Message Control durch gezielte, in kleinen Portionen verabreichte Information, gilt besonders in der Politik als probates Mittel, sich und sein Team möglichst sauber und ehrlich dastehen zu lassen.
In Wahrheit ist es ein Vertrauensbruch gegen die Bevölkerung sondergleichen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird staatsmännisch betont, dass die Menschen die Wahrheit durchaus vertragen.
Dann frage ich mich, warum die Regierung seit Monaten mit unserem Vertrauen und unseren Gefühlen Katz und Maus spielt? Wovor haben unsere gewählten Volksvertreter auf allen Ebenen solche Angst, wenn wir die Wahrheit angeblich gut vertragen? Ja, es gehört Mut dazu in einer Krise die Wahrheit zu sagen oder vielleicht auch einfach zuzugeben, dass man ebenfalls wenig Ahnung hat wie es weitergeht, aber ehrlich bemüht ist, Lösungen zu finden.
Diese Mühe will ich gar nicht absprechen, im Gegenteil, doch gut gemeint, ist das Gegenteil von gut. Das ewige Hoffnung machen auf baldige Öffnung mag dem Bemühen unser wirtschaftliches und mentales Leiden so kurz wie möglich zu halten geschuldet sein, doch die Absicht geht völlig nach hinten los. Das „Wir öffnen“, dann wieder „Leider doch nicht“ verunsichert enorm, zehrt an den Nerven und an der Geldbörse. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen sind inzwischen am Rand des Zusammenbruchs.
Anstatt zum Beispiel klar zu sagen: „Freunde, angesichts der Fallzahlen und den Mutationen warten wir mit dem Aufsperren bis alle über 50 Jahre geimpft sind. Dafür heben wir die Förderungen nochmals an und zahlen sofort aus. So sichern wir das Überleben der Betriebe und sorgen hoffentlich für etwas ruhigeren Schlaf.“
Der Wiener Bürgermeister hat in der Pressekonferenz zum Oster-Lockdown als einziger gesagt, dass wir die kommenden 8-10 Wochen noch mit starken Einschränkungen durchhalten müssen. Mit dieser Information kann die Wirtschaft etwas anfangen, denn so ist klar, vor Ende Mai wird wenig bis gar nichts gehen. Eine harte, aber ehrliche Ansage und allemal besser als die üblichen „alles entscheidenden nächsten 14 Tage“.
Euer
Peter Dobcak