Die Brüder Thomas und Hans (jun.) Figlmüller sind weit über die Grenzen Österreichs für ihre legendären Schnitzel, die über den Tellerrand hängen, bekannt. Moderator Alex Scheurer wollte es genauer wissen, was drei Vollblutgastronomen abseits von Riesenschnitzel und blutigem Steak bewegt.
Alex: Ihr habt sieben Restaurants mit ca. 270 Mitarbeitern, eure Schnitzel sind weltberühmt in Österreich! Was ist kurz gesagt das Geheimnis eures Erfolgs?
Hans: Wir hatten natürlich das Glück, dass wir einen bereits sehr erfolgreichen Betrieb von unserem Vater übernommen haben. Wir konnten langsam expandieren und uns somit in die Gastronomie einarbeiten. Das ist der Vorteil bei einem Familienunternehmen.
Alex: Besteht nicht gerade in einem Familienunternehmen auch die Gefahr, dass man sich mit dem Bruder zerstreitet? Nicht umsonst arbeitet Andreas Flatscher lieber sehr erfolgreich alleine. Naja, erfolgreich … in jedem Fall alleine!
Flatscher(lacht): Keine Sorge, das ist sein Humor, wir sind gute Freunde. Naja … gut … einfach Freunde, würde ich sagen … oder eher Bekannte. Woher kennen wir uns noch mal?
Alex: Und schon würden wir zu streiten beginnen, aber wir arbeiten ja nicht zusammen. Wie ist das bei euch?
Thomas: Wir sind drei Jahre auseinander und ich muss gestehen, dass wir früher sehr viel und vor allem heftig gestritten haben, wie das bei Brüdern manchmal üblich ist. Aber nachdem dann unser Vater schwer erkrankt und eine längere Zeit bettlägrig war (es geht ihm heute wieder gut!) und wir uns dann vor ca. 13 Jahren entschieden haben, den Betrieb zu übernehmen, hat sich das sehr verändert. Mittlerweile arbeiten wir sehr gut zusammen.
Hans: Der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit ist, dass man miteinander spricht, und das tun wir sehr häufig. Selbst wenn wir uns an einem Tag nicht treffen können, weil wir nur unterwegs sind, zwischen den Restaurants, den Behörden, den Lieferanten und der Geschäftsführung, telefonieren wir und tauschen uns so aus. Da leiden unsere Frauen manchmal schon, dass wir so viel Zeit miteinander verbringen.
Alex: Wart ihr hier schon einmal im Flatschers oder im Bistrot essen? Wenn ja, wie war es? So von Gastronom zu Gastronom? Und bitte ehrlich, Andi kann mit Kritik sehr gut umgehen.
Hans: Ich war schon einmal hier und schwärme immer noch, kein Scherz, auch bei uns in der Firma, von der köstlichen dreistöckigen Vorspeise.
Alex: Was war kein Scherz? Dass sie dreistöckig oder das sie köstlich war?
Hans(lacht): Beides!
Alex: Und du, Andi? Schon mal bei den Figlmüllers Schnitzel gegessen?
Andi: Ja klar, ich gehe öfter zu euch essen, sowohl Wollzeile als auch Lugeck. Ich liebe das Figlmüller-Schnitzel. Ihr habt es geschafft, eine Institution zu sein. Die Wiener denken bei Schnitzel sofort an Figlmüller! Das möchte ich für das Flatschers auch gerne schaffen. Steak ist gleich: Flatschers!
Alex: Wie beschreibt ihr das Figlmüller-Schnitzel?
Thomas: Knusprig, sehr dünn, in mehreren Pfannen in viel Öl schwimmend gebraten und etwas größer als der Teller und sehr leicht.
Alex: Und bei dir, Andi? Das Flatschers-Steak?
Andi: Erlesenstes Rindfleisch aus Südamerika, aus Argentinien und Uruguay zum Beispiel, bei 600 Grad am Lavasteingrill gebraten, so zart, das es auf der Zunge zergeht.
Alex: Ihr lebt alle vom Verkauf von Fleisch. Inwiefern beobachtet ihr den stetig steigenden Konsum von vegetarischen Produkten?
Thomas: Wir haben in ein paar Lokalen natürlich auch vegetarische Speisen im Angebot, ganz klar. Unser Salat mit Chia-Samen wird sogar sehr gerne und häufig bestellt. Mich interessiert aber auch, was es in Zukunft geben wird. In Berlin zum Beispiel experimentieren einige Food-Labs mit veganer Masse. Da bin ich schon sehr gespannt, ob das auch eines Tages nach etwas schmeckt. Also, wir halten die Augen nach dem vegetarischen Schnitzel offen!
Alex: Kleiner Themenschwenk am Ende. Im Moment haben wir politisch gesehen große Veränderungen. Neuer Kanzler, neuer Bundespräsident. Was wünscht ihr euch künftig als Gastronomen von der Politik?
Hans: Ich möchte da lieber einmal aufzählen, was sich in den letzten zwölf Monaten in der Gastronomie verändert hat. Dann kann man sich selber ein Bild machen. Wir haben im Mai einen um 5 % höheren Kollektivvertrag bekommen, eine Überstundenregelung, bei der man nicht mehr als acht oder neun Stunden arbeiten darf, von den Registrierkassen brauchen wir gar nicht anfangen, außerdem einen 100 prozentigen Feiertagszuschlag. Ich würde wirklich gerne einmal einen der zuständigen Politiker bei mir bewirten und ihm dann am Feiertag eine Rechnung auf den Tisch legen, mit 40 % Zuschlag, das kostet uns das Essen nämlich mehr.
Andi: Das kann ich nur unterschreiben. Wir wünschen uns, kurz gesagt, etwas mehr Verständnis für die Gastronomie und mehr Entgegenkommen der Politik.
Thomas: Unter den jetzigen Voraussetzungen werden nur mehr Wirte überleben, die einen perfekten Standort und eine super Marke haben, alle andere haben kaum eine Chance.
Alex: Vielen Dank fürs Gespräch. Wollen wir jetzt was Richtiges essen gehen, zu euch auf ein Schnitzel, oder bleiben wir hier im Bistrot bei Andi und trinken noch ein Glas Leitungswasser?
Andi: Ich glaube, du hast noch einen Termin, aber euch darf ich gerne auf ein Steak einladen, GarÇon, die Rechnung bitte für den Herrn!
Fotocredit: Figlmüller shm, Katharina Sosulski