Anders als weltfremd kann man den Vorschlag der sogenannten Experten, die Sisha-Bar-Betreiber sollen ab 1. November 2019 doch auf reguläre Bars umstellen, nicht benennen.
Die Gesundheitsexperten sollen ihre Kommentare in ihrem Feld abgeben, die Juristen bei der Interpretation von Rechtsvorschriften bleiben. Ob und wie das Grundkonzept eines Betriebes umgestellt werden kann, ist bitte den Gastronomieexperten zu überlassen. Ehrlicherweise krampft es mich inzwischen jedesmal zusammen, wenn ich das Wort Experte höre. Zu allem und jedem wird ein Experte befragt, der seinen Kommentar abgeben soll um nur ja jedem Unsinn einen seriösen Anstrich zu geben. Weitere mögliche Auswirkungen einer Maßnahme als der unmittelbare Primärzweck interessiert nicht mehr.
Ich will nicht den Beleidigten spielen, aber es ist schon interessant, dass ununterbrochen von Gesundheitsexperten, Rechtsexperten oder sonstigen, viel zu oft selbsternannten Experten gesprochen wird, aber die Lokalbetreiber niemals als Gastronomieexperten bezeichnet werden. Als ob wir blind und ohne Kenntnis durch unsere Branche stolpern, die in ihrem Geschäft von höherer Stelle an der Hand geführt werden müssen, weil wir scheinbar hilflos sind und wenig Ahnung haben, wovon wir sprechen oder was wir tun.
Als Beispiel sollen die Umsätze von zwei Shisha-Bars dienen. Eine in Wien, die andere in Tirol. Beide mussten heuer wegen behördlicher Auflagen das Lokal umbauen und den Verkauf von Shishas für einige Monate einstellen. Der Umsatz der kleinen Bar ist von einem Monat zum anderen von
€ 16.500,— auf € 1.000,— gefallen. Mehr als 30 Prozent davon waren alkoholfreie Getränke! Der Umsatz der großen Bar mit 12 Mitarbeitern fiel von knapp € 60.000,— auf € 10.000,—. Nach Wiederaufnahme des Shisha-Verkaufs stieg der Umsatz bei beiden Bars wieder auf die ursprüngliche Höhe.
Soviel zum Vorschlag doch auf eine normale Cocktailbar umzustellen. Das Primärpublikum trinkt wenig bis keinen Alkohol und kommt zum Dampfen der Shishas in das Lokal. Das Dampfen ist importiertes Kulturgut, die Bars dienen dabei als friedlicher Ort des Genusses. Macht es wirklich Sinn diese Menschen zum Dampfen quasi in den Untergrund zu zwingen? Es wird mit diesem Verbot keine einzige Shisha weniger gedampft werden, das garantiere ich. Nicht umsonst ist in allen anderen EU-Staaten das Dampfen vom Rauchverbot ausgenommen.
Ich kann nur abermals an den Gesetzgeber appellieren mit Augenmaß vorzugehen. Die Experten ersuche ich sich an das Sprichwort: „Schuster bleibe bei deinem Leisten!“ zu erinnern. Denn es gibt umgangssprachlich auch einen anderen Ausdruck für Experte: Fachtrottel.
Euer
Peter Dobcak