Ein Thema, das in den Türkis-Blauen Koalitionsverhandlungen von großer Bedeutung ist, ist das Rauchen in Lokalen. Während die FPÖ die Aufhebung des generellen Rauchverbotes in Lokalen mit Mai 2018 fordert, ist die ÖVP dagegen. Nun wittern Gastronomen ihre Chance dieses Gesetz zu kippen.
Gastronom Heinz Pollischansky lud am 30. November zu einer Veranstaltung in seine Weinbar „Vino“ in der Lichtenfelsgasse im ersten Wiener Gemeindebezirk, bei der sich dutzende Gastronomen und prominente Befürworter des Rauchens in Lokalen wie unter anderem Anwalt Manfred Ainedter einfanden. Als prominentester Unterstützer erschien der Parteichef der FPÖ Heinz-Christian Strache. Pollischansky, selbst Nichtraucher, kämpft seit dem Beginn der Diskussion über das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Ihm und den erschienen Lokalbetreibern geht es in erster Linie um die Bevormundung vom Staat und darum, dass laut Aussagen der Gastronomen mit enormen Umsatzeinbußen und in Folge dessen mit Jobabbau zu rechnen sei, wenn das generelle Rauchverbot eingeführt werden soll. Ein weiterer Standpunkt der Gastronomen sei der Wunsch nach der Entscheidungsfreiheit, ob man nun ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal sein möchte. Aktuell müssen ja Raucherbereiche in Lokalen räumlich von den Nichtraucherbereichen getrennt sein.
Bei guter Laune, Livemusik und dem einen oder anderen Glas Wein sprachen sich viele der anwesenden Gäste entweder ganz gegen ein generelles Rauchverbot in Lokalen aus, oder gaben an, dass es sie nicht stören würde, wenn in Lokalen geraucht wird. „Zu einem guten Glas Wein oder zu einem Bier, da möchte ich schon meine Zigarette rauchen können“, so ein Gast. „Ich möchte mir von der Politik nicht meine Zigarette zum Kaffee verbieten lassen“, so eine Frau.
„Wir in der Wirtschaftskammer haben einstimmig beschlossen, dass wir dafür kämpfen, dass die derzeitige Regelung so bleibt. Man denke nur an Shisha-Lokale. Wenn das generelle Rauchverbot kommt, dann sind diese Lokale hoffnungslos verloren, ihr Geschäftsmodell ist ruiniert.“, so Peter Dobcak, Obmann der Gastronomie der Wiener Wirtschaftskammer.
Jedoch zeigen Umfragen aus den letzten zehn Jahren, dass vor allem in den Ländern, in denen ein Rauchverbot in Lokalen herrscht, die Zustimmung zu dieser Maßnahme stark gestiegen ist. Beispielsweise wurden 2007 in Deutschland Nichtraucherschutzgesetze in einzelnen Bundesländern erlassen. Während ein Jahr davor die Zustimmung dafür bei 59 Prozent lag, ist sie bis 2014 auf 81 Prozent gestiegen. Bis zu zwei Jahre nach der Einführung eines Rauchverbotes in Lokalen hat eine Steigerung der Zustimmung unter Rauchern in Irland von 45,7 auf 80,8 Prozent beziehungsweise in Frankreich von 40,2 auf 70,7 Prozent ergeben. Quelle dieser Zahlen ist das deutsche Krebsinstitut.
Was spricht denn nun für oder gegen ein generelles Rauchverbot? Ein paar Gedanken (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Wenn man sich nun überlegt, was gegen ein generelles Rauchverbot spräche, so denkt man durchaus zuerst an die Gastronomen. Rauchende Gäste konsumieren mehr – man bleibt eher noch für ein weiteres Getränk im Lokal sitzen, wenn man dabei eine Zigarette raucht. Der zweite Punkt ist der generelle Beikonsum zu Getränken – von Gästen hört man immer wieder, dass sie bei ihrem Kaffee, Wein oder Bier nicht auf ihre Zigarette verzichten wollen. Ein weiteres immer wieder gehörtes Argument gegen ein generelles Rauchverbot ist jenes, dass die räumliche Trennung ohnehin funktioniert hat, der Umbau, den die meisten Gastronomen tätigen mussten, sowieso Sinn macht. Ebenso hört man oftmals, dass Leute sich von der Politik so bevormundet fühlen würden. Wenn zuerst das Nikotin aus Betrieben wegen der Gesundheit der Menschen verschwinden würde, dann wird wohl als nächstes auch noch der Alkohol oder das Koffein verschwinden.
Für ein generelles Rauchverbot spräche sicher einiges aus der Gästeperspektive. Der wohl eklatanteste Unterschied wäre, dass man sich keine Sorgen mehr um den Geruch machen muss. Weder die Kleidung, noch man selber verlässt das Lokal stinkend. Ein weiterer Punkt ist das Passivrauchen. Unabhängig davon, dass Rauchen schädlich ist, wird man nicht mehr passiv mitrauchen müssen und die selben Lungenschäden davontragen, wie ein Raucher. Genauso wie die Gäste würde ein generelles Rauchverbot den Arbeitnehmern gut tun. Es ist nicht leicht acht Stunden oder mehr in einem Lokal in dem geraucht wird, zum Beispiel Getränke oder Speisen zu servieren. Für ein generelles Rauchverbot spräche ebenso jenes oft gehörte Argument, dass die räumliche Trennung nicht funktioniert, da die meisten Türen sowieso immer offen stehen würden. Ein anderes Argument der Gegner des blauen Dunstes ist, dass ein generelles Rauchverbot in vielen anderen Ländern Europas überhaupt kein Problem darstellt. Raucher in Irland, Frankreich, Großbritannien oder Tschechien verlassen bei dem Bedürfnis nach einer Zigarette kurz das Lokal und kommen nachher wieder zurück.
Das Thema Rauchen in Gastrobetrieben betrifft nicht nur die Gastronomen, sondern auch die Gäste. Veranstaltungen, die für ein generelles Rauchverbot sind, sind Events wie jenes von Heinz Pollischansky gegenüber zu stellen. Man darf gespannt sein, wie sich dieses Thema weiterentwickelt und wie mit ihm in den derzeitigen Koalitionsverhandlungen umgegangen wird.