Mitten im stets belebten Museumsquartier öffnet das Café Leopold am 15. Juni nun unter selbem Namen, aber in neuem Glanz wieder seine Pforten. Clubbetrieb wird es keinen mehr geben, dafür legen die Gyoza Brothers Tie Yang, Jun Yang, Dong Ngo und Adam Gortvai hohen Wert auf exquisite Küche.
Da hat sich Harmonie gefunden – das ist spürbar. Und das Schicksal hat auch seinen kleinen Beitrag geleistet. Das Auswahlverfahren um den neuen Pächter des Café Leopold war ein bewusst langes. Schließlich verkörpert es an seinem Standort eine bedeutende Rolle. So soll es die Weltoffenheit des Leopold Museums kulinarisch unterstützen und für die Gäste aus aller Welt ein einzigartiges Rundum-Erlebnis schaffen. Mit dem Gastronomiequartett der Gyoza Brothers – so sind sich alle Beteiligten einig – wurde letztendlich die richtige Wahl getroffen. Es hat eine gewisse Komik, denn die Brothers wollten sich ursprünglich gar nicht bewerben.
Schließlich wurde ihr Interesse doch geweckt. Dieses Projekt stelle eine besondere künstlerische und architektonische Herausforderung dar, so Jun Yang. Es gehe um die Verknüpfung mehrerer Ebenen mit einem Museum, welche ein anderes Denken erfordere als es bei der Ra’mien Kette, die ebenfalls die Brothers betreiben, der Fall ist.
Gustostückerl vom Feinsten und ein Blick aus dem Fenster durch Schieles Augen
Es sind vor allem die feinen Details, die das neue Café Leopold ausmachen. Die Verschmelzung von Asien und Wien ist eine eigene kreative Hochleistung. Deutlich wird sie nicht nur in der Küche, wo asiatische und internationale Gerichte mit heimischen Klassikern verbunden werden. Bereits die Speisekarte an sich zeigt mit einem Bild des Leopold Museums, das chinesisch interpretiert wurde, einen besonders künstlerischen Feinschliff. Überdies unternahmen die motivierten Betreiber einen Ausflug nach Tulln, wo sich das berühmte Geburtshaus von Schiele befindet und fotografierten just aus dem Fenster heraus den Blick zum Himmel. Nun können die Besucher auch im Museumsquartier durch Schieles Augen sehen. Die Epoche von Klimt und Schiele zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Gestaltung.
Die kulinarischen Highlights können sowohl in der Wasserbar – diese lädt bereits seit 18. Mai im Hof des Museumsquartiers zum Gustieren und Entspannen ein – als auch im Café Leopold genossen werden. Kredenzt werden beispielsweise Sushi-Burritos (sieben verschiedene Sushis, die wie Burritos gerollt werden)und hawaiianische Poké Bowls (Reisschalen mit Sushi-Fisch, Gemüse und Kräutern). Beim asiatischen Gulasch werden Karotten und Rettich in Rotwein geschmort – aber Vorsicht, es ist ein wenig scharf. Zudem stehen gedämpfte Teigtaschen mit leckeren Füllungen und weitere kleine Snacks auf der preiswerten Karte.
Hier und da ein neuer Schliff – doch ursprünglicher Charakter bleibt erhalten
Dass die fünf Millionen Besucher in über 15 Jahren Spuren hinterlassen haben, bedarf keiner näheren Erklärung. Diese wurden nun in beachtlich schneller Zeit durch Sanierungsarbeiten des Gästebereichs, der Küche und Sanitäranlagen behoben – Museumsquartier-Direktor Christian Strasser betont in diesem Zuge Yuns einzigartiges Organisationstalent, was nur einen der vielen Gründe darstellt, warum die Wahl auf die Gyoza Brothers als Pächter fiel. Zudem wurden Lüftung und Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht, die dunkle Bartheke durch eine helle getauscht und die Sitzmöbel in elegantem Grau neu bezogen. Abgesehen davon ist es den Betreibern aber äußerst wichtig, den ursprünglichen Charakter des Cafés beizubehalten.
Gut zu wissen
Die Türen des künftigen Nichtraucherlokals werden von 10.00 Uhr bis 02.00 Uhr offen stehen, an der Wasserbar im Hof können von 10.00 Uhr bis Mitternacht bereits jetzt Köstlichkeiten genossen werden. Der Fokus liegt auf einem Restaurantbetrieb. Ideal wäre es allerdings, so Yang, zu später Stunde das im Museumsquartier generell gut funktionierende Barkonzept aufrechtzuerhalten. Die Gäste sollen auch weiterhin wegen der Cocktails kommen und im Café einen entspannten Abend verbringen. Nur von der Clubszene möchte man sich distanzieren. Eine passende Snackkarte ist bereits in Arbeit.
Obwohl die Eröffnung schon kurz bevorsteht, wird stets an weiteren Plänen experimentiert. Immerhin wurde ein Zehnjahresvertrag unterzeichnet, da möchten die Brothers auch alles geben, um sich als Neulinge perfekt in das Museumsquartier-Gewerbe zu integrieren.