Im Interview mit Gastro News spricht der Unternehmer, Bio-Winzer und TV-Star Leo Hillinger über Hass im Netz nach seiner Covid-Erkrankung, sein kurioses Essverhalten und verrät, dass nicht alle Entscheidungen auf dem Weg zum Erfolg die richtigen waren.
Er zählt zu den polarisierensten Österreichern überhaupt. Leo Hillinger. Der erfolgreiche Multi-Unternehmer und Wein-Experte führt seit Jahren ein Leben auf der Überholspur. Von Müdigkeit ist aber nichts zu erkennen. Denn der Profi-Winzer ist nach wie vor hungrig nach neuen und vor allem innovativen Projekten. Gastro News hat ihn zum Interview gebeten:
Gastro News: Wie schaut ein gewöhnlicher Tag im Leben des Leo Hillinger aus, angefangen vom morgendlichen Weckergerassel?
Hillinger: Ich stehe um 4:00 Uhr auf und bin um 4:30 Uhr als erster im Büro. Dann geht mein Programm auch schon voll los. Um 07:00 Uhr habe ich zumeist schon die erste Arbeitsbesprechung. Gefolgt von vielen weiteren Terminen. Zwischendurch gehe ich eine Runde Radfahren. Das dient der körperlichen und mentalen Fitness. Wenn ich kann nutze ich das Rad, um zu meinen Terminen zu kommen. Eine Stunde im Fitnessstudio gehört natürlich auch dazu. Dann geht es mit den Terminen weiter, oftmals dauern diese bis 24:00 Uhr. Da bleiben oft nur ein paar wenige Stunden zur Regeneration, bevor es zeitig in der Früh wieder losgeht.
Gastro News: Wann kommst du bei all den Terminen dazu einen Moment lang inne zu halten und ein gutes Essen zu genießen?
Hillinger: Ich versuche zwischen 16 und 20 Stunden am Tag nichts zu essen. Am frühen Nachmittag esse ich zum ersten Mal am Tag und gegen 18:00 Uhr nehme ich meine zweite und letzte Mahlzeit ein.
Gastro News: Du hast als Bio-Winzer, Unternehmer, TV-Star und Visionär viel erreicht. Wie bleibst du motiviert und worauf kommt es an, um den Biss zu behalten?
Hillinger: Die Motivation ergibt sich aus den Projekten. Wenn ein Projekt interessant ist, man damit Geld verdienen kann, ein guter Plan und ein motiviertes, tolles Team dahinterstehen, bin ich bei jedem meiner Projekte mit vollstem Engagement und viel Freude dabei.
Gastro News: Wie hat sich der 10-jährige Leo Hillinger seine berufliche Zukunft vorgestellt?
Hillinger: Als Sohn eines Weinhändlers war mir schon im Kindheitsalter bewusst, dass ich eines Tages den Weinhandel meiner Eltern übernehmen werde. Zu dieser Zeit hatten wir aber noch keine eigenen Weingärten, sondern haben die Trauben und den Wein zugekauft, abgefüllt und letztendlich verkauft. Ich wollte schon damals den Weinhandel vom Papa übernehmen. Es gab quasi keine andere Option für mich.
Aus dem hochverschuldeten Weinhandel ohne Weingärten habe ich 1990 das Weingut Leo HILLINGER aufgebaut. Heute bewirtschaften wir 100 Hektar in der Region Leithaberg im Nordburgenland, bereits seit 2010 vollständig biologisch.
Gastro News: Und trotzdem machst du heute einiges anders als dein Vater damals.
Hillinger: Ja natürlich. Wein war damals ein komplett anderes Gut, als er es heute ist. Das muss man schon dazu sagen. Ich habe keine Weingärten gehabt, sondern musste diese erst zukaufen. So wurde ich vom Weinhändler zum Weinbauern. Das ist im Nachhinein gesehen das Wichtigste für mich, dass ich meinen eigenen Weg gegangen bin!
Gastro News: Heute bist du selber Vater von zwei Kindern. Einer Tochter und einem Sohn. Wobei der Sohn auf dem besten Weg ist, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Befürwortest du den von ihm eingeschlagenen Weg?
Hillinger: Ich unterstütze ihn in allen Belangen, wenn es notwendig ist. Aber er muss auch eigene Entscheidungen treffen, ohne Auffangnetz im Rücken. Das gehört zur Entwicklung eines erfolgreichen Winzers und Unternehmers dazu.
Mein Sohn hat schon seine erste eigene Weinlinie unter dem Namen Jack vinifiziert und dafür Weinflächen bei mir gepachtet. Er heißt nämlich auch Leo. Das hat in der Vergangenheit natürlich zu unzähligen Verwechslungen und Missverständnissen geführt. Als Kind ist er dauernd mit Augenklappe und Säbel herumgelaufen. Das hat uns an den berühmten Piratenkapitän Jack Sparrow erinnert. Daher kommt der bis heute anhaltende Spitzname: Jack, nachdem auch sein Wein benannt wurde.
Gastro News: Auf welches Erlebnis aus dem Jahr 2021 hättest du verzichten können?
Hillinger: Das war meine COVID-Erkrankung. Ich hatte erst eine Schulteroperation und habe mich dann trotz Einhaltung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in Südafrika mit Corona angesteckt. Der darauffolgende Shitstorm mit dem ich konfrontiert wurde, hat alle Ausmaße gesprengt. Und war vor allem absolut unberechtigt. Ich habe erstmals erfahren was Mobbing im Netz und Falschmeldungen anrichten können. Das hat mich schwer getroffen und mir sehr zu denken gegeben. Sämtliche Informationen, die damals verbreitet wurden, stammten aus einer privaten WhatsApp Gruppe und haben nicht der Wahrheit entsprochen. Das war das Schlimmste und ich hätte absolut darauf verzichten können.
Gastro News: Wie geht es im Jahr 2022 weiter, welche Projekte stecken in der Pipeline?
Hillinger: Ich erwarte einiges an Wachstum bei vielen meiner Projekte. Besonders bei den noch jungen Unternehmen und Start-Ups, die ich auf ihrem Weg begleite und unterstütze. Die Internationalisierung der Weine ist natürlich ein Projekt, das kein Ende kennt. Wir haben in diesem und im vergangenen Jahr jedoch trotz COVID wahnsinnig viel erreicht. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind auch an unserem Betrieb nicht spurlos vorbeigegangen. Die besonders stark betroffene Top-Gastronomie- und Hotelleriebetriebe sind jahrelange enge Partner von uns. Durch die langjährige, gute Positionierung unserer Produkte im LEH konnten wir unsere Absätze jedoch stabil halten und blicken nun positiv auf das restliche Jahr. Und nicht vergessen zu erwähnen möchte ich mein großartiges Team, das in dieser schwierigen Zeit Unglaubliches geleistet hat. Wenn das Wetter so bleibt wie es aktuell ist, rechnen wir mit einer erfolgreichen Weinernte im September und einem sehr guten Jahrgang.
Gastro News: Gibt es einen aktuellen Wein-Trend den du besonders spannend findest?
Hillinger: Wir setzen Trends und laufen keinen Trends hinterher. Das Wichtigste ist, dass jeder das macht, was einem selber schmeckt. Ich würde keinen Wein produzieren, nur um einen Trend zu folgen, den ich dann aber selber nicht trinken will.
Gastro News: Welchen Wein kannst du unseren Leserinnen und Lesern empfehlen?
Hillinger: Meine ganz klare Empfehlung ist der Bio-Sauvignon Blanc aus unserem Haus. Das ist ein leichter, frischer und fruchtiger Sommerwein, der ein hervorragendes Food Pairing zu vielen Speisen und Gerichten ergibt.
Gastro News: Rückblickend auf deinen bisherigen Karriereweg. Würdest du alles wieder genauso machen?
Hillinger: Nein. Ich würde auf keinen Fall noch einmal die Schulden meines Vaters übernehmen. Das war betriebswirtschaftlich sehr unklug und hat mich viel Zeit und Energie gekostet. Wenn es möglich ist, sollte man solche Entscheidungen vermeiden. Die Probleme anderer zu übernehmen, das hat keinen Sinn.
Gastro News: Danke für das Gespräch.