Restaurantkritik: Appiano – Was kann Wiens bestes “Beisl”?

Marko Locatin

2023 kürte die Falstaff Gourmet-Community das Appiano zum besten Beisl Wiens. Wobei sich Beisl hier auf die Größe bezieht. Es hat gerade mal 25 Plätze drinnen (der kleine Schanigarten mit weiteren 15 Sitzplätzen hatte noch geschlossen), welche von Hannes Pruscha alleine beschickt werden. “Ich bin ungeduldig”, sagt er. Marko Locatin hat sich das genauer angesehen.

Johannes Pruscha ist Betreiber und Küchenchef der hoch bewerteten Gaststätte Appiano. Er steht alleine in der Küche und schiebt einen 80-Stunden-Job. Wenn er krank im Bett liegt, liegt auch sein Appiano dar nieder. Was allerdings kaum vorkommt. Denn Pruscha wirkt fit wie ein Turnschuh inklusive motiviert bis an die Haarspitzen. Sein Credo: “Dinge, die ich nicht kann, mach ich auch nicht”. Wobei er sehr vieles kann. Suppenpulver, künstliche Saucenbinder und Geschmacksverstärker gibt es in seiner Küche nicht. Brot bäckt er selbst, kocht Marmeladen ein, diverse Saucen und Jus. Das Produkt steht stets im Vordergrund, die Herkunft ist nachvollziehbar und aufgelistet. Fleisch etwa liefert der Höllerschmid. Nun aber zu den Speisen.

Speis & Trank

Man kann natürlich a la Carte bestellen, wir wählen jedoch Menü. Das angepeilte 3- Gang-Menü wird im Laufe des Abends flexibel auf vier Gänge erweitert. Es beginnt mit einem Gruß aus der Küche, der was kann. Die Burrata wurde zwecks Leichtigkeit aufgeschlagen, die Marillen-Paprika-Marmelade zu bildet einen fruchtig-leicht geschärften Kontrast. Weiter geht’s mit cremigem Beef Tatare (köstliches Beef Tatar gibt es auch: HIER). Auch die Hauptspeise, zartes Beef (Garpunkt: perfekt) knackige Ursprungskarotte, Erdäpfelpüree und eine hübsche Demi Glace gelingt überzeugend und zeugt von Verständnis und Liebe zum Handwerk. In gleicher Liga spielen auch Dessert und Käseteller. Dazu: Süßwein von Weltklasse-Produzent Gerhard Kracher.

Das Fazit

Das Appiano gilt zu recht seit vielen Jahren als zuverlässig feine Adresse für unprätentiöses Essen und Trinken. Die Küchenlinie ist klassisch mediterran angehaucht “with a litte twist”. Beispiel: Marilllen-Paprika-Marmelade, Ursprungs-Karotte, Zitronen-Basilikum zum Beef Tatar. Die Speisen, liebevoll erdacht, gemacht und arrangiert. “Handwerk mit Niveau”, wie Pruscha, der hier seit 2006 am Herd steht, sagt. Das Ambiente – dunkelgrün, dunkle Vertäfelung, Parkett – ist heimelig, der Service ungekünstelt herzlich und aufmerksam.

Tipp:

Ein Signature-Gericht von Pruscha ist der in unterschiedlichsten Varianten interpretierte Thunfisch. Sollte man sich tu(h)nlichst nicht entgehen lassen. Weiters empfiehlt sich ein gründlicher Blick in die fair kalkulierte Weinkarte.
Denn ordentlichen Stoff gibt es im Appiano bereits ab 30 Euro.

Appiano
Schottenbastei 4
1010 Wien

Tel: 015336128
www.appiano.at