Wien (Culinarius) Das Palastorchester mit dem – staatlich geprüften – Bariton Max Raabe an der Spitze ist wieder auf Tournee durch die Welt und gastiert am 4. und 5.Mai 2015 in der Wiener Stadthalle. Zuletzt erschien die CD „Für Frauen ist das kein Problem“ (2013), die zweite Kooperation mit Annette Humpe, nach „Küssen kann man nicht alleine“ (2012), die Platin erhielt, wieder ein Album voller veritabler Hits. Am 28.11.2014 erscheint „Eine Nacht in Berlin“, sein allerneuestes Werk als CD/DVD.
Das neue Album, das auch ein Lied mit Bernd Begemann („Keine Liebe für mich“) und 12 weitere Lieder im Stile der Zwanziger Jahre beinhaltet, gehört aber nicht ausschließlich zum Programm an diesem Novemberabend im Konzerthaus. „Max Raabe & Palast Orchester“ haben sich bereits international einen Ruf für Unterhaltung auf höchstem Niveau erworben, denn ihre Performances sind schlicht einzigartig. Das 12-köpfige Orchester ist bezüglich der hohen Qualität der Darbietung kaum zu überbieten und dann gibt es da noch diesen außergewöhnlichen Bariton (seit 1995 staatlich geprüft), der mit viel Charme und Witz das Publikum zu begeistern weiß und schon mal aus den Sesseln reißt. Denn seine Ansagen zwischen den Liedern sind voller Selbstironie und Süffisanz: „Vielleicht mag der ins Konzert mitgeschleppte Ehegatte den Sänger nicht, oder die Musik, aber vielleicht findet er dafür Gefallen am Humor der Ansagen.” Und so wie seine Ansagen ist auch die Präsentation und Interpretation seiner Lieder voller Charme, Schmäh und Schorle.
Vom Foyer in die Carnegie Hall
Max Raabe hat mit seiner Musik aber durchaus auch ernsthaftes im Sinn. Etwa mit „Charming Weill“, das 2001 mit neu entdeckten Tanzorchester-Arrangements der Musik Kurt Weills aufwartete, wofür die 12+1 Band sogar den Echo-Preis für Klassik einheimste. Auch in den internationalen Charts mischten „Max Raabe & Palast Orchester“ aber schon mit, denn ihre Interpretationen moderner Hits der Pop-Musik im Stile der 20er Jahre kamen bei Jung & Alt gut an. Natürlich gehören zum Standard-Repertoire auch Lieder der Comedian Harmonists oder Songs wie „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Roter Mohn“, „Reizende Rosa“ und „Weißer Flieder“. Der von der Opernwelt Wagners beeinflusste Max Raabe hatte einst nämlich im Plattenschrank seiner Eltern den Foxtrott „Ich bin verrückt nach Hilde“ entdeckt und sammelte bald nur mehr Musik der Weimarer Zeit, wodurch er bald zu so etwas wie einem Experten für die Lieder und den Stil dieser versunkenen Ära wurde. Frack und Zylinder seines Vaters waren dann noch das i-Tüpfelchen, das seine Stimme und Musik bald zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen ließen und voilà! – so entstand das Palastorchester, das sich alsbald vom Foyer eines Berliner Theaters (1987) in die Carnegie Hall (2005) spielte.
Max Raabe und die Damen
Das zweite Album des Erfolg-Duos Humpe & Raabe „Für Frauen ist das kein Problem“. bietet neben lebensphilosophischen Betrachtungen, viel Liebeswahnsinn und Lebensfreude. Max Raabe wird aber sicherlich auch eine Hommage an die Damen seines Songrepertoires bieten, wie etwa die Lieder „Marie“, „Pauline“, „Lulu“, „Elisabeth“, „Reizende Rosa“ oder „Greta Garbo“, die alle einen Frauennamen als Titel tragen. An einen Steinway Konzertflügel gelehnt dürfte Raabe elegant und aufrecht zum Mikrofon gleiten und mit stark akzentuierten „R“ auch dem Wiener Publikum so richtig mit „Rrrrumba“ einheizen. „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Ob du glücklich bist, wenn mein Mund Dich küsst, das weiß ich nicht…“ oder „Du bist nicht die erste, aber die letzte könntest du sein“ zählen mithin zu persönlichen Favoriten eines gelungenen Max Raabe Abends.
Statt einem „Koffer in Berlin“, verbringt Max Raabe „Eine Nacht in Berlin“, wie sein neuester Streich heißt. Dabei lebt er dort doch schon seit Mitter der Achtziger Jahre und hat bestimmt schon in vielen Betten geschlafen, zumeist wohl nur mit Zahnbürste im Gepäck. Der Titel des neuen Programms zeigt, dass Max Raabe & Palast Orchester sich gern mal gehen lassen und geradezu zur Unvernunft neigen. In dem Song „Bar zum Krokodil am Nil“ wird die Geschichte eines Seitensprungs erzählt und in „Let’s Do It“, kann man im Arrangement deutlich Klänge, die in einer Bibliothek von Chicago gefunden wurden, erkennen. Auch sein Hit „Du passt auf mich auf“ wird sicherlich auf spitze Ohren stoßen, denn diesen Versen ist jeder zugänglich, kommen sie doch von einem Mann, dessen Bariton auch die Herzen der härtesten Frauen erschüttert hat.
„Eine Nacht in Berlin“ ist eine erfolgreiche Therapievariante gegen die Sorgenfalten des Alltags, denn Max Raabe bringt mit seiner Leichtigkeit, seinem „Charme, Schmäh und Schorle“ auch hartgesottene Miesepeter zum Lachen. „Eine Nacht in Berlin“ ist der Titel der neuen CD/DVD, die am 28.11.2014 erscheint und am 7.12.2014 von ARTE ausgestrahlt wird.
Fotocredits: hoanzl Marcus Höhn, Gregor Hohenberg