In einem digitalen Pressegespräch informieren Mario Pulker, WKÖ-Obmann des Fachverbandes Gastronomie, Michael Kolm, Haubenkoch im Restaurant Bärenhof und Thomas Dorfer, Vorstandsmitglied des Kochcampus, über die aktuelle Lage der Gastronomie und stellen klar, wie es jetzt weitergehen muss.
„Die aktuelle Lage der heimischen Gastronomie ist schnell beschrieben. Die Branche ist verzweifelt und befindet sich in einer andauernden finanziellen, sowie psychischen Krise. Und das Virus wird nicht verschwinden. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Daher braucht es Lösungen, um das österreichische Kulturgut Gastronomie zu retten“, so Mario Pulker, WKÖ-Obmann des Fachverbandes Gastronomie. 250.000 Menschen sind in Österreich in der Gastronomie und Hotellerie tätig. In den vergangenen Monaten war das allerdings anders. Die geschlossenen Betriebe zwingen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu abzuwarten und Däumchen zu drehen. „Das ist keine Lösung, die noch lange tragbar ist. Die Mitarbeiter wollen wieder arbeiten, wollen wieder aktiv werden und das ausüben, wofür sie brennen“, so Pulker.
Eintrittstests sind der Schlüssel
Um wieder zurück zur Normalität zu kommen, arbeiten die Interessen- und Branchenvertreter an Konzepten zur sicheren Öffnung der Betriebe. „Unser Präventionskonzept liegt auf dem Tisch der Bundesregierung. Wir sind bereit, wieder Gäste zu empfangen. Natürlich in absolut sicherem Rahmen. Der Schlüssel heißt ,,Eintrittstests“. Eine von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Umfrage bestätigt, dass 81 Prozent der Befragten dazu bereit sind, sich für einen Restaurantbesuch testen zu lassen“, so Pulker weiter. Das negative Testergebnis ist allerdings nur ein Teil des umfangreichen Sicherheitskonzepts der Gastronomen. Dazu kommt das Tragen einer FFP2-Maske bis zum Tisch. Generell ist die FFP2-Maske zu tragen, sobald man im Lokal in Bewegung ist. Auch die Handdesinfektion bleibt Teil des Sicherheitskonzepts, genau wie der Tischabstand von 2 Metern.
Sind wie eingesperrte Rennpferde
Für die Gastronomie ist die Umsetzung verordneter Maßnahmen nichts Neues, wie in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt wurde. Der Ruf nach der Öffnung ist daher umso lauter. „Die Betriebe haben sich toll auf die Wiedereröffnung eingestellt. Haben alle Konzepte umgesetzt und sich immer gewissenhaft an die Vorgaben der Bundesregierung gehalten. Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen. Wir fühlen uns wie eingesperrte Rennpferde, die darauf drängen, endlich loslaufen zu dürfen. Die Leidenschaft ist da und im Inneren brodelt es“, so Michael Kolm, Haubenkoch und Vorstandsmitglied der „Jeunes Restaurateurs“ (JRE), Vereinigung Österreichs junger Spitzenköche. Die Öffnung tut aber nicht nur den Vertreterinnen und Vertretern der Branche gut, sondern ist Balsam für die gesamte österreichische Bevölkerung. „Ohne die Gastronomie funktioniert der Wintertourismus nicht, der Handel nicht und die Städte sind leer. Das Leben und die Öffentlichkeit sind nicht, wie sie sein sollten. Daher hoffen wir auf erste Öffnungsschritte am 15. März. Damit wir endlich wieder unseren Beitrag für das Bruttoinlandsprodukt leisten und nicht mehr vom Steuerzahler finanziert werden“, erklärt Pulker.
Abendgeschäft ist ein Muss
Einige ausschlaggebende Fragen sind noch zu klären. Unter anderem wird noch über die Entscheidung zur Ausweitung der Öffnungszeiten verhandelt. Denn ohne Abendgeschäft ist eine Öffnung der Betriebe für viele Gastronominnen und Gastronomen wirtschaftlich nicht rentabel. „Wir hoffen auf eine Verlängerung der Sperrstunde auf 22:00 Uhr. Noch besser wäre 23:00 Uhr“, so Pulker. Auch die laut gewordene Diskussion zur Öffnung der Außenbereiche wird noch evaluiert. „Eine reine Öffnung der Schanigärten kommt absolut nicht in Frage. Das ist indiskutabel. Diese würde nur einer Minderheit der Betriebe nutzen. Viele haben gar nicht die Möglichkeit zu öffnen, außerdem ist es in Österreich einfach zu kalt. Man denke an Vorarlberg oder Tirol. Wird unser Präventionskonzept in der vorgelegten Form akzeptiert, rechne ich mit einer Öffnungsrate von 60 bis 70 Prozent der Betriebe“, führt Pulker aus.
Pro aktiv nach vorne gehen
Umso wichtiger ist das Gelingen des ersten Öffnungsschritts. „Der erste Öffnungsschritt ist enorm wichtig für die Branche. Damit könnten wir beweisen, dass wir nicht ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens sind. Und sogar positiv dazu beitragen, die Zahl an Neuinfektionen zu senken. Denn die Menschen würden sich öfters testen lassen, damit würden potentielle Spreader schneller erfasst und in Quarantäne geschickt werden. Natürlich werden nicht alle zufrieden sein, aber wir müssen jetzt pro aktiv nach vorne gehen“, so Pulker abschließend.