Linz (TP/OTS) – Rund 60 Kilogramm Fleisch werden pro Einwohner und Jahr in Österreich verzehrt, 12 Kilogramm davon macht das Rindfleisch aus, damit liegt die Alpenrepublik als Spitzenreiter über dem EU-Durchschnitt (10 Kilogramm Beef). Österreichs Landwirtschaft sei klein strukturiert, die Stärke liege in der Regionalität, die Bauern würden mit Frische und Qualität des Fleisches punkten, betonte Rudolf Rogl, Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse bei einem Expertenstammtisch zum Thema „Wohin essen wir“ im Linzer Promenadenhof. Bei Beef Tartare und Cult Beef Kalbin Select diskutierten 13 Fachleute über die Zukunftstrends in der Gastronomie und waren sich darüber einig, dass die Speisekarte des Jahres 2015 schlanker und noch viel regionaler und saisonaler sein werde, da dies die Konsumenten immer stärker verlangen würden.
Keine Erdbeeren im Winter
Mehr Multifunktionalität und Zusatzangebote in den Speisekarten forderte Zukunftsforscher Christian Hehenberger. So regte er an, zum Beispiel in Kooperation mit den regionalen Tourismus-Einrichtungen auch Urlaubspackages für die Region oder Kultur-Tickets in den Restaurants anzubieten und er wies darauf hin, dass die Gäste in Zukunft vom Landgasthaus erwarten würden, dass eine Ladestation fürs E-Bike angeboten würde. Werner Habermann (Geschäftsführer Gut Streitdorf)) ist der Überzeugung, dass der Konsum von Schweinefleisch nicht mehr zu steigern sei, dass jedoch österreichisches Lammfleisch immer beliebter werde, hier gebe es zweistellige Zuwachszahlen. Auf die wachsende Bedeutung der regionalen und saisonalen Küche wies Spitzenkoch Thomas Walkensteiner hin. Regionalität bedeute, dass die Lebensmittel aus einem Umkreis von 200 Kilometern stammen müssten. „Im Winter ist es unverantwortlich, Erdbeeren auf die Speisekarte zu schreiben“, betonte auch Philipp Braun (Slow Food Oberösterreich). Und Eduard Altendorfer, Geschäftsführer der Netzwerk Gruppe, ist davon überzeugt, dass die authentische Küchenlinie, Frische, Optik, Qualität und Regionalität der verwendeten Lebensmittel über die Zukunftschancen eines Wirtshauses entscheiden. Auch frisch zubereitete Take Away Speisen würden immer beliebter, das sollten die Gastronomen auch berücksichtigen.
Intelligente, schnelle Küche sowie Take Away Gerichte für mittags und Speisen mit hoher Qualität für den Abend, das sei die Erfolgsformel der Zukunft, erklärte Top-Koch Thomas Walkensteiner, dessen Ansicht auch vom c+c Pfeiffer Geschäftsführer Thomas Panholzer unterstützt wurde. Derzeit verkaufe Pfeiffer Bio-Produkte im Wert von 11 Millionen Euro jährlich, Tendenz steigend. Allerdings würden viele Gastronomen derzeit die wirtschaftliche Chance noch nicht erkennen. Ein Bio-Wiener Schnitzel sei zwar teurer, werde aber bei den Konsumenten immer beliebter, da man nicht nur die Speise sondern auch die damit verbundene „Geschichte“, also das Gesamtkonzept kaufen wolle. Nach rund vier Stunden intensiver Diskussionen war sich die Expertenrunde einig, dass weitere Stammtische zum Thema „Wohin essen wir“ stattfinden sollten, um die Bandbreite des Themas weiter auszuloten.