Über die Eröffnung des neuen Nachfolger-Lokals im Wiener MAK wurde 2015 bereits viel spekuliert. Nach einer dreimonatigen Umbauphase ist in dem ehemals von Helmut Österreicher und dann Bernie Rieder bekochten Restaurant kein Stein auf dem anderen geblieben. Des Rätsels Lösung heißt nun „Salon Plafond“ und wurde vor einigen Wochen von Tim Mälzer – bekannt aus diversen TV-Kochshows – samt seinem Team eröffnet. Geschäftsführer ist der Unternehmer Peter Eichberger, der 50 Prozent an der neu gegründeten Tellerberg GmbH hält, welche das Restaurant betreibt. Eichberger ist seit 19 Jahren in der Systemgastronomie tätig, Stichwort McDonald´s.
Salon Plafond – der elegant klingende Name spielt auf die beeindruckende Decke im Gastraum des Wiener Museums an. Was hat das Lokal nun zu bieten? Es geht um ein Ganztageskonzept in lockerer Atmosphäre vom Frühstück über günstige Mittagsteller bis zur Abendgestaltung mit Dinner oder Drinks an der Bar. Das Lokal solle kein “Edel-Fresstempel, sondern ein Restaurant für jedermann und jede Zeit sein”, so Mälzer. “In der Küche steht neben der Herkunft die schonende, langzeitgegarte Verarbeitung der Produkte im Vordergrund.” erklärt er. Serviert werden demnach schlichte, produktbetonte und schnörkellose Gerichte.
Die Umgestaltung des Lokals ist gut gelungen, der Saal mit der Kassettendecke bekam skandinavisches Mobiliar, das Design ist von Architekt Michael Embacher geprägt. Drei Bereiche unterteilen die großzügigen Räumlichkeiten: eine Art Bistro vorne, ein Sitzbereich mit Restaurantcharakter in der Mitte und der freundliche Barbereich im Hintergrund. Ich hätte für die Bezüge der Sitzmöbeln im mittleren Bereich zwar ein eher dezenteres Muster gewählt, doch zum Glück sind Geschmäcker verschieden. Interessant ist der riesige Marmortisch gleich am Eingang, der als Präsentationsfläche für Speisen dient, aber auch als Speistafel genutzt werden kann.
Kulinarisch orientiert sich der Salon Plafond sehr an der österreichischen Tradition und der regionalen Küche. Dafür verantwortlich ist der neue Küchenchef Aaron Waltl, der bereits bei Tim Mälzer in Hamburg lernte und gemeinsam mit ihm das Speisenkonzept erarbeitete. „Wir haben so viele tolle regionale Produkte vor der Haustür und wollen diese auch nutzen.“, sagt Waltl. Tim Mälzer teilte bereits bei Bekanntwerden der Lokaleröffnung letztes Jahr mit, dass er eine „schlichte, puristische und alpin angehauchte“ Küche servieren möchte. Wer jedoch das klassische Wiener Schnitzel sucht, wird es nicht im Salon Plafond finden – davor hat der deutsche Starkoch zu großen Respekt. „Österreich hat eine stärkere Küchentradition als wir in Deutschland. Der Österreicher ist in der Kulinarik unglaublich ausgebildet.“ Da spricht ein Nachbar endlich mal die Wahrheit aus!
Einen weiteren kulinarischen Schwerpunkt richten Mälzer und Waltl auf heimische Fisch- und Fleischprodukte, die durch das Sous-Vide-Verfahren besonders schonend bei niedriger Temperatur lange gegart werden. Doch erst mal der Reihe nach: Zentrales Objekt der Frühstückskarte ist beispielsweise das Brot, das aus Sauerteig gemacht wird und das mit unterschiedlichen köstlichen Auflagen zu haben ist. Mein Frühstücksfavorit, die Egg Benedict-Variante gibt es auch! Jawohl! Die Brote kosten zwischen € 6 und € 9, was gerade noch tragbar ist. Von der sogenannten Kredenz gibt es einige hausgemachte Kuchen und andere Mehlspeisen, die für den Frühstücks- und Nachmittagsgast gedacht sind (ab € 4). Zu Mittag setzt das Salon Plafond-Team auf günstige Tagesteller (möglichst unter zehn Euro) und eine reichhaltige Salatbar. Fixpunkte auf der Mittagskarte sind beispielsweise Bandnudeln mit gezupftem Ragout aus den besten Stücken vom Schwein, Rind und Lamm, dazu Parmesan (€10) oder ein Pulled Pork Burger (€14). Die Abendkarte klingt interessant für Fleischtiger, da wählt man zum Beispiel aus der Kombination Reh, Schwarzwurzel und Zitrone (€26) oder Lamm, Spitzkohl und Cranberries (€25). Natürlich gibt es auch zahlreiche vegetarische und vegane Gerichte – meine Empfehlung: die fabelhaften Kartoffel Kroketten mit Bergkäse und Pilzen (€15), traumhaft!
Bei der Weinkarte mit 70 Positionen liegt der Schwerpunkt auf Österreich, aber die Hamburger haben ihren Einfluss geltend gemacht und ihre Lieblingsweine von deutschen Winzern mitgebracht. Die Saft- und Bierauswahl entspricht dem gewohnten Hipster-Anspruch, daher durfte Craft Bier nicht fehlen im Angebot, eh klar. Neben dem Bar-Betrieb soll ab dem Frühjahr auch der schöne Garten mit einer neuen Terrasse stärker in den Mittelpunkt rücken.
FAZIT:
Man kann Tim Mälzer mögen oder nicht – dieses Konzept ist definitiv nicht schlecht!
Hier stehen Regionalität und Handwerk im Vordergrund. Das Service ist freundlich und angenehm – was auch generell fürs Ambiente im Lokal gilt. Definitiv ein schöner Ort, an dem man sich wohlfühlt und gerne wiederkommt.
Salon Plafond
Stubenring 5
1010 Wien
Tel. 01/ 226 00 46
Geöffnet täglich ab 10 Uhr