Das – neben Wasser – meistgetrunkene Getränk der Welt? Korrekt… Kaffee. Daher auch völlig klar, dass sich enorm viele Menschen gerne damit beschäftigen. So auch Nikolaus Hartmann, studierter Architekt. Vor zwei Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für das schwarze flüssige Gold und gründete eine Mikrorösterei namens Süssmund. Weil Kaffee nicht – wie von der Mehrheit stets angenommen – bitter schmecken muss, sondern eben auch fruchtig und süß.
In einer ehemaligen Billa-Filiale eröffnete er im Juli in der Wipplinger Straße seine Süßmund-Kaffeebar, die sich sehen lassen kann: Der große helle Raum wurde mit grauen Kaffeetransport-Boxen, rohen Holzpaletten und Lampen im Betonlook aufgepeppt. All das lenkt vom kühlen Charme der typischen marmorierten Billa-Bodenfliesen ab und das Ganze etwas weicher und wärmer wirken lässt. Ein kleines Sofa, ein paar Wirtshaussessel und kleine Tischchen, ein paar Zeitungen, sonst nix. Alles bisschen retro und puristisch. Gut so, denn der Kaffee steht ja im Mittelpunkt im Süssmund, nicht die Einrichtung. Neben den hübschen Papiersackerl mit verschiedenen Kaffeeröstungen drinnen kann man hier auch Zubehör und Tischaccessoires der tollen dänischen Design-Firma House Doctor kaufen.
Der mehrfache Filterkaffee-Staatsmeister und Kaffee-Extrem-Experte Hartmann hat sich zum Ziel gesetzt, die immense Geschmacksvielfalt von Kaffee weiter zu vermitteln. Die Menschen sollen wissen, dass Kaffee nicht gleich Kaffee ist, dass er bis zu 900 (!) verschiedene Aromen haben kann und keinesfalls nur als Muntermacher schnell runtergekippt werden soll. Außerdem ist die Tatsache, dass der Großteil der Süssmund-Kaffeebohnen direkt (!) von Kaffeebauern in Brasilien, Nicaragua, Äthiopien oder El Salvador bezogen wird, mehr als nur sympathisch. Man spricht vom sogenannten „Third Wave Trend“, was eine Art dritte Generation von Kaffeeröstern darstellen soll, die – wie eben Nikolaus Hartmann – das Zeitalter des „Direct Trade“ eingeläutet haben. Weil man sich auf Fair Trade und Bio nicht mehr richtig verlassen kann und auch in diesen Segmenten die Geschäfte nicht mehr ganz sauber abzulaufen scheinen. Für den Süssmund-Espresso (€ 2,10) werden Bohnen aus Nicaragua geröstet, die an Kakao und Haselnuss erinnern, oder Bohnen aus Brasilien, die die Nasenspitze mit Aromen von dunkler Schokolade und Nougat verwöhnen.
Auf der Kaffee-Liste steht neben Espresso und Cappuccino nicht sehr viel, doch dafür ganz spezielle Kreationen: ein Piccolo Latte, ein Flat White, eine unglaublich gute Mischung aus Espresso und eiskaltem Tonic (ja, richtiges Tonic!) sowie – ganz wichtig – Filterkaffee! Der soll nämlich auch wieder mehr unter die Leute gebracht werden, denn so ein liebevoll mit der Hand aufgegossener Kaffee ist um so vieles besser als sein verstaubter Ruf. Die kaffeeverrückten Süssmund-Baristas erfreuen sich bei der Kaffeezubereitung an der Bedienung der riesigen „Victoria Black Eagle“ Maschine, die an der Kaffeebar neben den Victoria Hightech-Kaffeemühlen steht. Ja, auch bei der Hardware lässt Hartmann sich keinesfalls lumpen. Um den Gästen all diese Kaffee-Besonderheiten auch optisch zu vermitteln, verwendet man hier kein weißes Porzellan, sondern verschiedene grüne und blaue Design-Schalen sowie Apotheker-Messfläschchen, die auf feschen Holzbrettern zum Gast gebracht werden.
Zu essen gibt’s bisweilen nur französische Croissants und Schoko-Tartelettes und Müsli mit Joghurt. Reicht erstmal. Vielleicht gesellen sich ja bald noch ein paar pikante Snacks auf die „Speisekarte“, die jedoch – wie wir uns bereits denken können – auch nicht Priorität hat in diesen heiligen Kaffeehallen.
Mein Fazit:
Im Süssmund wird Kaffee wahnsinnig ernst genommen. Ein Must für alle Kaffeeliebhaber und alle, die es vielleicht werden wollen. Kompromisslos, ehrlich, fantastisch.
Süssmund
Wipplinger Straße 11
1010 Wien
Geöffnet: Montag bis Freitag 08-18 Uhr, Samstag 09-18 Uhr