Neulich: Neni am Naschmarkt

Michaela Reisel

Sakuska © Michaela Reisel

Der Naschmarkt. Mit einer Fläche von 2,3 Hektar Wiens größter Detailmarkt, besteht seit 1774. In seiner heutigen Form wurde er von Otto Wagner geplant und 1916 eröffnet. Und damit ist die Geschichtestunde auch schon wieder beendet.

Wenn man über den Naschmarkt flaniert, braucht man all das nicht zu wissen. Es reicht, sich dem Duft von Gewürzen in der Luft hinzugeben. Buntes Obst und Gemüse bestaunen, Hummus und Falafel oder Pistazien und Datteln naschen. Und und und. Reges Markttreiben und ganz viel Leben: wo, wenn nicht an Wiens bekanntestem Markt sollte Familie Molcho ihr Neni Flagship Lokal verorten. Orientalische Weltküche, pulsierendes Leben –  israelisches Streetfood at its best. Genau das soll in den Speisen rüberkommen.

Den meisten Foodies der Stadt ist das Neni ein Begriff (auch von diversen Neni-Produkten im Supermarkt). Nicht nur ihnen, auch in Berlin, Hamburg, München, Zürich und Mallorca gibt’s Restaurants der Molchos. Nicht zu vergessen Tel Aviv Beach in Wien, ebenfalls von den Molchos.

Spicy karamellisierte Melanzani © Michaela Reisel

Wienbesucher und Hiesige schieben sich an den kleinen Tischen im Außenbereich des Lokals vorbei. Wir kommen zu zweit, auf gut Glück. Reservieren ist nämlich erst ab 4 Personen möglich. Nach einem Spaziergang durch die Stadt über die Wienzeile und ein bissl Naschmarktflanieren sind wir um 18 Uhr da. Als wir kommen, sind draußen noch ein paar Zweiertische frei. Das ändert sich aber, gegen 19 Uhr wurd’s richtig voll.

Wir wollen Abendessen, Vor-, Haupt- und Nachspeise. So der Plan. Aber da die Augen größer als das Volumen unserer Mägen sind, geben wir nach der Hauptspeise w.o. Schade, die kleine Auswahl an Desserts klingt fein in meinen Ohren. Wär‘ noch was reingegangen, wär’s Knafeh geworden. Laut Karte eine Spezialität aus der Altstadt Jerusalems: Kadaif mit Mozzarella-Ricotta-Mascarpone-Füllung, überbacken, mit gehackten Pistazien und Joghurteis. Kaum die Speisekarte überflogen, kommt auch schon der hausgemachte Eistee. Eine Karaffe, zwei Gläser. Vielleicht ein bissl süß, der Eistee, aber gut! In jedem Fall erfrischend und hübsch anzuschauen mit viel Minze und Orangenscheiben.

Auch Frühstück gäbe es – zu anderen Zeiten – auszuprobieren (MO-SA 8-11:45 Uhr). Shakshuka, jenes orientalische Gericht, das auch bei uns immer bekannter wird. Ein Ragout aus Tomaten und Paprika, laut Speisekarte aus eigenem Anbau, frischen Kräutern und Bio-Eiern. Gut klingt auch das israelische Frühstück. Wer es süß bevorzugt, greift z. B. zu Chala, einem jüdischen Striezel mit hausgemachten Marmeladen und Butter. Ein anderes Mal.

Das Essen: Sakuska, Zigarren, Jerusalem & Spicy Melanzani

Diesmal: Dinner. Unsere Vorspeisen: Sakuska – laut Speisekarte eine Spezialität des Hauses. Na dann gern! Im Holzofen geröstete Tomaten, Melanzani und Paprika. Darüber reichlich Rucola für ein wenig Bitterness, dazu hausgemachtes Sauerteigbrot. Das Gericht hat was von einer Creme, hat auch was von einem Aufstrich, ist mild und würzig zur selben Zeit. Walnüsse sorgen für eine Portion Crunch. Vegetarische Zigarren für meine Freundin: orientalische Frühlingsrollen mit Spinat-Schafskäse-Füllung und Tsatsiki.

Spicy karamellisierte Melanzani (unten), Jerusalem Teller (oben) © Michaela Reisel

Die Hauptspeisen: Spicy karamellisierte Melanzani mit Ingwer, Chili und geröstetem Sesam auf japanischem Reis. Wahlweise mit gegrilltem Hühnerfleisch, wollt‘ ich aber nicht. Normalerweise esse ich Melanzani ja gar nicht. Wenn mir alles schmeckt, aber Melanzani muss nicht sein. Hier finde ich aber, hat die Kombi was. Dass das Gericht neu in der Karte sein soll, beflügelt die Melanzanilaune zusätzlich. Sie mit Ingwer und Chili zu vereinen hat umami, ist herzhaft-intensiv mit einer dezenten, süßen Note durch‘s Karamellisieren. Fast zu viel, mengenmäßig. Fast Melanzani 1 : Michi 0. Aber nur fast.

Meine Freundin schien mit dem Jerusalem Teller auch eine zufriedenstellende Wahl getroffen zu haben. Gegrilltes Hühnerfleisch, orientalische Gewürze, frische Kräuter, Hummus, Tahina (Sesampaste) und NENI’s Pita Brot.

Dazu jede einen Kumquat Gin Tonic. Kann man mal ausprobieren, muss aber nicht sein. Strohhalme aus Pappe statt Plastik, das gefiel.

Fazit: Super Afterwork Location mit entspannten Leuten und ebensolchem Essen. Gut gewürzt, sehr wichtig! Und sicher auch super zum Frühstück, das werd‘ ich mir noch anschauen.

 

Neni am Naschmarkt

Naschmarkt 510, 1060 Wien

https://neni.at/restaurants/naschmarkt/

info@neni.at

 

Öffnungszeiten: MO-SA 8-23 Uhr