Die World Skills 2019 in Kazan (RU) sind geschlagen. Das Team Österreich hat in ihren jeweiligen Berufsgruppen großartige Leistungen geliefert und sich als bestes Team der EU ausgezeichnet.
In unseren „akademischen“ Zeiten, wo es klar scheint, dass ein junger Mensch studieren muss um Karriere zu machen, ist es notwendig sich die Wichtigkeit des Handwerks wieder bewußt zu machen. Wir befinden uns in einer merkwürdigen Situation, auf der einen Seite schreiben sich jedes Jahr tausende Menschen in den Unis ein, heute schon wissend, dass sie nach Abschluss nur schwer einen adäquat bezahlten Job bekommen werden. Auf der anderen Seite leidet die Wirtschaft enorm unter Fachkräftemangel und würde fast jede Summe zahlen um gute Mitarbeiter zu bekommen.
Besonders im Tourismus zeigt der Mangel an Fachkräften wirtschaftlich fatale Auswirkungen. Betriebe müssen Öffnungszeiten kürzen oder ganz schließen, weil sich zu wenig Köche und Servicekräfte finden. Dabei gehören die touristischen Berufe zu den schönsten Berufen, die es überhaupt gibt. Es ist Dienstleistung unmittelbar am Menschen mit dem Ziel, diese auf die ein oder andere Weise glücklich zu machen. Was gibt es Schöneres? In welchem Beruf kann man gegen Bezahlung die ganze Welt kennenlernen in dem Bewusstsein, dass man überall willkommen ist, denn Expertise in touristischen Berufen ist in allen Ländern höchst gefragt. Wir Österreicher sind in dieser Branche tatsächlich überall auf der Welt vertreten. Es gibt kaum eine Stadt, wo sich nicht irgendein Kollege als bekannter Küchenchef oder als GM eines Spitzenhotels finden lässt.
Die Ausbildungsvarianten in Österreich sind heute so vielfältig, dass auch eine Lehre nicht vom Besuch einer Universität ausschließt, wenn es nach der Lehre doch auf die Universität gehen soll. Als Modell dient hier die Variante „Lehre mit Matura“.
Für den Wirtschaftsstandort Österreich ist ein gesunder Branchenmix von vitaler Wichtigkeit. Doch dazu müssen sich alle bekennen. Wir müssen weg von der Einstellung, dass ein Handwerksberuf nur dann in Frage kommt, wenn der Sprössling zu dumm für die Uni ist. Wir alle haben unsere Talente. Oft genug wären mittelmäßige Studenten, die sich durch das Studium quälen, in Handwerksberufen nicht nur sehr erfolgreich sondern auch wesentlich glücklicher.
Am Ende hilft kein noch so toller akademischer Grad, wenn sich niemand mehr findet, der kommt um die Heizung zu reparieren oder uns im Restaurant unsere kulinarischen Träume erfüllt. Sind wir stolz auf das Handwerk „Made in Austria“ und erinnern uns an die Tradition, dass zumindest eines der Kinder ein Handwerk lernen sollte. Die englische Königin hat im Übrigen den Beruf des Automechanikers erlernt.
Euer
Peter Dobcak