Mark Thomson, Glenfiddich UK Brand Ambassador, über die exklusive Time Series, die Geschichte von Glenfiddich und warum es den perfekten Whisky-Moment nicht gibt.
Gastro News: Welche Idee steckt hinter der Glenfiddich Time Series und wie lässt sie sich am Besten in das breite Portfolio von Glenfiddich einordnen?
Mark Thomson: Glenfiddich ist bekannt dafür gerne neues auszuprobieren, neue Styles zu kreieren und auch Grenzen bei der Whiskyproduktion zu überschreiten. Das sieht man beispielsweise auch an unserer Experimental Series. Durch unsere 135jährige Geschichte, haben wir natürlich ein sehr großes Whiskylager auf das wir zurückgreifen können. Das gibt unseren Whisky-Mastern die Möglichkeit außergewöhnliche Whiskys in dementsprechenden Mengen zu produzieren. Mit der Time Series zeigen wir welche beeindruckende Breite und Tiefe unser Whiskylager aufweist und welche Schätze hier gelagert werden.
Gastro News: Für wen wurde die Time-Series kreiert bzw. welche Kunden möchten sie dadurch ansprechen?
Mark Thomson: Die Zielgruppe der Time Series sind ganz klar Whisky-Connaisseure. Wenn man in der glücklichen und privilegierten Situation ist, sich einen dreißig-, vierzig- oder sogar fünfzigjährigen Whisky ins Regal stellen zu können, sucht man auch das Exklusive und Außergewöhnliche. Mit der Time-Series ist Glenfiddich endgütig bei diesem hochexklusiven Kundensegment angekommen.
Gastro News: Auch die jüngere Zielgruppe findet offensichtlich Gefallen am Whisky. Gerade in der Bar-Szene findet man aktuell vermehrt Whiskys in Cocktails, Highballs und Longdrinks. Erlaubt ist was gefällt. Wie sehen sie diese Entwicklung?
Mark Thomson: Nachfrage und Trends entstehen immer bei den Kunden. Diese wollen neue Sachen ausprobieren und es kommen wirklich spannende Kreaktionen auf den Markt. Unser Glenfiddich IPA Experimental Whisky beispielsweise wird in Bierfässern gereift. Dadurch entwickelt dieser Whisky im Abgang eine deutliche Hopfennote. Genau solche Innovationen kommen gerade bei einer jüngeren Zielgruppe sehr gut an, und diesen Wunsch nach Innovation findet man eben auch in der Bar-Szene. Es entstehen exzellente Drinks, die wiederum das Thema „Whisky“ einer breiteren Masse zugänglich machen, und das ist sehr gut so.
Gastro News: Glenfiddich besteht mittlerweile seit 135 Jahren. Wie sehr hat sich Glenfiddich in dieser Zeit verändert?
Mark Thomson: Dazu muss ich etwas ausholen. Die Geschichte des Whiskys, und auch der Umgang mit dieser Spirituose, ist äußerst interessant und von ständiger Veränderung geprägt. 1887, im Gründungsjahr von Glenfiddich, wurde unser Whisky nur in Fässern an Händler verkauft. Die wiederum haben daraus „Blends“ (Anm. Mischungen bzw. Verschnitte mit anderen Whiskys) gemacht und weiterverkauft. Bis in die 60er Jahre war ein Single Malt auch billiger als sogenannte „blended Whiskys“, da Single Malts ein Bestandteil von Blends waren und somit weniger wert waren. Die große Veränderung im Konsumverhalten kam durch unser geändertes Marketing bzw. unsere Exportstrategie ab den 1960er Jahren. Glenfiddich hat den Single-Malt salonfähig gemacht. Man hat den Konsumenten Lust auf reinen, puren Whisky gemacht. Das gipfelte darin, dass es in den 80er Jahren nahezu verpönt war Whisky zu mischen, man hat das Bild vom „Whisky-Connaisseur“ kreiert. Der Kenner hat „pur“ getrunken und es wurde auf alle herabgesehen die mit Whisky Cocktails machten. Das hat sich gottseidank geändert und wir haben heutzutage die Möglichkeit beide Zielgruppen, den Whisky-Connaisseur und den Cocktailtrinker, abzuholen. Es gibt exzellente Single Malts, kreative, experimentelle Abfüllungen aber auch spannende Whisky-Drinks. Mit unserem breiten Sortiment können wir heute den unterschiedlichen Ansprüchen absolut gerecht werden. Die Zielgruppe wurde stark vergrößert.
Gastro News: Das heißt Glenfiddich hat dem Single Malt zu Weltruhm verholfen?
Mark Thomson: (grinst) Das kann man so sagen, es liegt aber in unserem Naturell, das nicht an die große Glocke zu hängen. Das ist typisch schottische Bescheidenheit.
Gastro News: Wie lässt sich am Besten ein Qualitäts-Whisky erkennen? Ist der Preis ein Qualitätsmerkmal?
Mark Thomson: Generell lässt sich sagen, dass Qualität meist im Auge des Betrachters liegt. Wenn ich einen Whisky trinke und mir dieser schmeckt, hab ich eine gute Wahl getroffen. Der Preis ist hier eher nebensächlich. Wenn mir ein Whisky nicht schmeckt, war es eine schlechte Wahl aber es muss nicht heißen, dass es sich um eine schlechte Qualität handelt. Generell lässt sich sagen, dass es kaum untrinkbare Whiskys am Markt gibt. Natürlich, lang gereifte Whiskys benötigen Lagerkapazitäten und es entstehen somit auch wiederum Lager- und Personalkosten die sich im Preis niederschlagen. Der Preis kann somit ein Indiz für qualitativ hochwertigen Whiskey sein, ist aber kein alleiniges Qualitätsmerkmal.
Gastro News: Wir führt man Menschen an Whisky heran, die vielleicht bis dato noch keinen Zugang zu dieser Spirituose hatten?
Mark Thomson: Das funktioniert am besten nach dem „trial and error“ Prinzip. Starten sie mit einer Marke die sie kennen bzw. der sie vertrauen und finden sie ihr Geschmacksprofil. Wenn sie drauf kommen, dass Ihnen beispielsweise ein Whisky der in Rumfässern gereift wurde am besten schmeckt, toll, bleiben sie da dran und verkosten andere Whiskys die ebenfalls so gereift wurde. Wenn man merkt, dass man es geschmacklich etwas „weicher“ will, versuchen sie Whiskys aus amerikanischen Eichenfässern (Anm. american oak). Es ist wie beim Wein, man muss viel verkosten um sein Geschmacksprofil zu finden.
Gastro News: Wann trinken sie persönlich Whisky?
Mark Thomson: (Lacht) So bald ich wach bin! Nein im Ernst, es gibt für jede Tageszeit, aber auch für jede Gelegenheit den perfekten Whisky. Je nachdem mit wem ich mich treffe, wann ich mich treffe oder zu welchem Anlass, ich habe meistens einen passenden Whisky in einer Brustflasche dabei. Ich trinke auch gerne als Aperitif einen Whisky Highball mit Soda. Als Digestif darf es dann gern etwas anspruchsvoller sein. Aber den einen, richtigen Whisky-Moment gibt es für mich nicht.
Gastro News: Ihr Glenfiddich Lieblings-Whisky?
Mark Thomson: Auch hier bestimmt die Situation meine Präferenz. Aber einer meiner persönlichen Favoriten ist dennoch der Glenfiddich Grand Cru. Das samtige Mundgefühl mit dem leichten, frischen Abgang ist schon etwas besonderes, und das Finish in den französischen Cuvée-Fässern verleiht unserem Grand Cru noch einen leichten Duft und ein beeindruckend langes Ende am Gaumen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Andreas Lindorfer
Österreich Release der Time-Series
(Von Christin Pogoriutschnig) Anlässlich der nationalen Präsentation der neuen Time Series lud der Spirituosenspezialist „Top Spirit“ ins Rosewood Hotel bzw. in die Bar neue Hoheit um gemeinsam mit Glenfiddich in die Geschichte und Hintergründe der neuen Top-Shelf Produkte einzutauchen.
Begleitet von einem hervorragenden, schottisch-inspirierten Dinner aus der Küche des 5-Stern-Superior Hauses wurden unter der Leitung von Mark Thomson die 30, 40 und 50 Jahre gereiften Single Malts „Suspended Time“, „Cumulative Time“ und „Simultaneous Time“ verkostet. Letzterer ist mit seinen 50 Jahren und einer streng limitierten Abfüllung von insgesamt nur 220 Flaschen das wohl kostbarste Produkt des Unternehmens William Grant & Sons und bereits jetzt ein begehrtes Sammlerstück.
Besonders interessant ist dabei, wie sich über die Jahrzehnte der einzigartige Geschmack des Whiskys entwickelt. Denn die Reifung im Fass wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, bei welchem auch die klimatischen Bedingungen eine große Rolle spielen. So tragen etwa Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeit signifikant zur Entwicklung des Geschmacksprofils bei, während sehr heiße Sommer den Prozess beschleunigen, sehr kalte Winter diesen hingegen verlangsamen. Diese klimatischen Bedingungen sind einzigartig, lassen sich nicht wiederholen und tragen dadurch zur besonderen Geschmacksentwicklung bei.
Besondere Kunst für besonderen Whisky
Zu einer Produktreihe, die so exklusiv ist wie die Glenfiddich Time Series, gehört auch die passende Art der Präsentation. Aus diesem Grund hat der Londoner Designer und IT-Architekt Manuel Jiménez García detaillierte Wetterdaten zu jedem Moment dieser 50 Jahre gesammelt. Aus diesen Daten entwickelte er einen Algorithmus, und daraus eine eindrucksvolle Designsprache, welche in Form von intensiven Farben und Bewegungen den Inhalt der Flaschen videografisch wiedergibt. Die Verkostung der Time Series, deren Verpackungen ebenfalls auf Basis dieser gesammelten Wetterdaten künstlerisch umgesetzt wurden, wurde begleitet von Garcías Werken zu einem geschmacklich und visuell beeindruckenden Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.
In Österreich sind aktuell 1 Flasche Glenfiddich 50 Jahre (UVP € 50.000,-), 24 Flaschen Glenfiddich 40 Jahre (UVP € 4.500,-) und 6 Flaschen Glenfiddich 30 Jahre (UVP € 1.199,-) im gehobenen Whisky-Fachhandel oder über Top Spirit erhältlich.