Lunch in der Clementine im Glashaus: So schmeckt Frühling!

Michaela Reisel

Beef Tatar (c) Michaela Reisel

Was man in dem Haubenlokal Clementine im Glashaus zum Lunch bekommt, ist nicht mehr und nicht weniger als der Frühling auf dem Teller. Das Ambiente im Glashaus mit Blick auf das wunderschöne Palais Coburg gibt’s obendrauf.

Wie der Name schon sagt, sitzt man in einem Glashaus, mitten im Garten des Palais Coburg. Chefkoch ist Fabian Philler, er kocht hier gesunde, gern saisonale Gerichte, die in ihrer Kombination immer etwas Besonderes haben. Inspiriert von traditionellen Speisen, aber mit einem modernen Twist. Und wer ist Clementine? Prinzessin Clementine von Orléans und ihr Ehemann Prinz August von Sachsen-Coburg und Gotha waren ab 1850 die ersten Bewohner des Palais Coburg. Heute erinnert ein großes Portrait im Restaurant Clementine im Glashaus an die französische Königstochter.

Aufgeschlagene Butter mit rote Rüben Salz und Gartenkresse

Wir sind zu Mittag an einem Wochentag da. Meine Begleitung und ich haben eine Reservierung um 12 Uhr. Da ist das Lokal etwa zur Hälfte gefüllt. Wir haben Lust, mit etwas Fruchtigem anzustoßen, für mich Multivitaminsaft, für mein Gegenüber Mango-Minze-Saft. Als Gedeck wird uns warmes Joseph-Brot mit aufgeschlagener Butter serviert. Die Butter ist ein Traum, sie ist garniert mit rote Rüben Salz und Gartenkresse. Vom Brot brauchen wir gar nicht reden, Joseph-Brot ist sowieso immer ein Highlight. Trotz allem heißt die Devise Zurückhaltung, schließlich sind wir nicht nur zum Brotessen da.

Beef Tatar mit Dotter, Sprossen und Erdäpfelbrot

Wir bestellen die Vorspeisen. Das Beef Tatar klingt einladend, die Speisekarte verspricht Rind, Schnittlauch, Eigelb, Sprossen und Erdäpfelbrot. Der Teller ist ein Hingucker, sattes Grün wie eine Frühlingswiese, in der Mitte thront das Beef Tatar. Es schmeckt erst mild, nach und nach entfaltet sich seine würzige und leicht pfeffrige Note. Das warme Erdäpfelbrot ist außen schön kross, innen leicht fluffig. Meine Begleitung entscheidet sich für – ebenfalls liebevoll angerichtet – Büffelmozzarella mit Radicchio, Orangenchicorée und Vogerlsalat. Auch vom Mozzarella probiere ein paar Gabeln: er ist mariniert, innen weich und sein milder Geschmack mit der Säure der restlichen Komponenten perfekt abgestimmt. Was auf beiden Tellern gefällt: Es wurde mit unterschiedlichen Konsistenzen gearbeitet, was den Genuss der Speisen aufregend macht.

Büffelmozzarella mit Radicchio, Orangenchicorée und Vogerlsalat

Nachdem der erste Hunger gestillt ist, nehme ich wahr, dass das Lokal so gut wie voll ist. Gut, dass wir reserviert haben! Da es am Tag unseres Besuchs regnet, ist leider keine Möglichkeit, draußen zu sitzen. Schade, denn der Garten ist auch wirklich schön. Eine grüne Oase nur ein paar Schritte vom Ring entfernt. Würde man vielleicht gar nicht vermuten, wenn man gestresst vorbeiläuft. Bald wird man hier auch grillen. Auch als After-Work-Location können wir uns die Clementine gut vorstellen. Laue Frühlings- und Sommerabende im Freien sind auch was Grandioses. Aber ich schweife ab. Zurück zum Wesentlichen, dem Essen.

Skrei mit Fenchel, Kürbis und Mönchsbart

Zur Hauptspeise steht Fisch, Vegetarisches, Gerichte mit Fleisch vom Schwein, Perlhuhn, Kalb oder Rind auf der Karte. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns beide für Fisch. Was Gesundes, Leichtes passt herrlich zur Jahreszeit. Zwei verschiedene Fischgerichte stehen zur Auswahl. Weil wir neugierig auf beide sind, bestelle ich das Filet vom Skrei mit Fenchel, Kürbis und Mönchsbart. Mein Gegenüber den Saibling mit Gurke, Ingwer und Nussbutter. Grün ist die dominierende Farbe, darüber rote Akzente. Die Präsentation auf den schwarzen Tellern hebt die leuchtenden Farben der Speisen noch mehr hervor. Der Skrei liegt auf einem Spiegel von Kürbis und mit bissfesten, mundgerechten Stücken findet sich das Produkt auch noch in einer zweiten Variante auf dem Teller. Drei Tupfen luftig-leichter Schaum und Grün on Top geben dem Gericht den letzten Schliff.

Zitronentarte und Espresso

Dazu ein Gläschen Gelber Muskateller 2016 vom Weingut Tement in der Südsteiermark. Der Wein ist handgeerntet von den wichtigsten Lagen des Weinguts, schmeckt fruchtig und bietet ein wunderbar lebendiges Gaumenspiel mit den Aromen des Hauptgangs.

Wir sind zwar schon satt, aber es ist so gemütlich im Glashaus, dass wir uns entscheiden, noch ein bisschen sitzenzubleiben und den Lunch mit einem Dessert ausklingen zu lassen. Klingt alles recht verlockend: Ein Dessert heißt Schokolade, die weiteren Komponenten sind Milch, Granatapfel und Haselnuss. Ein anderes nennt sich Vanille und kommt mit Apfel, Rosine und Rum. Auch meine Begleitung ist unentschlossen, liebäugelt mit dem Grießschmarrn, der mit Zwetschke, Muscovado und Zitronenmelisse angeschrieben ist. Letztendlich entscheiden wir uns aber beide für die Zitronentarte, in der Hoffnung, etwas Leichtes und Dezentes gewählt zu haben. Darauf ist etwas karamellisierter Zucker. wodurch die Tarte für meinen Geschmack fast ein Ticken zu süß ist, aber alles in allem eine schöne Kombination mit dem Mangosorbet und Kokos. Die Minzeblättchen bringen eine frische Note mit rein. Dazu – in einem hübschen Schälchen – kräftiger Espresso.

Es hilft nichts, so schön die Mittagspause war, wir müssen aufbrechen. Aber wir kommen wieder. Wenn die Sonne scheint, denn dann wollen wir es uns im Garten so richtig gemütlich machen. Definitiv ein Tipp für die Mittagspause. Die Preise für Clementine’s Mittag sind mit 19 Euro für 2 Gänge (ohne Dessert) bzw. 22 Euro für 3 Gänge (mit Dessert) auch wirklich moderat. Super!

 

Clementine im Glashaus

Palais Coburg, Coburgbastei 4, 1010 Wien

http://palais-coburg.com/kulinarik/clementine/

 

Fotos: Michaela Reisel