Die seit November wieder geöffnete Eden Bar ist eine Legende. Der Sehnsuchtsort für Liebhaber von Stil, Musik und Etikette ist völlig zeitlos und hat in seinem über hundertjährigen Bestehen nichts an Glanz eingebüßt. Wir haben unter der Woche vorbeigeschaut – und waren begeistert.
Helmut Newton war hier, Romy Schneider ebenso, Ella Fitzgerald schaute vorbei und Joe Zawinul saß hier am Klavier, noch weit, bevor er zu einem der weltweit bedeutendsten Jazz-Musiker wurde. Die Rede ist von der Eden Bar, ihres Zeichens die wohl größte Ikone der Wiener Bar-Kultur. Vor über hundert Jahren machte Opernsängerin Emmy Stein das ehemalige Militärcasino erstmals zum glamourösen Treffpunkt der Society. Jazz-Musik, Champagner und Etikette zählten damals wie heute zu den zentralen Charakteristika der Eden Bar. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm Gabor Kenézy die Führung des Lokals und zeichnet sich für den ersten internationalen Erfolg verantwortlich. Den endgültigen internationalen Siegeszug als Marke verdankte die Eden Bar später natürlich keinem geringeren als Heinz Werner Schimanko. Mit dem ikonischen Zwirbelbart, Glatze und Jackett empfing er einige der größten Stars in der Eden Bar und entwickelte diese zum ersten, bedeutenden Szenelokal der Stadt – noch bevor überhaupt von einer „Szene“ die Rede war. Heute steht die legendäre Bar nach wie vor unter kompetenter Schimanko-Führung: in zweiter Generation, von Michaela und Heinz Rüdiger Schimanko. 2017 war die Eden Bar insolvent, eine Weile bangten die Wiener um den Fortbestand dieses historischen Juwels. Dank einer Partnerschaft mit dem Immobilienkonzern Soravia, stand man aber auch diese Krise durch. 2022 eröffnete die Bar neu (Gastro.News berichtete), die behutsam revitalisiert und zukunftsfit gemacht wurde, während sie nichts von ihrem historischen Glanz einbüßen musste – ganz im Gegenteil!
Revitalisierung und zeitlose Eleganz
Wir haben uns entschieden, spontan an einem Mittwochabend in der Eden Bar vorbeizuschauen. Für Frauen gibt es keine strengen Ansprüche bezüglich des Outfits, Männern sei jedoch empfohlen, sich an den Sakko-Dresscode zu halten. Hinter der grünen Eingangstür werden wir von gleich drei Mitarbeitern sehr herzlich empfangen. Es ist 21:00, im Lokal ist es noch ruhig. „Unter der Woche bekommt ihr in kleiner Runde normalerweise auch ohne Reservierung einen Platz,“ verrät uns einer der Mitarbeiter, nachdem wir unsere Mäntel (Garderobenpflicht!) abgegeben haben. Am Wochenende wäre es ohne Reservierung aber kaum möglich, einen Platz zu ergattern. Die Einrichtung begeistert sofort. Im klassisch-eleganten Eden-Grün, das bereits die Außenfassade ziert, mit edlem Samt-Mobiliar und raffinierter Beleuchtung besticht das Interieur mit jener charakteristischen Eleganz, die der Eden Bar seit jeher zu eigen ist. Dennoch ist die kürzliche Revitalisierung des Lokals sicht- und spürbar, die der langen Tradition des Lokals eine behutsame Frische verliehen hat.
Champagner Cocktails und Saxofon-Klänge
Während wir die Karte studieren, spielt ein Solo-Saxofonist sein Sopran-Saxofon ein. Genau darauf haben wir gehofft – denn Live-Musik steht in der Eden Bar auf der Tagesordnung. Die Getränkekarte überzeugt neben spannenden Signature-Cocktails und Klassikern vor allem mit einer beeindruckenden Reihe an Champagnern und Weinen – eine Strategie, auf welche bei der Neueröffnung im vergangenen Jahr ganz bewusstes Augenmerk gelegt wurde. Wir entscheiden uns für je einen „Champagner Cocktail“, der unter diesem Namen in der Karte unter den Cocktail-Klassikern zu finden ist. Es scheint sich hier um eine Art „French 95“ zu handeln – ein Cocktail auf Basis von Whisky und Champagner. Zweifelsohne ein Klassiker, mit dem man nichts falsch machen kann – und er schmeckt hervorragend. Der Drink liegt, wie alle anderen Cocktails hier – bei 22€. Eine Live-Musik Zulage wird nicht verrechnet – obwohl der Saxofonist eine beeindruckende Performance hinlegt, die dem Abend eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Dieser, ansonsten eigentlich gängige, Zuschlag scheint in den Cocktailpreisen bereits eingerechnet zu sein. Zieht man also eine Musikpauschale von ca. 5€ pro Person ab, befindet man sich für den Cocktail selbst preislich in jenem Segment, in dem bereits viele andere Bars im ersten Bezirk angesiedelt sind.
Es wird getanzt!
Damals wie heute steht eine Sache fest: die Gäste sind herzlich eingeladen zu tanzen! Das am Mittwochabend zunächst fast leere Lokal wird im Laufe des Abends zum Mittelpunkt einer Geburtstagsfeier, deren Gäste den Klängen des Live-Saxofons nicht widerstehen können. „It must have been love“, „Sway“ und andere Klassiker motivieren nicht nur die Partygesellschaft, sondern in kürzester Zeit alle Gäste des Lokals, sich auf die Tanzfläche zu begeben und in einen Abend zu tanzen, den sie so schnell nicht vergessen werden.
Die Cocktails, sowie die Wein- und Champagnerauswahl sind grandios, die Musik fantastisch und das Ambiente beeindruckend. Wer von der Eden Bar als „Sehnsuchtsort“ schreibt, sucht nicht nur nach schönen Worten, sondern meint es auch so. Fazit: Wer sich einen Abend in Wiens bekanntester Bar-Ikone leisten kann, und in einer motivierten Gruppe unterwegs ist, wird in der Eden Bar einen unvergesslichen Abend verbringen – mentale Zeitreise inklusive.
Eden Bar
Liliengasse 2
1010 Wien