1500 das ist die Zahl der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in der Wirtschaftskammer Wien. Freiwilligenorganisationen, von der Feuerwehr über NGO’s bis zum Fussballverein mit ihren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, werden als Unterstützer des Gemeinwohls respektiert und jedes Jahr, am 5. Dezember, mit dem Internationalen Tag des Ehrenamtes gefeiert.
Ganz anders stellt sich die Situation bei den Funktionären und Funktionärinnen der Wirtschaftskammer dar. Diese sind, wie gerne fälschlich angenommen, keine Mitarbeiter der Kammer sondern gewählte Vertreter der eigenen Zunft. Grundbedingung für das passive Wahlrecht und damit einer ehrenamtlichen Mitarbeit, ist der Betrieb eines eigenen Unternehmens, ob klein oder groß. Wie aus Erfahrung bekannt, arbeiten selbständige Menschen selbst und ständig. Das heißt, jegliches Engagement für andere findet nicht in der Freizeit statt, sondern wird vom Einsatz im eigenen Unternehmen abgezweigt. Oftmals, vor allem bei Spitzenfunktionären, mit dem Risiko wirtschaftlicher Einbußen. Das ist unser freiwilliger Beitrag zum wirtschaftlichen Gemeinwohl, die Interessen der Kolleginnen und Kollegen der eigenen Branche zu vertreten und, wenn gewünscht, direkt zu unterstützen. Von Menschen, die abkassieren, sich an den Mitgliedsbeträgen bereichern und den Hals nicht voll bekommen, kann daher keine Rede sein.
Diese Behauptung ist nicht nur bösartig sondern schlicht falsch.
Leider ist „Kammerbashing“ durch einige angeblich innovative Kleinparteien samt ihren Ego-getriebenen Abgeordneten zu einem beliebten Sport im Parlament und in den Medien geworden. Beschäftigt man sich allerdings nur ein wenig mit dem breiten Portfolio der Leistungen der Kammer, merkt man rasch, dass die lautstarke Forderung nach einer Reduktion der Beiträge oder dem Ende der Pflichtmitgliedschaft nicht nur populistisch ist, sondern sehr kurzsichtig. Reformen samt optimaler Kostenoptimierung ist täglich Brot in einer Organisation. Da macht die Kammer keine Ausnahme. Wenn allerdings der Punkt erreicht ist, wo bei der Leistung gespart werden muss, dann setzt sich die selbsterfüllende Prophezeiung durch. Ich höre schon die Argumente, dass die Kammer ihre Angebot einschränkt, die Leistung nicht mehr passt und, wie lange gefordert, die Kammer gleich abgeschafft gehört. Vielleicht sollten sich die ach so engagierten Kritiker darauf einlassen sinnvolle Vorschläge zu machen, anstatt sich auf das einfachste Argument, die Reduzierung der Beiträge, zurückzuziehen. Die Mitglieder der Fachgruppe Gastronomie zahlen knapp über 240 Euro Kammerumlage – pro Jahr. Zwei Telefonate mit dem Anwalt kosten am freien Markt meist mehr als diese Umlage.
Ein oft gehörter aber völlig sinnloser Vorschlag ist das Abschaffen der Landeskammern. Glaubt tatsächlich jemand ernstlich, dass zum Beispiel der Gastrovertreter aus dem WKÖ-Büro in Wien, zum Kollegen nach Vorarlberg fährt um ein Betriebsanlagenproblem zu lösen? Die unmittelbare Präsenz vor Ort gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Interessenvertretung.
Zum Schluss wiederhole ich meine Einladung zur Mitarbeit an die besonders lauten Kritiker der Kammer und ihrer Funktionäre. Was höre ich leider zu oft als Antwort: „Ich doch nicht, ich muss mich um meinen Betrieb kümmern!“
Danke an alle meine FunktionärskollegInnen, die sich täglich ehrenamtlich für ihre Branche einsetzen.
Euer
Peter Dobcak