Reservierungen einfach verfallen lassen. „No Show“ schadet Gastronomie und Wirtschaft. Seit dem Gastro News Talk wird in der Branche viel darüber diskutiert. Nadine Djordjevic vom Restaurant Split macht sich im Interview mit Gastro News Wien Gedanken über Fair Play zwischen Gast und Gastronom.
Gastro News Wien: Wie sind Ihre Erfahrungen mit Gästen, die nicht auftauchen?
Nadine Djordjevic: Es ist ein frustrierendes Phänomen. Wir bereiten nach einer Reservierung alles für die Gäste vor, schicken Laufkundschaft weg und dann tauchen mehrere Gruppen nicht auf. Die leeren Plätze dann zu besetzen ist schwierig und man bleibt auf den Kosten sitzen.
Betrifft das eher große oder kleine Reservierungen?
Sowohl als auch. Auffällig ist, dass vor allem in der Winterzeit größere Reservierungen einfach nicht kommen. Oft wird in mehreren Lokalen gleichzeitig reserviert. Abzusagen halten manche Gäste scheinbar nicht mehr für nötig. Dabei bereiten wir für jeden Tisch alles perfekt vor, kaufen nach der Zahl der angekündigten Gäste ein. Ein Anruf würde es ermöglichen, dass wir den Tisch an andere Gäste vergeben, die dann bei uns einen schönen Abend verbringen könnten.
Telefonieren Sie den Leuten dann nach?
Bei großen Gruppen rufen wir natürlich an, um nachzufragen. Oft wird dann eine Erkrankung als Entschuldigung vorgeschoben. Sicher kann jemand krank werden, aber das spürt man doch nicht erst fünf Minuten vorher. Dieses Verhalten ist gesellschaftlich nicht okay. Auch deshalb rufen wir die Leute an, um ihnen das begreiflich zu machen. Wir sind wirklich niemandem böse, wenn er absagt. Wenn man im Split reserviert, kann man sich sicher sein, von uns perfekt bewirtet und bekocht zu werden. Da ist es doch nur fair wenn wir uns auch sicher sein dürfen, dass Reservierungen wahrgenommen oder rechtzeitig storniert werden.
Wie kann man hier in der Gesellschaft mehr Bewusstsein schaffen?
„No Shows“ müssen in den Fokus der Gesellschaft gerückt werden. Das Thema darf nicht links liegen gelassen werden, die Leute müssen begreifen, was so ein Verhalten anrichtet. Meine Schwester und ich sind viel gereist. Fast überall in Europa bekommt man bei der Reservierung eine Summe genannt, die fällig wird, wenn man nicht auftaucht. Das nehmen die Leute ernst und machen sich Gedanken darüber. Wir würden es sehr gut heißen, wenn dies auch in Österreich eingeführt wird.
Warum zieht hier die Branche nicht gemeinsam an einem Strang?
Es herrschen unterschiedliche Bedingungen. Ein Lokal in der Innenstadt hat es leichter, verfallene Reservierungen mit Touristen auszugleichen. Es scheint derzeit so zu sein, dass nur die „Big Player“ ein Wort haben, um etwas zu verändern. Wenn aber wie von Gastro News Wien dem Thema mehr Aufmerksamkeit verschafft wird, tun sich vielleicht viele Lokale zusammen und bewirken gemeinsam etwas. Es ist schon ein großer Gewinn, wenn Gäste diesen Artikel lesen. Dann wird Ihnen die Problematik bewusst und ins Gewissen gerufen.
Restaurant Split Hietzing
Hetzendorfer Str. 165 – 187, 1130 Wien
Öffnungszeiten: Di bis Sa : 17 – 22 Uhr
Tel.: + 01 80 409 15