Melissa Tscharnuter
Vor rund vier Jahren übernahm der gebürtige Kroate Toni Bjelancic das Kulinarium 7 am Spittelberg, inmitten der romantischen Pflastersteingassen des Biedermaierviertels. Der Chef des Hauses hat für lange Zeit in den USA den Kochlöffel geschwungen, bevor er sich dazu entschloss, die Wiener und Wienerinnen während der Wintermonate mit feinsten Spezialitäten aus dem Adriaraum zu versorgen. Das Restaurant wurde mit einer Gault-Millau-Haube ausgezeichnet – Gastronews hat das Kulinarium 7 auf (Fisch-)Herz und Nieren getestet.
Im Kulinarium 7 geht es ganz entspannt zu – die musikalische Untermalung ist sehr dezent und die Kellner strahlen wie auch das Küchenteam eine ansteckende Ruhe aus. Der Küchenbereich ist sehr offen gestaltet und die Gäste können dabei zusehen wie ihr Essen zubereitet wird. Rund um die Schauküche stehen frische Kräuter und die farbenfrohen getrockneten Chillischoten, die an der Wand herunterbaumeln, bringen beim Betreten des Restaurants auch den vollsten Magen zum Knurren.
Die Qual der Wahl
Im Kulinarium 7 findet man Service nach der ganz alten Schule und auf sehr hohem Niveau. Der Dame wird aus dem Mantel geholfen und der Stuhl zurechtgerückt. Während wir die Speisekarte studieren, wird uns frisches Weißbrot und ein Amuse-Gueule serviert. Die Speisekarte im Kulinarium 7 ist klein aber sehr fein und die große Auswahl an Weinen aus Kroatien und Österreich kann sich wirklich sehen lassen. Wein- und Speise Empfehlungen werden von seitens des Servicepersonals leider keine ausgesprochen, was die Entscheidung doch etwas erschwert.
Nach längerem Überlegen fiel die Wahl schlussendlich auf ein drei Gänge Menü (40€) mit der Vorspeisenplatte Sinfonie, Black Tiger Garnelen als Zwischengang und als Hauptspeise ein Filet vom Drachenfisch mit Gemüse. Zusätzlich gab es noch ein Fischtatar (18€) sowie eine Portion Linguine Frutti di Mare (20€). Der Wein der Wahl war ein Malvazija des istrischen Weinguts Kabola.
Die Vorspeisen und der Zwischengang
Es dauerte nicht lange bis auch schon der erste Gang serviert wird. Das Tatar vom Adriathunfisch ist mit einem Hauch von Wasabimayonaise, Sesamalgen, zitronig-marinieten Fenchel, gehackten Tomaten und einer Orangenscheibe garniert. Rein optisch kann sich das Gericht wirklich sehen lassen, denn die Schieferplatte hebt die farbenfrohen Zutaten sehr gut hervor. Aus geschmacklicher Sicht gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren, denn auch hier stimmt alles. Insbesondere die Salzflocken rund um das Fischtatar runden die Kreation ideal ab.
Die Vorspeisenplatte unter dem Namen „Sinfonie“ mit Oktopus, Garnelen, einer Sardelle und knackigem Blattsalat kann ebenfalls, sowohl geschmacklich wie optisch überzeugen. Die Blacktiger Garnelen sind auf den Punkt gebraten und sehr aromatisch. Die gehackten Tomaten, Mangold sowie grüner und weißer Spargel werden kalt serviert. Erstaunlicherweise ist die Kombination von warm und kalt für einen leichten Zwischengang genau das Richtige.
Hauptgang
Die Hauptgänge sind hingegen weniger überzeugend. Die Meeresfrüchte und der Drachenfisch sind zwar frisch und qualitativ hochwertig aber das gewisse etwas an Würze und frischen Kräutern fehlt. In der Pasta befinden sich außerdem sehr klobige Tomatenstücke, die man sich bei einem Preis von 20€ und einer Haube wohl eher nicht erwartet.
Der Mangold, das Tomatenragout und das Stück gebratene Melanzani zum Drachenfisch sind hingegen sehr lecker und mit der richtigen Würze versehen.
Unser Fazit
Da das Kulinarium 7 mit einer Gault Millau Haube prämiert ist, waren unsere Ansprüche sehr hoch. Trotz einiger Mängel in Punkto Service und bei den eher gewürzlosen Hauptspeisen, hat Tonis Kulinarium 7 eine zweite Chance verdient – unser Tipp: Wählen Sie das drei Gänge Menü, denn hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis auf jeden Fall.
