Der neue Guide Gault & Millau 2022 ist da, und mit ihm spannende Newcomer und die alten Hasen der Branche. Gastro News hat die Herausgeberin Martina Hohenlohe zum Gespräch gebeten, um einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des renommierten Lokalführers zu bekommen.
Die Hauben sind zurück, denn der neue Guide Gault&Millau 2022 ist erschienen. Literatur, die bekanntermaßen in keinem guten Gasthaus fehlen darf. Auch nicht im Jahr 2022. Gastro News hat die Herausgeberin Martina Hohenlohe zum Gespräch gebeten.
Gastro News: Inwieweit sind Sie als Herausgeberin des Guide Gault&Millau bei der Vergabe der Haube und Punkte involviert?
Hohenlohe: Ich bin voll und ganz eingebunden. Jede Entscheidung geht über meinen Tisch. Insgesamt sind 52 Tester für den Guide unterwegs. Und ein Chief-Inspektor, der mich laufend über das Feedback der Tester informiert und sich mit mir bespricht. Der auch Zweifel äußert, sollte eine Entscheidung fragwürdig sein.
Gastro News: Wie werden die Informationen der Tester und des Chief-Inspektors dann verarbeitet?
Hohenlohe: Klassisch im Old-Fashion Style. Wir sperren uns für mehrere Tage zusammen in einen Raum und gehen die Vergabe der Punkte und Hauben Schritt für Schritt durch. Aber es geht nur so. Das hat uns die Erfahrung gelehrt. Jede Bewertung muss besprochen und im Team getroffen werden. Das sind wir den Gastronominnen und Gastronomen, genau wie unseren Leserinnen und Lesern schuldig. Auch wenn es unfassbar viel Arbeit ist.
Gastro News: Wie viele Mitarbeiter arbeiten an einer Ausgabe des Guide Gault&Millau?
Hohenlohe: Aktuell besteht unser Team aus 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Inklusive meinem Mann und mir. Aber wir sind mit weit mehr als dem Guide beschäftigt. Events, Social-Media und Online-Berichterstattung gehören mittlerweile auch zu unserem Portfolio. Dazu braucht es ein großes Team. Darum bin Ich bemüht, die Strukturen laufend zu aktualisieren.
Gastro News: Im Jahr 2020 wurde entschieden, die Betriebe aufgrund der noch nie dagewesenen Situation nicht schlechter als im Vorjahr zu bewerten. Dieses Jahr ist das anders. Obwohl die Corona-Krise nach wie vor Teil unseres alltäglichen Lebens ist. Warum haben Sie sich dafür entschieden, mit den Gastronominnen und Gastronomen wieder härter ins Gericht zu gehen?
Hohenlohe: Das ist ganz einfach. Weil wir unseren Leserinnen und Lesern verpflichtet sind. Weil wir nichts vertuschen und konstruktiv Bericht erstatten. Und dazu gehört leider auch der Verlust von Punkten oder Hauben. Wir nehmen jede Entscheidung sehr ernst, aber wenn die Bewertung nicht gehalten werden kann, dann wäre es den anderen Gastronominnen und Gastronom entgegen unfair, mit falschem Maß zu messen. Und ja, Lokale haben Hauben und Punkte verloren.
Gastro News: Zu den großen Gewinnern in Wien zählt unter anderem das Heuer am Karlsplatz, das mit einer Bewertung von 0 auf 3 Hauben eine fantastische Bewertung bekommen hat.
Hohenlohe: Das stimmt. Obwohl das Heuer am Karlsplatz auf den ersten Blick nicht wie ein typischen Haubenlokal wirkt. Ich war persönlich dort. Der Laden brummt und es ist extrem viel los. Das junge Publikum schätzt das gute Essen, die Drinks und Atmosphäre. Der Betrieb überzeugt und ich stehe zu 100 Prozent hinter der Bewertung.
Gastro News: Eine interessante Neuerscheinung im aktuellen Guide ist der erst vor Kurzem wiedereröffnete Grieche in der Barnabitengasse.
Hohenlohe: Darüber haben wir uns ganz besonders gefreut. Denn die griechische Küche ist nicht gerade für ihre Haubentauglichkeit bekannt und hat grundsätzlich leider mit einem eher schlechten Ruf zu kämpfen. Der Grieche in der Barnabitengasse hat die richtige Richtung eingeschlagen und setzt damit einen Image-Wandel in Gang, der bestenfalls auch von den Anderen positiv wahrgenommen wird.
Gastro News: Danke für das Gespräch.