Peter Schaider: „Die Vielfältigkeit der Gastronomie ist in Einkaufszentren wichtig!“

Lisi Brandlmaier

Seine Karriere startete Peter Schaider als Friseur. Mittlerweile besitzt der Unternehmer 45 Friseur-Salons – und zählt damit zu den erfolgreichsten Friseur-Unternehmen des Landes. Doch damit nicht genug – in den 90er Jahren startete der gelernte Friseur mit dem mittlerweile überaus erfolgreichen Konzept des Auhofcenters. 2010 folgte die Eröffnung von Shoppingcenter Nr.2, das Riverside. Im Interview erzählt der Unternehmer, wie er zur Eröffnung zweier überaus beliebter und erfolgreicher Einkaufszentren in Wien kam und wie er es geschafft, hat, die gutbürgerliche Wiener Gastronomie ins Aufhofcenter zu bekommen.

Wie kommt man vom Friseur-Lehrling zum Einkaufcenter-Besitzer?
Mein Vater starb an Lungenkrebs, als ich sechs war, obwohl er nicht rauchte. Als 15-Jähriger besaß ich 2000 Schilling. Die habe ich mir beim Äpfelbrocken, Eiersortieren und im Friseurgeschäft verdient. Meine Mutter wollte, dass es mir einmal besser geht und hat geschaut, dass ich eine ordentliche Ausbildung habe. Aber mein Ziel war es, Friseur zu werden, und zwar einer der größten. Der Ehrgeiz war da und so wurde ich Vizeweltmeister und Staatsmeister. Als ich mich selbstständig machen wollte, hab ich überlegt, entweder ein Salon von vielen in der Innenstadt zu sein, oder der erste und beste in der Vorstadt. So kam ichs ins Donauzentrum und bald haben mich Einkaufszentren mehr interessiert haben als das Friseurgeschäft.

Sie machten dann in weiterer Folge immer mehr Salons auf. Wann kam die Idee für Ihr erstes Einkaufscenter, das Auhofcenter?
Mitte der 90er Jahre habe ich mit der Entwicklung des Auhofcenters begonnen. Das war anfangs holprig, aber ich habe es geschafft. 1995 wurde der erste Bauteil eröffnet. 1996 konnten wir das Haus komplett eröffnen. Es lief wunderbar und so kam 2007 die Idee das „Riverside“ zu konzipieren. Das eröffneten wir schließlich 2010.

Wie kommt es, dass Sie in diesem Bereich so erfolgreich sind?
Ich hab Einkaufszentren von der Pieke auf gelernt. Ich habe genau beobachtet und gelernt, wie Einkaufscenter funktionieren, was Kunden wollen und so weiter. Es muss eine Klimaanlage geben, große Parkplätze und eine gute Gastronomie.

Das bringt mich auch schon zum Kern des Interviews – wie wichtig ist die Gastronomie in Einkaufszentren?

Shopping ist zu einem Erlebnis geworden. Menschen wollen etwas erleben. Sie gehen nicht nur in einen Shop, um etwas zu kaufen. Wir bieten Entertainment. Das ist nicht nur in Form von einem Kino und Tigersworld sowie einem Fitnessstudio, sondern vor allem auch in Sachen Gastronomie. Man shoppt und wird irgendwann einmal hungrig und durstig. Und dann gönnt man sich eine Pause. Im Sommer am besten im Einkaufszentrum, wo es eine Klimaanlage gibt.

Und was haben die Kunden am liebsten?
Die Vielfältigkeit muss in einem Einkaufscenter gegeben sein. Wir haben 4 Asiaten, 2 Italiener, 2 Burger-Betriebe. Das kommt gut an. Aber ich habe auch gemerkt, dass bei all dem internationalen Angebot die Wiener Küche viel zu kurz kam. Das ist auch ein Grund, weshalb ich darauf derzeit den größten Fokus lege. Ich will die klassische Wiener Küche, aber auf wirklich gutem Niveau.

Und wie haben Sie das geschafft?
Mit dem Salon Albert. Der „Salon Albert“ ist ein Ort, an dem die Wiener Küche auf internationale Kulinarik trifft. Unser Restaurant im Auhof Center, dem größten Einkaufszentrum im Westen Wiens, bietet eine einzigartige Fusion von traditioneller heimischer Kochkunst und Einflüssen aus aller Welt.

Das funktioniert am besten?
Alles was gut ist, funktioniert. Das ist eine Tatsache. Wir haben 9 Millionen zahlende Kunden. Die wollen etwas geboten bekommen. Dabei muss natürlich auch immer das Preis-Leistungsverhältnis passen und dass wir hier weder in der Gastronomie noch bei den Mietern Preise wie in der Innenstadt verlangen können, ist klar.

Merken Sie eine Veränderung im Kauf- und Genuss-Verhalten bei den Kundinnen und Kunden?
Das Einzige was man seit der Pandemie merkt ist, dass die Leute früher nach Hause gehen. Das ist aber nicht nur bei uns so. Ich habe viele gute Freunde in der Gastronomie. Die erzählen mir auch, dass ihr Lokal früher bis 24 Uhr und länger Geschäft gemacht hat. Heute ist der Laden meistens um 22 Uhr komplett leer. Warum? Naja, die Leute haben früher gegessen, Schnapserl getrunken, geraucht und vor dem Heimgehen nochmals ein Schnapserl getrunken. Heute sind die Verkehrs-Kontrollen strenger geworden, geraucht wird eigentlich auch fast nicht mehr. Es hat sich also da einiges geändert. Ich würde nicht sagen, die Leute konsumieren weniger, aber bewusster!

@ David Groschl

Was sagen Sie zu der Behauptung, dass Einkaufszentren die Innenstadt bzw. Ortskerne und damit durchaus auch die Gastronomie der Stadt runieren?
Es findet Optimierungen statt. Der Handel ist im Wandel, dadurch muss man versuchen was Neues zu (er-)finden. Und es ist wichtig, dass die Leute das Gefühl haben, dass etwas passiert, dass sich etwas tut. Wir sind gefordert – mehr denn je. Das Auhofcenter ist heute wie eine Kleinstadt, wir haben Wohnungen, ein Ärztezentrum, 150 Geschäfte. Parkplätze. Wir sind heute, was Hadersdorf einmal war. Dort gab es alles und man meinte, das Auhofcenter wird Hadersdorf runieren. Aber das stimmt nicht. Die Anrainer sind froh, dass es uns gibt. Der Bäcker, Fleischhauer, Greißler – ja sogar die Post, haben alle zugesperrt. Warum? Überall muss man Parkgebühren zahlen, die Kinder steigen am Land kaum mehr in elterliche Betriebe ein und übernehmen diese auch nicht mehr oder wollen teilweise auch nur mehr 30 Stunden arbeiten und die Mietpreise sind enorm gestiegen. Das ist Schuld, dass diese kleinen Ortschaften kein Einkaufs- und Gastronomie-Angebot haben. Nicht die Einkaufscenter.

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