Wien (Culinarius) Paul Bocuse, der seit 1989 als „Koch des Jahrhunderts galt“, ist am Samstag im Alter von stolzen 91 Jahren verstorben. Ganz Frankreich trauert nun um den Spitzenkoch. Wir blicken auf sein bewegtes Leben zurück.
Das Familienrestaurant L’Auberge du Pont de Collonges
Im Jahr 1926 erblickte Bocuse das Licht der Welt. Er brach das Gymnasium ab um eine Lehre als Koch abzuschließen, inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges. Von der Drei-Sterne-Köchin Eugénie Brazier erlernte er sein Handwerk. Jedoch bekam er das Talent wohl in die Wiege gelegt, denn bereits sein Urgroßvater eröffnete Mitte des 19. Jahrhunderts ein Restaurant. Nachdem er seine Ausbildung abgeschlossen hatte, sammelte er erste Erfahrungen in Paris und Lyon, vor allem bei Fernand Point, dessen Drei-Sterne-Restaurant La Pyramide in der Nähe von Lyon liegt. Schließlich übernahm er das Familienrestaurant „L’Auberge du Pont de Collonges“.
Das Restaurant „L’Auberge du Pont de Collonges“ führt seit 1965 ununterbrochen drei Michelin Sterne und ist somit Weltrekordhalter. Paul Bocuse galt als einer der Erfinder der Nouvelle Cuisine und verfasste zahlreiche Kochbücher. Trotzdem legte er immer Wert auf saisonale Küche und frische Zutaten, am Liebsten vom Markt. Dabei sollte die Küche keine Convenience-Produkte enthalten. Als gesunde Küche konnte man sie jedoch nicht bezeichnen, denn Bocuse galt als Liebhaber von Butter. Das wohl bekannteste Gericht ist die schwarze Trüffelsuppe „La soup aux Truffes V.G.E.“, die er 1975 zu Ehren des französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing kochte und die noch heute auf der Speisekarte des „L’auberge du Point de Collonges“ zu finden ist.
Kochwettbewerb – Bocuse d’Or
Bocuse war nicht einfach nur ein Koch, sondern auch ein absoluter Marketingprofi. Mit seiner eigenen Marke „Bocuse“ vertrieb er kulinarische Köstlichkeiten, darunter Marmeladen, Terrinen und Wein. In seiner langen Schaffensperiode eröffnete er über 20 Restaurants weltweit, darunter mehrere in Japan und eins im Disney World Themenpark in Orlando, Florida.
Neben den zahlreichen Auszeichnungen, darunter auch „Koch des Jahrhunderts“, gründete er 1987 den Bocuse d’Or. Einer der wichtigsten internationalen Kochwettbewerbe, der alle zwei Jahre in Lyon ausgetragen wird. Der Tiroler Koch Hans Haas gewann hier als einziger Österreicher Bronze.
Pikantes Privatleben
Durch seine Biografie „Le feu sacré“ wurden pikante Details aus seinem Privatleben bekannt. So lebte er Jahrzehnte lang nicht nur mit seiner Ehefrau Raymonde, sondern auch noch mit zwei weiteren Liebhaberinnen zusammen. Mit jeder Frau hat er ein Kind. So behauptete Bocuse, dass er den Traum eines jeden Mannes lebte.
Zuletzt litt Bocuse an Parkinson. Am 11. Februar wäre er 92 Jahre geworden.
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