Wien (Culinarius) Eine Premiere der ganz besonderen Art erlebte die Bundeshauptstadt am Freitagabend (24. Oktober) im Bankaustria Kunstforum Tresor auf der Freyung in der Wiener Innenstadt. Die „Naked Kitchen“-Idee fand eine sehr gelungene Realisierung im ehemaligen Tresorraum der Bankaustria, die inzwischen längst als Kunstforum genutzt wird. Eine Djane und Visuals sorgten für die atmosphärische Unterlegung des kulinarischen Hauptevents der Wiener Herbstsaison 2014.
Pop-Up Küche der gehobenen Kulinarik
Der Grazer Koch Walter Triebl („Junger Wilder 2014“) kredenzte ein Menü, dass das Periodensystem der Molekularküche neu definierte. Unter dem Vier-Sterne-Himmel „Wasser-Weide-Wald-Tresor“, das die Menüfolge vorzeichnete, wurde den exklusiven Gästen auf 100 limitierten Plätzen ein Vier-Gänge-Menü serviert, das auch nachts wieder die Sonne am Himmel stehen ließ. Begleitet wurde der Seesaibling (Wasser), Kalbskopf (Weide), das Hirschkalb (Wald) und der Goldbarren (Tresor) von ausgesuchten Weinen des Kremstals, illy Kaffee und einem Zacapa Cocktail der Bristol Bar/Frankfurt. Die Barkeeper, die als die besten Deutschlands gelten, wurden extra für das Wiener event eingeflogen. Das Pop-up Konzept der Naked Kitchen beruht auf der Idee, exklusive Plätze, die eben nicht für kulinarische Events bekannt sind, neu zu bespielen und damit eine Synergie von Gourmetgenuss und Location zu erzielen, daher auch der Begriff „naked“.
Temporäre autonome Zone für Gourmets und Gourmandes
Das Besondere an „Naked Kitchen“ ist sicherlich auch die Einmaligkeit, denn ein Event an derselben Location wird es nie mehr geben, außer natürlich am Samstag darauf, denn Naked Kitchen ist zweitägig angelegt und durch die Frankfurter Bristol Bar wird auch für ein After-Dinner-Party-Wohlgefühl gesorgt, an dem über Anmeldung auch Gäste teilnehmen können, die für das Dinner keine Plätze mehr bekommen konnten, Open End selbstverständlich inklusive. Nicolai Reimond, der für das NAKED KITCHEN Event verantwortlich zeichnet, beschreibt seine exklusive und einzigartige „dinner experience“ als temporären Ort, bei dem jeder, der etwas Neues ausprobieren möchte und einen Abend lang in eine andere Welt abtauchen möchte.
Leichte Steine – Synergie und Harmonie
Kulinarisch ist Reimond dabei besonders die Leichtigkeit wichtig, was besonders angesichts der von Walter Triebl auf die Speisekarte gesetzten „Steine“ ermunternd wirkt. Die kulinarische Delikatesse stammt eigentlich aus der Molekularküche in der Nahrungsmittel in einer neuen Zusammensetzung – meist durch Hinzufügung von Stickstoff – ausprobiert werden. Und so bestanden die „Steine“, die zum Hauptgang, dem Hirschkalb mit Kastanien und Pistazien serviert wurden aus einer ausgewählten Kombination verschiedenster Bestandteile, die sich insgesamt als wohltuend rund erwiesen. Den Abschluss des kulinarischen Teils bildete das dem Gastgeber „Tresor“ gewidmete Dessert „Goldbarren“, das Guanaja, Mango- und Passionsfrucht und Macadamianuss zu einem feinen Gaumenschmeichler vereinte und den ohnehin verwöhnten Gaumen zusätzlich um ein paar Karat mehr vergoldete und somit tatsächlich „krönte“.
Symposion der Sinne
Mutige junge Wilde und Veranstalter wie Nicolai Reimond, die sich etwas trauen, mag man sich in der Bundeshauptstadt noch viele mehr wünschen. Das Publikum zeigte sich ob Walter Triebls Kochkünsten jedenfalls mehr als verzückt und glänzte und strahlte durch die ganze Nacht hindurch wie die Sterne am dunklen Wiener Oktoberhimmel. Die Musik im Stile von Deep-House & Nu-Disco by Comon, Floe Real & Nadja DB rundeten einen gelungenen Abend und ein Experiment, von dem man sich noch viele mehr wünscht, zu einem wahren Symposion im besten griechischen Sinne ab, denn tatsächlich wurden alle sinnlichen Reize nicht nur stimuliert, sondern auch mehr als befriedigt. Ein besonderes Lob gilt natürlich auch der Crew des Abends, die durch besondere Freundlichkeit und Höflichkeit – ohne dabei aufdringlich zu sein – das gewisse zusätzliche Etwas eines perfekten Freitagabends ausmachten.
Fotocredit: Lukas Kirchgasser