Mit knapp 150 Mio. Nächtigungen und 45 Mio. Ankünften (2018) kann sich Österreich durchaus zu den Großen im Tourismus zählen. Wien trägt mit 16,5 Mio. Gästenächtigungen zu diesem Ergebnis bei. Ein wesentlicher Träger dieses Erfolges ist auch das hochwertige und vielfältige kulinarische Angebot. Nicht zu vergessen, Wien ist die einzige Stadt der Welt, nach der eine Küchenrichtung benannt ist, die „Wiener Küche“.
Ohne die Gastronomie wäre das touristische Angebot Österreichs nur halb so viel wert. Dies gilt wiederum besonders für Wien. So unterschiedlich die Motive für den Touristen sind, ob er nun Urlaub in den Bergen macht oder in der Stadt, so unterschiedlich sind auch die Herausforderungen für einen Gastronomiebetrieb in einem Urlaubsort oder im dicht besiedelten urbanen Bereich.
Leider scheinen dies K & K und die dafür zuständigen Verhandler bei der Erstellung des Regierungsprogramms nicht bedacht zu haben. Was nachvollziehbar ist, denn alle beteiligten Interessenvertreter kamen aus den westlichen Bundesländern mit Schwerpunkt Hotellerie. Das ist schade, denn es geht nicht nur um unsere geschätzten Touristen, sondern zufällig wohnen auch 58,3% der österreichischen Bevölkerung in Städten.
Wie viele Gastronomen aus eigener schmerzlicher Erfahrung wissen, sind wir in der Stadt mit ganz anderen Problemen konfrontiert, deren Lösung schon viele Jahre anstehen. Man denke nur an die Verantwortlichkeit für den Lärm der Gäste vor den Lokalen. Längst überfällig ist eine Reform der Gewerbeordnung, die über die Zeit zu einem nahezu unbeherrschbaren Konvolut an Richtlinien, Verboten und Vorschriften angewachsen ist. Dieser Teil ist bei der Ankündigung der Entbürokratisierung im Regierungsprogramm bestenfalls im Kapitel „Hoffnung“ nachzulesen. Dankbar bin ich für die geplante Abschaffung der Schaumweinsteuer. Da hat wohl nicht die Sorge um die Gastronomie den Ausschlag gegeben, sondern der deutliche Rückgang an Steuereinnahmen, trotz neuer Steuer.
Viele Punkte sind richtig und wichtig, besonders der Ansatz „Beraten statt strafen“ im Verwaltungsstrafrecht wird sich positiv auswirken. Wie rasch sich die Behörde daran gewöhnen wird, bleibt abzuwarten. Unser dringender Vorschlag, Geschäftsessen wieder steuerlich voll absetzbar zu machen, wurde nicht aufgenommen. Gerade das hätte vielen von uns eine deutliches Umsatzplus gebracht.
Besonders gespannt bin ich auf das angekündigte Konzept mit konkreten Maßnahmen gegen das „Gasthaussterben“ (Hier ein Artikel dazu), vor allem in ländlichen Regionen. Verstehe ich vollkommen, doch auch in der Stadt sperren jedes Jahr 20% der Betriebe zu bzw. wechseln den Besitzer. Das bitte nicht zu vergessen. Für die Mitarbeit an diesem Konzept melde ich mich sofort an und bleibe bei meiner Forderung nach einer starken Vertretung der Gastronomie in Parlament und Rathaus.
Euer
Peter Dobcak