Kolumne: Meine Wirt‘n san net deppert! (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

In Anlehnung an den legendären Spruch von Karl „Mundl“ Sackbauer, auch zitiert von Bürgermeister a.D. Dr. Michael Häupl, „Mei Wien in net deppert!“ sage ich klar: „Meine Wirt’n san net deppert!“

Nicht ohne eine gewisse Schadenfreude lese ich einen Bericht in der Krone mit der Schlagzeile „Albtraum“ Wiental-Terrasse. Darin beschweren sich Anrainer der Überdachung der U4 Trasse in der Nähe der Station Pilgramgasse über die bisweilen unerträgliche Lärmbelästigung durch Gruppen junger Menschen, die bis in die Morgenstunden laut feiern. Denn, so der Artikel weiter, gilt in einer konsumfreien Zone keine 23:00 Uhr Sperrstunde, wie in Schanigärten. Als Interessenvertreter bin ich heilfroh, dass es dort keine angrenzenden Lokale gibt, denn sonst wären automatisch wieder die Gastronomen für die Lärmentwicklung verantwortlich.

Genau diese Situation haben wir derzeit in der kürzlich zu einer konsumfreien Zone umgebauten Zollergasse. Dort gibt es seit Jahrzehnten angrenzende Lokale, die nun mit in die Verantwortung genommen werden, auch nach der Sperrstunde für Ruhe zu sorgen. Nach guten Gesprächen mit der Bezirksvorstehung, hoffe ich auf eine Lösung, die alle Seiten zufriedenstellt.

Während 10 Jahre Rot/Grün in Wien, unterstützt von manchem Bezirksvorsteher, wurden konsumfreie Zonen vehement gefordert, denn es darf nicht sein, dass der entspannte  Aufenthalt im öffentlichen Raum nahezu ausschließlich in Gast- und Schanigärten stattfinden kann, wo Konsum nur gegen Bezahlung möglich ist.

Nun haben wir mehr und mehr konsumfreie Zonen, die den Bezirksverantwortlichen statt viel Freude, auch ordentliche Kopfschmerzen bereiten. Sie erkennen nun, dass die Warnungen vor verstärkter Lärmbelästigung, die wir als Branche von Beginn an ausgesprochen haben, durchaus fundiert waren. Unterstellt wurden uns ausschließlich Geschäftsinteressen. Was ich mir damals in meiner Zeit als Bezirksrat an sinnbefreiten ideologischen Argumenten gegen die bösen Unternehmer anhören musste, war nicht immer leicht zu verkraften.

Wie auch immer, wir haben 2019, zu Einführung des generellen Rauchverbots in der Gastronomie, vor stark steigender Lärmbelästigung gewarnt – es ist genau so gekommen. Wir haben wegen zu erwartender Lärmbelästigung vor konsumfreien Zonen in Ausgehvierteln gewarnt – es ist genau so gekommen. Wir haben vor gesteigerter Geruchsbelästigung der Anrainer durch Zigarettenrauch vor allem im Sommer, gewarnt – ist ebenfalls genau so gekommen.

Vielleicht wäre im politischen Wolkenturm ein wenig mehr Weisheit gefragt, indem man jene zu Rate zieht, die täglich mit diesen Herausforderungen umgehen müssen, anstatt auf Teufel komm raus die ideologische Agenda durchzuziehen.

Euer
Peter Dobcak