Der 9. Bezirk fühlt sich an wie ein gut gehütetes Geheimnis – nicht so schick wie der 1. Bezirk, nicht so angesagt wie der 7. Bezirk, aber genau deshalb ein Ort, an dem das Leben in vollen Zügen passiert. Hier sitzt man mit Kaffee und Zeitung in alten Kaffeehäusern, während nebenan junge Köche mit neuen Ideen experimentieren. Es ist ein Bezirk, der zwischen stuckverzierten Fassaden und unscheinbaren Hinterhöfen kulinarische Zufluchtsorte birgt, die man nicht zufällig findet, sondern gezielt suchen muss.
Alsergrund schmeckt nach Kontrasten: nach dampfenden Pho-Schüsseln in versteckten Seitengassen, nach reschen Schnitzeln in Gasthäusern, in denen schon Generationen diskutiert, gelacht und getrunken haben. Er ist für alle, die das Unaufgeregte lieben, aber nicht auf Qualität verzichten wollen. Wer hier isst, sucht keine überinszenierte Gastro-Show, sondern ehrliche Aromen, gute Geschichten und den Charme eines Bezirks, der sich nicht in Szene setzt, sondern einfach gut ist.
Good Morning Vietnam
Sechsschimmelgasse 16, 1090 Wien
81 Punkte | Falstaff
Wenn man ins Good Morning Vietnam tritt, fühlt es sich an, als würde man in eine andere Welt eintauchen – eine, die nach frischen Kräutern, duftendem Pho und geschmortem Zitronengrasfleisch riecht. Hier wird vietnamesische Küche so serviert, wie sie sein sollte: authentisch, aromatisch und ohne Kompromisse. Die Köche setzen auf frische Zutaten und handverlesene Gewürze, um die perfekte Balance aus Süße, Säure, Schärfe und Umami zu kreieren. Besonders spannend sind die wechselnden Spezialitäten, die immer wieder neue Geschmackserlebnisse auf den Tisch bringen. Wer einmal die hausgemachten Sommerrollen mit Erdnuss-Dip oder ein dampfendes Bun Bo Nam Bo probiert hat, versteht, warum dieses Lokal längst kein Geheimtipp mehr ist. Neben Klassikern wie Pho Bo oder knuspriger Ente überzeugt die Karte mit veganen und vegetarischen Alternativen, die genauso raffiniert gewürzt sind. Das freundliche Team serviert mit einer Selbstverständlichkeit, die das Essen noch ein Stück besser schmecken lässt. Perfekt für ein entspanntes Mittagessen, aber auch für ein langes Dinner mit Freunden, bei dem man sich einfach durch die Speisekarte probieren möchte.
Zur goldenen Kugel
Lazarettgasse 6, 1090 Wien
85 Punkte | Falstaff
Dieses Gasthaus ist nicht nur ein Stück Wiener Geschichte, sondern auch eine Liebeserklärung an die traditionelle Küche – mit Mut zur kreativen Weiterentwicklung. In der Zur goldenen Kugel gibt es Wiener Klassiker, wie man sie kennt und liebt: knuspriges Backhendl, butterzartes Kalbsrahmbeuschel und saisonale Schmankerl, die zeigen, dass heimische Küche alles andere als verstaubt ist. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Innereien, ein kulinarischer Schatz, der hier mit großer Sorgfalt zubereitet wird. Dazu gibt es eine Weinauswahl, die selbst Kenner beeindruckt. Das Ambiente? Genau die richtige Mischung aus urig und stilvoll – ein Ort, an dem man ewig sitzen bleiben möchte, während die Zeit draußen einfach weiterzieht. Neben den Klassikern überrascht die Küche mit kreativen Neuinterpretationen, die zeigen, dass Wirtshausküche auch modern kann. Wer hier einkehrt, bekommt nicht nur gutes Essen, sondern auch ein Stück Wiener Gastfreundschaft, das sich so schnell nicht vergessen lässt. Und wenn der Abend sich dem Ende neigt, bleibt meist nur eine Frage: noch ein Glas Wein oder doch schon die nächste Reservierung?
Sinohouse
Nußdorfer Straße 86, 1090 Wien
1 Haube | Gault & Millau
89 Punkte | Falstaff
Geboren in Malaysia, aufgewachsen zwischen den Aromen von Garküchen und Familienrezepten, dann eine Zwischenstation in Vorarlberg – und schließlich 2008 in Wien angekommen, um eine neue kulinarische Heimat zu schaffen. Die beiden Gastgeber bringen nicht nur jahrelange Erfahrung, sondern auch echte Leidenschaft für authentische chinesische Küche mit. Ihr Ziel? Nicht bloß satt machen, sondern begeistern – mit Gerichten, die Tradition und Innovation verbinden, mit Geschmack, der bleibt.
Ob es die Perfektion einer Peking-Ente ist, das würzige Spiel eines Mapo Tofu oder die filigrane Kunst perfekt gedämpfter Dim Sum – jedes Gericht trägt ihre Handschrift. Doch das Sinohouse ist mehr als nur ein Restaurant, es ist eine Einladung, chinesische Küche neu zu entdecken. Kein überladener Kitsch, keine Kompromisse, sondern echte Aromen, die Geschichten erzählen – von Malaysia nach Vorarlberg bis nach Wien, auf einen einzigen Teller gebracht.
Paco
Nußdorfer Straße 7, 1090 Wien
1 Haube | Gault & Millau
85 Punkte | Falstaff
Ein Abend im Paco fühlt sich an wie eine spontane Reise nach Spanien – nur ohne Flughafenstress. In der offenen Schauküche zischt das Olivenöl, der Duft von Knoblauch und frischen Kräutern liegt in der Luft, und an der Bar sitzt man so nah am Geschehen, dass man den Köchen beim Anrichten zusehen kann. Das Konzept? Authentische spanische Küche, serviert in kleinen Portionen, die geteilt werden wollen – von knusprigen Chipirones über saftigen Ochsenschlepp bis hin zu butterweichem Wolfsbarsch. Küchenchef Ruben Zamora Blanco setzt auf echte Aromen und handwerkliches Können, ohne Chichi, dafür mit umso mehr Geschmack.
Dazu gibt’s Sherry, Cava und eine kuratierte Auswahl an spanischen Weinen, die genau das tun, was sie sollen: die Gerichte perfekt ergänzen. Wer mit Freunden kommt, kann sich in den Private-Dining-Bereich “La Tabla” zurückziehen und die volle Bandbreite spanischer Gastfreundschaft genießen. Das Paco ist kein Ort für hektische Mahlzeiten – hier geht es um Genuss, gute Gespräche und die Kunst, den Abend einfach laufen zu lassen. Einmal angekommen, will man gar nicht mehr gehen.
Aspic
Garnisongasse 10, 1090 Wien
86 Punkte | Falstaff
Wer ins Aspic kommt, sollte sich von der Idee klassischer Tapas verabschieden – hier wird nicht einfach serviert, hier wird experimentiert. Die Küche kombiniert Aromen aus aller Welt mit einer feinen Prise Wiener Beislcharme. Mal trifft Schweinebauch auf Kimchi und Quitte, mal badet Ochsenschlepp in einer würzigen Knödelsuppe, und wer Fisch liebt, bestellt eine Pizelle mit Lachsforelle. Alles wird in Fine-Dining-Manier auf den Tisch gebracht, aber ohne den steifen Gehabe-Faktor. Denn das aspic ist jung, unprätentiös und ein bisschen frech – genau wie seine Betreiber, die ihr Lokal selbst umgebaut und mit viel Herzblut zum Leben erweckt haben.
Auch in Sachen Drinks hebt sich das Aspic ab. Die Cocktailkarte ist durchdacht, mit viel Liebe zum Detail – Manuel, der hinter den Drinks steckt, hat in Brasilien gelernt und bringt dieses Know-how jetzt nach Wien. Hier wird fermentiert, hausgemachtes Tonic angesetzt und Naturwein von kleinen Produzenten serviert. Nichts ist zufällig, alles ist mit Absicht – und das schmeckt man. Ein Ort für alle, die sich gerne überraschen lassen, Neues probieren wollen und am liebsten mit einem zweiten Drink länger bleiben, als geplant.