Wo tummeln sich in vielen Städten viele Einheimische und Touristen wie am Ameisenhaufen? Ja… in der Altstadt, in der Einkaufsstraße, im Caféhaus… schon klar. Aber nochmal: welches Element ist ein wahrhaftiger Menschenmagnet in großen Metropolen? Richtig – Wasser! Ob am Strand in Küstenstädten, am Seezugang oder eben entlang eines Flussufers: so ein Plätschern oder Wellenrauschen hat halt was Beruhigendes an sich. Daher steppt dort auch gastronomisch meist nicht nur ein Bär, sondern gleich mehrere. So weit, so gut.
Wie wir nun alle wissen (sollten), wusste bereits Johann Strauss im vorletzten Jahrhundert die Besonderheit des quer durch Österreich und quer durch Wien verlaufenden Flusses zu würdigen. An der schönen blauen Donau sitzt man bestimmt vielerorts ganz gut, ganz idyllisch. Doch wo geht man hin, wenn sich neben der Lust auf „Booterl schauen“ auch der leere Magen meldet? Irgendwie ist das nämlich gerade im schönen Wien nicht ganz so einfach. Da der Donaukanal zentraler liegt und sich auch schneller mal überqueren lässt, ziehts die Leut´- zumindest die Jugend – eher dorthin. Dabei ist spätestens seit der U2-Verlängerung auch ein anderer Wasser-Hotspot echt gut zu erreichen: ich hab mir das Marina Restaurant am stadtnahen Donauufer näher angeschaut.
Zugegeben, der Handelskai ist nicht unbedingt das was man besonders attraktiv nennt. Doch beim Sitzen direkt am Wasser im Gastgarten des Marina Restaurants ist vom Lärm der Verkehrsader absolut gar nichts zu hören. Im Gegenteil, es ist sehr ruhig. Keine Zwangsbeschallung aus Musikboxen, keine störenden Geräusche aus der Küche, nur ab und zu ein Motorboot, das vorbeiflitzt. Das Ambiente empfinde ich als recht unkompliziert und sympathisch. Bereits von der Witterung ergrautes aber trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – hübsches Holzmobiliar, keine Tischwäsche, ein paar Holzfässer und rund gestutzte Pflanzen stehen da, aber sonst ist sowohl der Speiseraum drinnen als auch der Außenbereich dekotechnisch nicht überladen. Bravo. Und dann wär ja da auch noch die wunderbare Aussicht auf die Donau, die Au dahinter und auch die Donaustädter Skyline.
Jetzt wird´s aber Zeit für das Essentielle: das Essen. Seit eineinhalb Jahren hat Mario Schneider das Küchenzepter in der Hand. Er hat bereits viele bekannte Stationen hinter sich, darunter das Motto am Fluss oder das Griechenbeisl. Im Marina Restaurant sorgt er für eine ausgewogene Speisekarte, die sowohl Klassiker, als auch mediterrane und immer saisonale Gerichte zu bieten hat.
Wir wurden durch und durch verwöhnt, begonnen hat unser Menü mit einem sehr künstlerisch angerichteten Gruß aus der Küche: ein großer Würfel von zartem, rohem Thunfisch, der mit gepopptem Quinoa umhüllt und mit Saiblingskaviar, Mango und Artischockencreme garniert war. Schaute fantastisch aus und schmeckte trotz mächtigem Styling nicht zu aufdringlich.
Die vegetarische Wahl unserer beiden Vorspeisen fiel auf die cremige Burrata mit Marille, Basilikumessenz und getrockneten Oliven. Würzig und fruchtig zugleich – was für eine gelungene Kombination. Ich war an diesem Tag, nicht nur wegen der Nähe zum Wasser, in Fischlaune und bestellte gebeizte Lachsforelle mit Bulgur-Fenchel-Granatapfel-Salat. Vom Fisch war ich angetan, doch insgesamt fand ich die Salat-Marinade ein bisschen zu sauer.
Für den Hauptgang mussten natürlich auch zwei unterschiedliche Speisen her: einmal „das Beste vom Rind“ bitte. Soll heißen: zartes Rinderfilet mit Erdäpfel-Blunz´n-Gratin und geschmorten Pilzen. Dazu der perfekte Bratenjus, der danach schreite, am Schluss mit dem übrig gebliebenen Jourgebäck des vorigen Ganges aufgetunkt zu werden. Etikette hin oder her – das war einfach zu gut. Ich – wie schon erwähnt in Fischlaune – hatte zwei knusprig gebratene Wolfsbarschfilets, die auf einem schwarzen schönen Haufen Sepia-Pasta (Orecchiette, für all jene, die´s genau wissen wollen) und Gurken-Dill-Rahm lagen. Saftig der Fisch, g´schmackig das Gemüse, al dente die Pasta. Gute Wahl also.
Obwohl der Magen dann schon mehr als zufrieden war, sagten wir nicht Nein zu einem süßen Abschluss des Menüs. Eine Dessertvariation kam daher, die jetzt bitte gedanklich mitgenossen werden soll: nicht zu süßes Schokoparfait, das am Gaumen schön dahinschmilzt, auf weichem Minz-Marshmallow und dazu noch zitroniges Panna Cotta und Beerenragout. Bei jedem Stück passte Geschmack, Konsistenz und Aussehen aber sowas von perfekt – ja, so macht die Nachspeise richtig Spaß, hui!
Die Speisekarte wechselt paar Mal im Jahr, immer wieder gibt es saisonale Spezialkarten. Außerdem möchte der Küchenchef auch was für den guten Zweck tun: am 18. November findet bereits zum zweiten Mal ein spezieller Koch-Workshop statt, der zugleich auch Charity Gala ist: „friends for special children“ – für Kinder, die mit einem problematischen Hintergrund kämpfen. Weitere Kochkurse und ein regelmäßiger Brunch am Wochenende sind geplant. Großer Schwerpunkt des Lokals ist neben ausgezeichneter Küche und lockerem Ambiente aber auch Eventplanung: mehrere Räume sowohl drinnen als auch draußen sind verschieden kombinierbar und bieten Platz für bis zu 300 Personen.
Mein Fazit:
Ausgezeichnet! Ich hab schon lang nicht mehr ein so entspanntes und zugleich köstliches „auswärtiges Speisen“ erlebt. Perfekt um dem hektischen Stadtalltag zu entfliehen und dabei richtig gutes Essen zu genießen. An der schönen, (fast) blauen Donau…
Marina Restaurant
Handelskai 343
1020 Wien
Tel.: 0660/507 4842
www.marina-restaurant.at
Öffnungszeiten von Oktober bis April:
Montag bis Freitag 11:30 – 14:30 und 17:30 – 22:00
Samstag & Sonntag 09:00 – 22:00
Küche jeweils bis 21:00