Lasst uns einfach wieder „nur“ gute Gastgeber sein!

Gastro News

Von Peter Dobcak

Unter dem Titel „Gute Gastgeber“ wurden 2000 Wiener und Wienerinnen über 18 Jahre im Auftrag des Wien Tourismus zu ihrer Einstellung den vielen Touristen gegenüber befragt.

Die Befragung hat ergeben, dass die Wienerinnen und Wiener zu den Besuchern unserer Stadt mit großer Mehrheit positiv eingestellt sind. 92% helfen den Touristen gerne weiter. Nur 8 % fühlen sich durch Touristen in ihrem Alltag gestört und empfinden den Kontakt mit Touristen als unangenehm. Logischerweise konzentrieren sich unsere Gäste vorwiegend auf die Wiener Sehenswürdigkeiten, das kulturelle Angebot sowie auf die vielfältige Gastronomie in Wien.

Dass die Innere Stadt dabei eine besondere Rolle spielt und dabei durch die Millionen Touristen einer besonderen Belastung ausgesetzt ist, ist nachvollziehbar. Neben dem Bemühen, diese Belastungen für die Bewohner verträglich zu halten, ergibt sich allerdings auch eine besondere Verantwortung für die lokale Politik manch intoleranten Anwohnern in Erinnerung zu rufen, dass sie in einem historisch besonders wertvollen Umfeld leben. Die Bedeutung dessen ist für die gesamte Stadt, sei es kulturell oder wirtschaftlich, derart wichtig, dass eine zu restriktive Bezirkspolitik der gesamten Stadt schadet. Die erfreuliche Steigerung der Übernachtungen kommt nicht von ungefähr. Es ist das Ergebnis einer innovativen, engagierten und risikobereiten lokalen Wirtschaft. Diese wird unterstützt durch ein erfolgreiches touristisches Marketing der Stadt Wien, begleitet von den vielen Incoming-Reisebüros, die dazu noch für eine perfekte Organisation des Aufenthalts sorgen.

Besonders die Wiener Küche ist elementarer Bestandteil dieses Erfolges. Die Leistung, die unsere Kolleginnen und Kollegen täglich bringen, wird zwar von der Politik gerne und ausgiebig zum Selbstlob verwendet, doch wenn es darum geht diese Menschen tatkräftig in ihrem Tun zu unterstützen, scheint die Stadtregierung samt manchen Bezirkspolitikern von kollektivem Alzheimer betroffen. Es wird geschröpft, reguliert und behindert wo es nur geht.

Zu welchen perversen Auswüchsen das führen kann, soll wieder einmal an den Regeln für Winterschanigärten gezeigt werden. Diese müssen, trotz unserer deponierten Bedenken, per Gesetz täglich um 23:00 Uhr verräumt werden. Allerdings scheint sich niemand darüber Gedanken gemacht zu haben, dass der Gastraum zu dieser Zeit womöglich voll mit Gästen besetzt ist. Kaum ein Wirt hat Platz die Tische und Sessel ausserhalb des Gastraums zu deponieren. Also wohin damit?

Darüber hinaus hat uns der Gesetzgeber ein besonderes bürokratisches Zuckerl verschafft. Obwohl die Tische und Sessel täglich verräumt werden müssen, verlangen die Beamten, gemäß dem Behindertengleichstellungsgesetz, die Installation von unverrückbaren taktilen Elementen, wie zum Beispiel schweren Blumentöpfen. So kann ein sehbehinderter Mensch das Hindernis Schanigarten rechtzeitig erkennen. Im ersten Moment ist das auch in Ordnung. Nur wer um Himmels willen soll jeden Tag die Blumentöpfe hinaus und hinein schleppen? Das wäre laut Arbeitnehmerschutz mit Sicherheit unzumutbar.

Meine Terminanfrage an die verantwortliche Stadträtin steht. Ich hoffe, sie erkennt die Dringlichkeit, die durch diese Schanigartennovelle entstandenen Belastungen gemeinsam rasch aufzulösen. Als Vertreter der Wiener Gastronomie hat sie dabei meine volle Unterstützung.

Euer

Peter Dobcak

Fotocredit: iStock kiddy0265