Kerstin schwört auf den Rotgipfler Ried Saxerln, während Sigrid den TOP Sigrid, eine Rotwein-Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Zweigelt und Merlot, besonders liebt.
Magdalena Seper, Weingut Pferschy-Seper (Mödling)
Das BIO-Weingut Pferschy-Seper in Mödling wird seit Generationen von Frauen geführt und gehört zu den Pionieren der biologischen Bewirtschaftung in der Thermenregion. Magdalena Seper setzt diesen Weg mit voller Überzeugung fort. Für sie stehen ehrliche, charakterstarke Weine im Mittelpunkt – Innovation und Tradition gehen dabei Hand in Hand. Aktuell beschäftigt sie sich intensiv mit der Entalkoholisierung von Weinen und leistet damit erneut Pionierarbeit. Was sie an ihrem Beruf liebt? Die Zeit in der Natur, den Kontakt mit Gästen beim Heurigen und die vielen spannenden Gespräche. Weniger Freude bereiten ihr die bürokratischen Aufgaben am Computer – die würde sie am liebsten minimieren. Ihr Tipp für den Frühling? Ein Gemischter Satz – lebendig, facettenreich und einfach perfekt für die ersten warmen Tage.
Alexandra Schachl-Uchatzi, Weingut Schachl (Bad Vöslau)
„Winzerin zu werden, war nicht von Anfang an mein Plan“, erzählt Alexandra Schachl. Doch als ihr Bruder den Betrieb nicht übernehmen wollte und sie ihren heutigen Mann kennenlernte, änderte sich alles – und die Idee, ins Familienweingut einzusteigen, nahm Gestalt an. 2018 legte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Facharbeiterprüfung für Weinbau und Kellerwirtschaft ab. Sogar den Traktorführerschein hat sie gemacht, denn neben Heurigen, Weinverkauf und Kellerarbeit packt sie auch im Weingarten kräftig mit an.
Ihr Credo: „Für jeden Kunden gibt es den passenden Wein.“ Besonders liebt sie den Rebschnitt, das Einstricken der Reben und das Traktorfahren. Weniger Freude bereiten ihr hingegen die vielen Büroarbeiten. Der Austausch mit anderen Winzerinnen ist ihr wichtig – zugleich schätzt sie das Wissen der Männer in der Branche. Und sie beobachtet eine positive Entwicklung: „Immer öfter wird nicht nur nach dem Chef, sondern auch nach der Chefin gefragt.“ Ihr Tipp für den Frühling? Der Blaue Portugieser Granat – fruchtig, frisch und genau das Richtige für die ersten warmen Tage.
Tamara Hermanek, Weingut Schagl (Hölles)
Durch ihre tiefe Verbundenheit zur Natur fand Tamara Hermanek ihren Weg zum Weinbau am Weingut Schagl. Ihr oberstes Credo beim Weinmachen: „Den Sortencharakter bewahren, nachhaltig arbeiten und die Natur respektieren – für Weine, die Trinkfreude bereiten und Lust auf mehr machen.“ Besonders schätzt sie die Vielseitigkeit ihres Berufs, vor allem das Verkosten der Weine und den persönlichen Austausch mit Kund:innen. Eine Herausforderung? „Den ganzen Tag bei eisigem Wind im Weingarten zu stehen – das gehört nicht zu meinen Lieblingsaufgaben“, gibt sie lachend zu. Ihr Geheimtipp im Frühling: der Gemischte Satz ‚Young Edition‘ – mit seinem frisch-fruchtigen Duft, vollmundigem Gaumen und erfrischendem Säurespiel ein echtes Highlight.