Wolfgang Kleemann bewegt Millionen und belebt damit Regionen. Seine Hotel- und Tourismusbank fördert dort, wo andere Banken nicht mehr mit können. Wir treffen den Top- Manager und bekennenden Genießer in seinem Büro am Parkring. Ein Gespräch über Tourismus, Kulinarik und Küche.
Man darf sich Magister Wolfgang Kleemann als glücklichen Mann vorstellen. Der gelernte Koch und Kellner legte nach dem Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eine steile Karriere hin. Sie führte ihn vom Hotel „Weißes Kreuz“ über den „Creditanstalt Bankverein“ zur „Österreichischen Hotel- und Fremdenverkehrs Treuhand“, der Vorgängerin der ÖHT. 1990 machte sich Kleemann als Unternehmensberater mit Schwerpunkten Finanzierung und Unternehmenssanierung selbstständig. 2002 kehrte er zur Hotel- und Tourismusbank zurück, wo er seit 2010 Generaldirektor ist. Zum Gespräch um 11 Uhr im Marriott erscheint er in bester Laune, den Begehrlichkeiten des Fotografen beugt er sich (meist) geduldig.
Herr Kleemann, was genau ist die Aufgabe der Hotel- und Tourismusbank?
Wir sind eine für den Tourismus geschaffene Institution, die gleichzeitig sowohl Förderstelle als auch Bank ist. Für die Tourismuswirtschaft ist so eine Einrichtung – es gibt uns seit über 70 Jahren – deshalb besonders wichtig, weil die Tourismusbranche klar erkennbare Finanzierungsprobleme hat. Vor allem die für Banken geltenden Regulatorien machen es oft unmöglich, Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zu finanzieren. Da wir als Förderbank von vielen dieser Regulatorien ausgenommen sind, wird unsere Funktion immer wichtiger. Förderstelle allein zu sein, wäre zu wenig, weil es nützt einem Unternehmen nichts, 5 Prozent Zuschuss zu bekommen, wenn es die restlichen 95 Prozent nicht finanzieren kann. Wir können mit unseren Instrumenten auch Gesamtfinanzierungen zur Verfügung stellen.
Das bedeutet die Hotel- und Tourismusbank holt einerseits Förderungen ein und finanziert weiters mit Krediten?
Ganz genau. Die österreichische Tourismuswirtschaft investiert kunjunkturabhängig rund 1 Milliarde Euro pro Jahr. In dieser Milliarde sind wir mit 700 Millionen in irgendeiner Weise mit im Spiel. Wir können dabei auch risikotragend finanzieren und haben über unser akribisch aufgebautes Fördernetzwerk fast immer auch die Länder mit im Boot. Damit verbinden wir bundes- und landesseitige Förderinstrumente und unsere Finanzierungsmöglichkeiten zum One-stop-Shop.
Können sie einige best practice-Beispiele erzählen?
Es gibt viele, aber nehmen wir doch gleich ein aktuelles – unser Pilotprojekt Steiermark. In der Steiermark hat der Tourismus – wie überall sonst auch – massive Probleme, Mitarbeiter zu finden. Wir versuchen mit einer speziellen Förderaktion mit dem Land Steiermark gemeinsam die Errichtung von Mitarbeiterwohnungen und anderer Einrichtungen zu fördern, um Mitarbeiter-Lebensräume zu verwirklichen, wodurch ganze Regionen belebt werden können. Auch den Kärtner Tourismus beispielsweise haben wir mit unserem Netzwerk und in Zusammenarbeit mit dem Kärtner Wirtschaftsförderungs Fonds erfolgreich in die Investitionsphase gebracht. Verglichen mit rund 30 Millionen Euro Investitionsvolumen vor dieser Zusammenarbeit stehen aktuell Investitionen von 160 Millionen zu buche. Auf diesem Niveau möchten wir bleiben. Als ein weiteres Thema von großer Bedeutung hat sich die Unternehmensnachfolge herausgestellt. Hier fehlt es meist an bankseitiger Bereitschaft, zu finanzieren – jungen Unternehmerinnen und Unternehmern fehlt ja meist Geld und „Proof-of-confidence“. Da springen wir ein und übernehmen Risken bei gleichzeitig extrem günstigen Finanzierungen.
Kommen wir nun zum kulinarischen Teil unseres Gesprächs. Gibt es für sie so etwas wie den Geschmack der Kindheit?
Meine Mutter war eine großartige Köchin. Klassische Österreichische Hausmannskost konnte sie wie keine Zweite. Trotzdem hat man sich ernährungstechnisch mit den Jahren umgestellt und weiterentwickelt. Ich bin zwar immer noch ein absoluter Fan von Eiernockerln und Krautfleisch, aber die macht niemand so wie meine Mutter (seufzt). Jetzt esse ich gerne mediterran (lacht).
Kochen sie auch selbst?
Natürlich! Ich bin doch gelernter Koch und Kellner! Wann immer ich zu Haus bin, koche ich auch. All das macht es mir natürlich leichter die Sorgen und Nöte der Köche und den Tourismus insgesamt zu verstehen. Ich setzte mich auch gerne mit neuen Produkten und Techniken auseinander. Die Grundlage eines guten Essens ist das Produkt. Das fasziniert mich immer noch. Auf Reisen und an meinem Zweitwohnsitz in Kärnten bin ich gerne auf Märkten unterwegs. Slow-Food liegt mir sehr am Herzen, Gemischter Satz aber auch (lacht).
Was haben sie denn zuletzt gekocht?
Ein 4-gängiges Menü für meine Frau und mich. Als Vorspeise Sarde in Saor (von der Rotbarbe), dann Eierschwammerl-Gulasch mit Knödel (selbstgebrockt), gefolgt von Furchenkrebsen vom Grill mit einer leichten Sauce. Zum Dessert einen erfrischenden Scroppino (Zitroneneis und Wodka, mit Prosecco aufgegossen).
Das klingt aber schon aufwändig! Ihre Frau kocht mit oder haben sie andere Helferleins?
Ich koch alleine – mit Inspiration meiner Frau (lacht). Meine Spielweise ist meine riesige Küche, die man schon als Industrieküche bezeichnen kann. Für mich ist kochen aber überhaupt keine Sache eines fix vorgeplanten Menüs. Was ich auf dem Markt frisch bekommen hab, damit koche ich.
Und was trinken sie zum Essen?
Praktisch ausschließlich Weißwein! Friulano ist eine Lieblingsrebsorte, die in zahlreichen Varianten existiert. In Österreich fasziniert mich der Gemischte Satz immer mehr. Ried Preussen am Nussberg bitte, das ist doch spektakulär was das „Rote Haus“ (Mayer am Pfarrplatz) daraus keltert. Auch Naturalwein kann eine gute Sache sein. Ich glaube man muss prinzipiell weg vom Mainstream mit seinen vielen Zusatzstoffen. Mir macht es auch Freude, zu sehen, wie sich immer mehr junge Leute für Wein und regionale Küche begeistern. Wir tragen als Konsument entscheidend dazu bei, dass Produkte allgemein immer besser werden.
Ein schönes Schlusswort, danke für das ausführliche Gespräch!
Nähere Informationen finden sie unter: www.oeht.at