Ein Interview mit dem Geschäftsführer Jürgen Lutz
Von Michaela Landbauer – Wer kennt ihn nicht, den allseits beliebten Club „lutz – der club“ in der Mariahilfer Straße? 2004 wurde das –lutz- eröffnet. Der erfolgreiche Geschäftsführer Jürgen Lutz dieser beim Wiener Partyvolk beliebten Ausgeh-Destination schart mittlerweile ein Team von fast 50 MitarbeiterInnen um sich. Doch gerade in den vergangenen Jahren und verstärkt auch in den letzten Monaten erfahren die Wiener GastronomInnen oftmals Zusammenstöße mit den Behörden. Grund dafür ist das Tabakgesetz, das in der jüngsten Zeit einige Änderungen erfuhr und BesitzerInnen von Restaurants, Cafés, Bars und Clubs zu Umbauten zwang.
Jürgen Lutz, der Inhaber des Clubs, hat sich nun mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Er nennt diesen „Sorry. Warum es manchmal verdammt hart ist ein Wirt zu sein“ und gibt darin unter anderem Gründe an, warum der Club nun komplett rauchfrei ist. Der Brief ist unter dem Link http://www.lutz-club.at/sorry/ einzusehen. Auf Social Media-Plattformen erfuhren seine Zeilen erhebliche Resonanz.
Gastronews.wien hat den erfolgreichen, aufgrund der ereignisreichen Begebenheiten rund um das Tabakgesetz verärgerten Jürgen Lutz zum Interview gebeten. Der Wiener Gastronom spricht offen über die Rauchersheriffs, Klagen und Strafen, die er bereits gezwungen war zu bezahlen. Auch über die Reaktionen auf seinen Brief, mit dem er sich an die Öffentlichkeit gewandt hat, berichtet der Szene-Wirt. Erfahren Sie im Interview, ob „lutz – der club“ aufgrund des Rauchergesetzes Einbußen erfährt und wie die ausgehaffinen BesucherInnen auf das neue, nun im ganzen Club geltende Rauchverbot reagieren.
Gastronews.wien: Haben Sie schon länger mit dem Gedanken gespielt, einen offenen Brief zu verfassen und zu veröffentlichen? Was war der ausschlaggebende Grund, dass Sie den Brief gerade jetzt veröffentlichen?
Jürgen Lutz: Es war nie mein Plan, besonders in die Öffentlichkeit zu treten und auch mein Mitteilungsbedürfnis hält sich in Grenzen. Wenn man nichts zu sagen hat, sollte man meines Erachtens besser den Mund halten (lacht). Doch die Vorgangsweise dieser fragwürdigen Initiative hat mich wirklich betroffen gemacht und es war mir in diesem Fall ein Bedürfnis, unseren Gästen die Hintergründe aufzuzeigen, weshalb wir sie zum Rauchen nun vor die Türe bitten müssen. Sie sollen wissen, mit welchen Problemen sich die Clubszene und Gastronomie beschäftigen muss. Und die juristische Raffinesse, mit der die beauftragten Anwälte hier gegen Unternehmen vorgehen, halte ich auch für die Öffentlichkeit für interessant.
Gastronews.wien: Hatten Sie mit den selbst ernannten Rauchersheriffs eigentlich persönlich Kontakt (also haben diese mit Ihnen gesprochen, bevor sie Sie angezeigt haben) oder bestand der Kontakt darin, dass Sie von Ihnen angezeigt wurden? Wie oft wurden Sie von den Rauchersheriffs angezeigt? Wie oft mussten Sie schon Strafe zahlen? Und von welcher Summe sprechen wir hier?
Jürgen Lutz: Nein, wir hatten weder mit den handelnden Personen, noch mit deren Helfern persönlichen Kontakt. Ich denke, das liegt auch gar nicht in deren Interesse. Es geht denen ja nicht darum, für sich persönlich Raucherräume zu vermeiden. Das wäre ja gar kein Problem, weil ohnehin nur mehr in Nebenräumen oder kleinen Lokalen geraucht werden darf und diese muss man schließlich nicht besuchen. Nein, diese „Rauchersheriffs“ wollen eine persönliche Überzeugung durchboxen und machen das lieber anonym.
Natürlich steht jedem gesetzestreuen Bürger in Österreich das Recht zu, vermeintliche Vergehen den Behörden anzuzeigen und das wurde seit der Tabakgesetz Novelle 2008 in hunderten oder sogar tausenden Fällen gemacht. Uns betreffend gab es nur zwei Anzeigeversuche, da wir – dem Tabakgesetz entsprechend – nur in Nebenräumen das Rauchen gestattet haben. Die Folge waren trotzdem jahrelange Verwaltungsstrafverfahren und die entscheidende Rechtsfrage wurde letztinstanzlich auch vom Verwaltungsgerichtshof nicht behandelt, auch weil die verhängte Strafe für die Beschwerde zu gering war. Die Causa hat uns ein paar tausend Euro gekostet.
Im aktuell vorliegenden Fall drohen die Anwälte aber nicht mit einer Anzeige, sondern mit einer zivilrechtlichen Klage wegen unlauterem Wettbewerb. Denn so können sie beim Handelsgericht einen Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung einbringen, dem auch ohne vollständiger Rechtsprüfung sehr schnell gefolgt werden kann. In Folge drohen Beugestrafen in ruinöser Höhe. Deswegen trauen sich auch viele Gastronomen nicht, sich gegen diese Vorwürfe zu wehren und zahlen lieber die verlangten Beträge. Ich halte das für einen Missbrauch von wertvollen Rechtsmitteln.
Gastronews.wien: Seit wann ist ihr Club komplett rauchfrei? Und in der Bar ist das Rauchen gestattet? Haben sich die Gäste des Clubs mittlerweile damit abgefunden, dass man nicht mehr rauchen darf und kommen sie weiterhin zu Ihnen oder spüren Sie starke Einbußen? In wie viel Prozent der Fläche des Clubraums war das Rauchen zuletzt gestattet? Auf welchen Social Media-Plattformen haben Sie den offenen Brief veröffentlicht? Wie waren die Reaktionen auf den Social Media-Plattformen? Stehen die LeserInnen mehr hinter Ihnen oder verteidigen die Leute die Nichtraucher-Regelung?
Jürgen Lutz: Gewerberechtlich handelt es sich beim –lutz- um einen (1) Betrieb und es ist auch eine große Betriebsanlage mit allen erforderlichen Genehmigungen. Im gesamten Betrieb gilt natürlich das allgemeine Rauchverbot und nur in zwei Nebenräumen durfte geraucht werden. Dazu zählt ein kleiner abgetrennter Bereich in der Bar im Hochparterre und bisher eben der Clubraum im Souterrain. In Summe sind das etwa 25% der Gesamtfläche.
Anlässlich der vorliegenden Klageandrohung haben wir nun beschlossen, das Rauchen im Clubraum nicht mehr zu gestatten. Die durch einen Rechtsstreit entstehenden Kosten, aber auch der ganze Ärger, ist uns das nicht wert. Die Gäste haben damit überhaupt kein Problem und zeigen volles Verständnis für uns – wiewohl sie die Vorgangsweise dieser modernen Rauchsheriffs deutlich kritisieren. Niemand will bevormundet und in seiner persönlichen Entscheidungsfreiheit eingeengt werden. Das zeigt sich auch auf den Social Media Plattformen, allen voran Facebook, auf dem wir enormen Zuspruch auf unsere Postings erhalten. Und wir bekommen auch viele positive Nachrichten und E-Mails, in denen uns der Rücken gestärkt wird. Das freut uns sehr und zeigt uns, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben!
Fotocredit: lutz der club