Sie ist der neue Shootingstar der jungen Österreichischen Kochszene: Im großen Gastro News-Interview spricht die Nachwuchsköchin Sandra Scheidl über den Gewinn bei den „Jungen Wilden“, ihre kulinarischen Inspirationsquellen und warum ausgerechnet sie kein Lieblingsgericht hat.
Nach 16 Jahren und 16 Austragungen war Sandra Scheidl 2020 sensationell die erste Frau, die den Wettbewerb „Junge Wilde“ des Fachmagazins Rolling Pin für sich entscheiden konnte – dabei setzte sich die Nachwuchsköchin gegen sage und schreibe 3.000 Konkurrenten durch. Bevor sie im Herbst bei zahlreichen Events in Österreich aufkocht, traf Gastro News die Tirolerin zum Interview!
Gastro News: Sandra, du hast sensationell als erste Frau den Junge Wilde-Wettbewerb für dich entscheiden können. Welche Köstlichkeiten hast du dafür ins Rennen geschickt?
Sandra Scheidl: Die Vorgabe waren insgesamt drei Gänge: Der erste bestand aus Saibling, Rose und Kaviar, während der zweite aus einem Rib Finger, karamellisierten Zwiebeln, Estragon, verschiedenen Pilzen und unter anderem auch Rentiermoos zusammengestellt wurde. Als Dessert gab es schließlich eine Kreation aus Kamille und Urkarotten.
Gastro News: Welche Inspirationen hast du dir für deine Kreationen geholt?
Scheidl: Ich habe mich da hauptsächlich an den Vorlagen des Wettbewerbs orientiert. Die Rib Fingers, die Urkarotte oder der Saibling waren beispielsweise neben weiteren Zutaten vorgegeben. Das Drumherum entsteht meist durch Experimentieren während dem Prozess. Meistens setzte ich mich davor hin und schreibe mir die Gerichte und Zutaten dafür auf. Danach zeichne ich das Gericht vor und versuche es anschließend in die Praxis umzusetzen.
Gastro News: Wie bist du anfänglich zum Kochen gekommen?
Scheidl: Das ist schwer zu sagen, da mir Kochen und die Kunst dahinter schon als kleines Kind sehr gefallen hat. Mit der Zeit und dem Älterwerden hat sich ein gefestigtes Interesse am professionellen Kochen entwickelt. Ich habe angefangen, mir Fachbücher zu kaufen und diese zu studieren, verschiedene Techniken auszuprobieren und meinen Eltern immer mal wieder ein 3-, 4- oder 5-Gänge-Menü zu kreieren. Das, was mich immer am Meisten fasziniert hat, war das Kochen für mehrere Sinne; also sowohl geschmacklich als auch optisch.
Gastro News: Du warst zuvor bereits in England und Norwegen tätig. Welche kulinarischen Unterschiede zu Österreich sind dir bei diesen Stationen am meisten aufgefallen?
Scheidl: In erster Linie werden in beiden Ländern weitaus mehr Meeresfrüchte und Fische verwendet als hierzulande. Sowohl London als auch Oslo in Norwegen haben einen Meereszugang. Die Qualität und Frische der Produkte ist natürlich deshalb weitaus besser, weshalb wir dort wesentlich öfter mit diesen Zutaten gearbeitet haben. Die Österreichische Küche ist dafür eindeutig fleischlastiger.
Gastro News: Haben dir diese Stationen auf deinem Weg geholfen, deinen eigenen Küchenstil zu finden?
Scheidl: Für mich ist es die Mischung, die alles ausmacht. Ich habe überall einen kleinen Einblick erhalten und diese Inspirationen in meinen Stil einfließen lassen. In Österreich arbeitet man doch eher mit heimischen Produkten, deshalb ist es wichtig, seinen eigenen Horizont zu erweitern.
Gastro News: Was ist dein persönliches Lieblingsgericht, sei es zum Zubereiten oder zum Essen?
Scheidl: Diese Frage wird mir so oft gestellt und doch weiß ich immer noch keine gute Antwort darauf. (lacht) Ich probiere sehr gerne Neues aus. Allerdings muss ich sagen, dass ich nach meinen Zeiten im Ausland immer wieder auf das klassische Wiener Schnitzel zurückgekommen bin. Ich genieße sowohl Sternen- als auch traditionell österreichische Küche.
Gastro News: Zum Abschluss, was hast du für die Zukunft geplant?
Scheidl: Die kommenden Monate koche ich zwei Mal für die Naked Kitchen-Events in Österreich auf. Weitere Events, Pop-Ups und Showcookings dieser Art sind ebenfalls noch für 2021 in Planung. Langfristig, vielleicht noch im kommenden Jahr, plane ich derzeit, ein eigenes Restaurant in Wien zu eröffnen. Dafür suchen wir aber noch Investoren.
Gastro News: Danke für das Gespräch.