Yaoyao Hu ist vielen in der Gastro-Szene ein Begriff, führt er doch mit seiner Frau seit 1997 das sehr erfolgreiche Lokal „Bangkok“ im Stadtteil Gnigl. Doch seit Beginn des Sommers sorgt ein neues Gastro-Konzept für Aufsehen in der Stadt: Yaoco-Street im Europapark in Salzburg. Hier servieren Roboter mit Salzburger Dialekt das Essen.
Wie entstand Ihre Koch-Leidenschaft?
Ich war als Kind einfach hyperaktiv. (lacht) Ich war wirklich überall gut, aber beim Lernen nicht, da ich mich schwer konzentrieren konnte. Allerdings gab es damals kein Bewusstsein dafür. Meine Leidenschaft zum Kochen entwickelte ich eigentlich durch meine Mutter. Sie war immer eine sehr bescheidene und sparsame Frau – alles was vom Vortag übrig geblieben ist, hat sie am nächsten Tag wieder verarbeitet. Und ich dachte schon immer, irgendwann will ich einmal richtig gut für sie kochen.
So kam es, dass Sie mit der Schule aufhörten und eine Kochlehre begannen…?
Genau. Ich hab die Schule geschmissen und eine Lehre als Koch abgeschlossen. Allerdings hatten wir in China ein ganz anderes Lehrsystem. Hier muss man beispielsweise für die Lehre bezahlen und wenn man etwas falsch schneidet oder kaputt macht, muss man ebenfalls die Kosten übernehmen. Davor hatte ich immer Angst. Daher habe ich immer ein Stück Teig geknetet und daran geübt. Denn die Schneidetechnik müssen Sie wissen, ist quasi das Wichtigste in der chinesischen Grundausbildung und Küche. Wir mussten ein Jahr „Schneiden“ lernen. Und Nach einem halben Jahr kam mein Meister zu mir und meinte, er bringt mir jetzt Nudeln bei, da ich mich mit Teigen so gut auskannte. (lacht) Ich war quasi zum Spezialisten geworden, obwohl ich nur üben wollte.
Sie verließen China und kamen mit Ihren Eltern nach Österreich – wie ging es dann weiter?
1987 ist mein Vater nach Europa gekommen, 1989 kamen meine Mutter und ich nach. Und wie alle anderen Chinesen sind auch wir in Kärnten gelandet. Mein Vater hat gearbeitet, wir durften bei ihm wohnen und meine Mutter musste sich um viele Kinder kümmern. Ich wurde in die Schule geschickt, wo ich kein Wort verstand. Damals gab es keine Deutschlehrer oder Förderkurse für ausländische Kinder. Wir gingen dann in die Steiermark, wo ich 3 Monate in eine polytechnische Schule ging. Da war ich 15 Jahre alt. Und da ich auch hier noch kein Wort verstand, schmiss ich die Schule. So sind wir nach Salzburg gezogen, wo ich mir Kochen und die Sprache quasi selbst beibrachte.
Und das mit Erfolg – das „Bangkok“ hat eine Haube bekommen.
Ja, das stimmt. Es hat vier Jahre gedauert aber wir haben es geschafft. Und wir waren glaube ich der einzige Asiate mit dieser Auszeichnung.
Wie entstand die Idee, das YaoYao, das ja im Europapark nun jahrelang funktionierte, zu einem neuen Lokal mit neuem Food-Konzept umzuändern?
Meine Frau wollte von mir Kochen lernen und hat schließlich die Küche übernommen. Aber ich habe immer den Drang etwas Neues zu machen, ich wollte umbauen, das Lokal verändern. Aber das wollte sie nicht. Also habe ich nach einem weiteren Standort gesucht. Hier habe ich alles vereint, was ich mir selbst beigebracht habe. Das Lokal ist eine Kombination aus der chinesischen, thailändischen und japanischen Küche.
Das Restaurant hat ein sehr lebendiges Konzept weil auch Standort sehr speziell ist. Wir wollen Stammkunden und kein Schnellimbiss oder ein Fast Food-Laden sein. Mittlerweile stellen wir 80 Prozent der Produkte (in unserer eigenen Produktionsküche) selbst her. Und das ist nicht mehr so üblich wegen des vorherrschenden Personalmangels und hohen Kosten in allen Bereichen. Aber das ist nun mal meine Philosophie. Dieses Lokal „YaoYao“ lief gut, bis Covid kam. Auch das haben wir mit Kochkits gut überstanden. Aber ab 2022 wurde es schwieriger.
Fachkräftemangel?
Ja. Wir hatten einen extremen Personalmangel und da ich in der Küche stand konnte ich nicht im Service aushelfen. Das war eine harte Zeit und am Ende wird die Situation nicht besser. Wir haben 2 Jahre versucht, gutes Personal zu finden. Ohne Erfolg. Und ich wusste, die Qualität darf nicht leiden. Daher habe ich nach einer Lösung gefunden. Und das sind unsere Roboter.
Wie kann man sich das denn in der Praxis vorstellen und gibt es besondere Herausforderungen bei der Arbeit mit Robotern?
Es ist eine Revolution in der Gastronomie. Es werden teilweise ja bereits überall Roboter eingesetzt, wenn in einem Betrieb massive Personalprobleme auftreten. Ich wollte aber mehr als nur einen Roboter. Daher habe ich wirklich lange mit einem Programmierer herumgetüfelt und mit ein Bestellsystem ausgedacht. Die Kunden bestellen und bezahlen direkt auf einem Tablet, das der Roboter bringt. Nach der Bestellung wird das Essen frisch zubereitet und vom Roboter serviert.
Das Beste daran – unser Roboter spricht einen Salzburger Dialekt.
Zusätzlich zum Service-Roboter haben wir einen Abservierroboter, wenn man ihn so nennen will. Das hat auch hygienische Gründe. Die Kunden können ihn mittlerweile auch rufen, wenn das Geschirr abserviert werden kann.
Wie kommt das System bei den Gästen an?
Ausgesprochen gut. Es ist sehr lebendig geworden, auch wenn wir kein Service-Personal mehr haben. Der Roboter ist bei den Gästen nicht mehr so fremd, wie am Anfang. Die Qualität passt und das ist für mich das Wichtigste. Es ist ja irgendwie nicht nur eine Maschine, die das Essen bringt. Und Kunden sagen mir, es spielt für sie keine große Rolle, ob eine Maschine oder ein Mensch ihnen das Essen serviert.
Ist das die Zukunft der Gastronomie?
Ich finde es traurig, dass es so weit kommen musste, aber Momentan herrscht ein massiver Fachkräftemangel. Die Generationen haben sich verändert. Sie wollen mehr Freizeit, mehr Leben und weniger Arbeitsstunden. Das muss man als Gastronom kompensieren.
Sie haben auch eine YaoYao-Weinedition – wie kam es dazu?
Genau, ich habe ja auch eine Sommelier-Ausbildung in Österreich gemeint, weil viele meinte, dass asiatische Lokale damals einfach keine guten Weine auf der Karte hatten – was stimmte. Mittlerweile habe ich viele Winzerfreunde und so entstand die Idee, einen Hauswein zu kreieren. Mit Brigitte und Gerhard Pittnauer habe ich einen Cuvée aus den Trauben Blaufränkisch, Merlot und Zweigelt hergestellt. Er heißt „Die Antwort Rot“. Mit Alwin Jurtschitsch habe ich einen Grünen Veltliner „Die Antwort Weiß“ und einen Riesling „Bio Yellow“ gemacht. Die Weißen passen perfekt zum Sushi. Der Rote wunderbar zu unseren scharfen Gerichten.
Und auch die Etiketten der Weinflaschen sind ein besonderes Herzensprojekt von Ihnen…
Bei den Etiketten habe ich mich für drei chinesische Künstler entschieden. Wang Jixing lebt bereits in Österreich und hat damals die Saline in Hallein gemalt. Außerdem hat Fang Lijun eines gestaltet ebenso wie der Direktor der Kunstuni in Peking Su Xingping.
Die Weine kann man übrigens in unserem Shop bestellen und sie werden österreichweit verschickt.
Die wichtigsten Infos im Überblick
Adresse: Europapark, Salzburg, Europastraße 1
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 11:30 bis 22:00 Uhr
Website finden Sie HIER
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