Restaurantkritik: Bauer – ein Gasthaus wie früher

Marko Locatin

Gasthaus Bauer ©Marko Locatin

Warum ist das “Gasthaus Bauer” in Wien Erdberg immer so voll? Was machen die richtig? Genuss-Autor Marko Locatin hat sich vor Ort umgesehen.

Rustikales Ambiente, große Portionen, kleine Preise. Hier ist alles wie in jener guten alten Zeit, die natürlich nicht besser war – nur anders. Gewiss, das mag ein Grund sein, weshalb hier schon mittags echt viel los ist. Wobei das Gasthaus mit seinen vier getrennten Bereichen mehr als 100 Hungrigen Gästen Platz bietet. Aber wie und was isst man dort eigentlich?

Der Standort

Also: Erdberg Straße 150, vis a vis der Remise, ist auch an diesem Dienstag Mittag “Full House”. Trifft sich gut, dass wir – ein langjähriger Gastro-Profi außer Dienst, ein erfolgreicher Weinhändler und der Autor – eine Reservierung haben. Wir wollen heute jedoch nichts trinken, also nehmen wir mal drei große Biere (Murauer) und stürzen uns in die Karte. Es gibt hier täglich vier (!) Menüs. Am Dienstag, 11.3. gab es:

Menü 1: Faschierter Braten mit Erdäpfelpüree   10,40 €
Menü 2: Cremige Schinkenfleckerln mit Blattsalat   9,40 €
Menü 3: Schweinsschnitzel gebacken mit gemischtem Salat   10,40 €
Menü 4: Putenschnitzel gebacken mit gemischtem Salat   10,40 €

Speis & Trank

Als Vorspeise wählt der Gastro-Profi Calamari Fritti. Soviel sei verraten: Auch die Calamari sind hier so wie früher. Unsere Suppen, Leberknödel und Sellerie waren einfach, aber einfach in Ordnung. Das Schnitzel vom Weinhändler: riesig und knusprig. Der Gastro-Profi lobte sein Menü mit tadellos eingebranntem Gemüse, rustikalen Rösti und einer stattlichen Wurst. Highlight sind hier jedoch Innereien. Ich hatte schulmäßig mit Majoran gewürzte butterweiche Nierndln mit einem molligen Safterl. Wobei in der Karte Hirn und Nierndln grundsympathisch als ein Gericht stand. Mein Hirn wurde also nachgeliefert. Kurz gegart, pur, ohne Ei, nur leicht gewürzt mit Salz und Pfeffer, garniert mit Petersilie. Einfach großartig.

Die Getränke: Wir blieben beim Bier, die Weine auf der normalen Karte sind eh brav, doch die schmale Weinkarte hält dann einige Schätze bereit: Stichwort: Hirzberger Singerriedl 2023 (129 Euro bei Wein & Co. Siehe HIER). Leider ist, ich habe nachgefragt, kein älterer Jahrgang vorhanden. Auf der Karte steht der Singerriedl hier jedenfalls um 138 Euro.

Hirn mit Petersilie ©Marko Locatin


Das Fazit

Ein Gasthaus “wie früher”. Ein Wohlfühlort mit 4 Menüs täglich und großem Herzen für traditionelle Innereigerichte. Durchgehende Öffnungszeiten und ein flotter Service, der durch nichts zu erschüttern ist. Franz, die gute Seele des Hauses, er ist meist im Eingangsbereich zu finden, hat noch ein Auge auf die Abläufe und zusätzliche Wünsche der Gäste. Wünsche, die hier auch prompt erfüllt werden. Die Faschingskrapfen zur freien Entnahme sind ein kleines Beispiel, wie man seine Gäste durch kleine Gesten glücklich machen kann.

Krapfen zur freien Entnahme ©Marko Locatin

Gasthaus Bauer
Erdbergstraße 150
1030 Wien

www.gasthausbauer.com