Wien (Culinarius) – Das Pub Klemo im fünften Wiener Gemeindebezirk ist mittlerweile mehr als ein Geheimtipp der Wiener Winzer, Sommeliers und Weinliebhaber. Vor rund zehn Jahren nahm alles seinen Anfang damit, dass Besitzer und Vollblut-Sommelier Robert Brandhofer begann, seine persönliche (und ausgesprochen facettenreiche) Weinsammlung auszuschenken. Im Jahr 2015 wagte er mit einem Popup-Konzept den Sprung aus dem 5. auf den Donaukanal und bereicherte diesen durch seine einzigartige Weinvielfalt – das „Pub Klemo am Wasser“ war geboren.
Prominente Inspiration für Brandhofer
Alles begann 2006: Das Pub Klemo (das Wort „Klemo“ wiederum zeigt die Liebe Robert Brandhofers zum Wein wieder: Es ist eine Verballhornung von Chateau Pape Clement – das älteste noch bestehende Bordeauxweingut) eröffnete im Fünften Bezirk und entwickelte sich in kürzester Zeit zum Geheimtipp der Wiener Winzer- und Sommelierszene. Der etablierte Fixpunkt für Weinkenner eröffnete gegenüber eine Vinothek und schließlich, im Sommer 2015, stampfte man mit dem „Pub Klemo am Wasser“ ein Popup am Donaukanal aus dem Boden.
Auf die Frage, wie es zu der Idee kam schildert Brandhofer im Interview, einen prominenten Input gehabt zu haben: „Wir haben schon immer ein wenig überlegt und gegrübelt – was wäre mit einer Outdoor-Location? Vor allem weil wir im fünften Bezirk einfach zu wenig Platz für einen Outdoor-Bereich haben – und ich verstehe natürlich, dass die Leute im Sommer draußen sitzen möchten.“ Und da kam Brian Patton (Besitzer des Charlie P’s, Brickmakers, It’s All About The Meat, Baby) spiel: „Brian ist ein guter Gast – und mit seinem Popup „It’s all about the Meat Baby“ auch Nachbar – von uns. Er kam oft zu Verkostungen und man kam schließlich ins Gespräch. Irgendwann meinte er einfach, ich solle mir 2 Container mieten und neben ihm am Donaukanal ein Popup eröffnen.“ Brian war somit „der letzte Funke“, der Brandhofer dazu bewegt hat, den Schritt Richtung Popup zu wagen.
„Ich möchte ein Portfolio, welches nicht jeder hat!“
Der Sieger des Vineus Awards 2015 in der Kategorie „Weinrestaurant“ kann sich seinen Ruf als eine der „Lieblingsbars der Wein- und Winzerszene“ zwar erklären, bleibt dabei aber vollkommen bescheiden und meint dankbar lächelnd: „Ich freue mich, dass wir diesen Ruf haben – aber ich denke so etwas passiert einfach vollkommen natürlich. Die Bar selbst ist verhältnismäßig klein und da ist man quasi gleich „mittendrin“ – es ergeben sich einfach Gespräche mit allen anderen. Der Winzer, welcher gerade zu Besuch ist, trifft einen Sommelier und kommt dann vielleicht auch noch mit einem Weinfreak aus Amerika ins Gespräch – das ergibt dann eine nette Stimmung und ergänzt sich auf natürliche Weise. Im besten Fall tauscht man dann Gläser aus! Die Kleinheit ist vielleicht ein Vorteil um leichter Connections und ein Netzwerk aufzubauen.“ Aber auch die schier endlose Anzahl an Weinen, sowohl im Pub Klemo (derzeit liegt die Auswahl bei rund 3000 Weinen), als auch im Popup am Donaukanal (100 offene und rund 600 Flaschenweine) kann sich voller Stolz sehen lassen und ist sicherlich auch ein Mitgrund für den Erfolg: „Es ist auch unsere Ambition, Weine auf der Karte zu haben, die man sonst vielleicht nicht überall bekommt – wir machen uns hierbei natürlich viel Mühe. Ich möchte eben ein Portfolio, welches nicht jeder hat“
Zum A und O des Portfolios – zu den Winzern per se, welche Ihn beliefern, meint Brandhofer: „Natürlich braucht man für eine derartige Auswahl ein gutes Gespür für Winzer, welche einen beliefern – selbst wenn die Güte des Weines eine überdurchschnittlich gute ist muss trotzdem primär die zwischenmenschliche Ebene passen.“ Dieser Aspekt hat einen wesentlichen Grund: „Ich kaufe keine einzelnen Weine bei Winzern, sondern gehe langjährige Partnerschaften ein, welche ein breiteres Portfolio an Weinen liefern/anbieten.“ Aufgrund des langfristigen Beziehungscharakters sei es natürlich „ein großes Thema einen Neuen Winzer aufzunehmen – unterm Strich soll das Gesamtkonzept stimmig sein.“
„Aus einem Trend wird etwas Beständiges.“
Natürlich ist die Weinbranche wie jede andere Branche gewissen Trends und Strömungen unterworfen – hierzu wollte gastronews.wien wissen, wie Brandhofer mit ebendiesen umgeht. Nachgefragt, ob und welche Trends er verfolge antwortete er: „Absolut. Gerade im Orange-Wine-Bereich haben wir sehr viel in unsere Weinkarte integriert – wir haben circa um die 150 bis 300 Positionen in der Weinkarte; je nachdem wie man den Begriff versucht abzugrenzen. Das Thema ist derzeit natürlich sehr interessant – wobei ich denke, dass der Hype inzwischen wieder abnimmt. Die Weine integrieren sich mittlerweile und aus einem Trend wird langsam etwas Beständiges.“
Doch nicht nur Trends interessieren den sympathischen Gastronom und Sommelier: Auch über die Zukunft gibt es erste – wenn auch noch keine konkreten – Pläne. Auf die Frage, wie es mit einem weiteren Standort aussehe, meinte Brandhofer: „Wir hören uns natürlich immer um und wenn sich etwas anbietet; sehen wir uns die Objekte auch gerne an – allerdings ist jetzt nichts bestimmtes in Planung – prinzipiell wollen wir aber in Wien bleiben. Vielleicht ergibt sich demnächst ja einmal die Gelegenheit, irgendwo in einem der inneren Bezirke ein weiteres Lokal zu eröffnen – wer weiß.“, sagt Brandhofer mit einem Zwinkern.
Fotocredit: Barbara Mair Photography