Im Interview mit Gastro News erzählt Katharina Wolf, Mitinhaberin von KATE & KON über das Problem mit den Trends, die Relevanz eines guten Portfolios und klärt auf, warum sie keine Wein-Empfehlung abgeben kann.
Die erfolgreiche Unternehmerin Katharina Wolf ist ein Profi ihres Fachs. Und um das zu werden, sammelte Sie Erfahrungen auf der ganzen Welt. Von Frankreich bis nach Amerika und zurück. Im Jahr 2005 in Österreich angekommen, übernahm sie den Betrieb ihres Vaters Carlo Wolf, den sie bis heute erfolgreich mit ihren Partnern, Bruder Konstatin und Ehemann Florian, in die Zukunft führt. Gastro News hat sich mit der Produkt- und Wein-Expertin zum Gespräch getroffen, um mehr über das Geschäft im Jahr 2021 zu erfahren.
Gastro News: Hat sich das Kaufverhalten der Österreicherinnen und Österreicher durch die Krise verändert und gab es messbare Auswirkungen auf das Online-Geschäft von KATE & KON?
Wolf: Ja die gab es. Der wesentliche Faktor den es dabei zu berücksichtigen gilt, ist die Zeit. Ich glaube die Menschen hatten insgesamt mehr frei verfügbare Ressourcen, um sich mit Themen wie Wein und Kulinarik auseinander zusetzen. Und das ist etwas, das auch wir stark merken. Messbar durch die gesteigerten Reaktionen auf unsere Aktivitäten im Online Bereich. Unsere Kundinnen und Kunden rufen uns zudem häufiger an, um sich telefonisch beraten zu lassen. Auch die Zahl der Probekäufe hat sich gesteigert. Punkte wie diese zeigen deutlich, dass ein modernes Konsumverhalten in die Gesellschaft Einzug gehalten hat, das es zu berücksichtigen gilt.
Gastro News: Kann die eingeschränkte Reisefreiheit und die geschlossene Gastronomie mit dem Kaufverhalten der Österreicherinnen und Österreicher in Verbringung gebracht werden?
Wolf: Die Menschen haben im vergangenen Jahr gut getrunken und gut gegessen. Und ich bin davon überzeugt, dass jeder ein paar Euro übrig hatte, die ansonsten für Restaurantbesuche oder Urlaube angedacht waren. Für uns Weinhändler mit professionellem Online-Shop war die Entwicklung eine sehr gute. Wie es weitergeht wird sich allerdings erst zeigen. Bislang hat das Online-Geschäft von der Situation profitiert. Das betrifft aber nicht nur die Händler, Lieferanten und Produzenten. Am Ende geht es um glückliche Kunden, die auf den Genuss trotz widriger Umstände nicht verzichten mussten.
Gastro News: Welche Zielgruppe sprechen Sie mit Ihrem hochwertigen Angebot an, wen möchten Sie erreichen?
Wolf: Alle Menschen die gerne genießen und tolle Grundprodukte schätzen. Dafür haben wir sowohl renommierte Unternehmen im Programm, die seit Generationen erfolgreich die Branche mitgestalten. Aber auch junge Produzenten, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass sich unsere Kundinnen und Kunden mit den Produkten auseinandersetzen. Sich informieren! Und sich bestimmt nicht über Alter, Geschlecht, Herkunft oder Einkommen definieren lassen. Dagegen wehre ich mich.
Gastro News: Wie erweitern Sie das Portfolio und welche Kriterien müssen erfüllt werden, um als Produzent Teil von KATE & KON zu werden?
Wolf: Das ist ganz unterschiedlich. Natürlich kommen laufend Produzenten auf uns zu. Von denen einige interessant, andere hingegen weniger sind. Der Prozess der Aufnahme bei KATE & KON ist ein langwieriger. Weil wir uns seit jeher als Partner auf lange Sicht verstehen. Wir arbeiten mit unseren Produzent teilweise generationenübergreifend zusammen. Wenn wir einen neuen Produzenten aufnehmen, dann nicht vor dem Hintergrund eines gerade aktuellen Trends. Und es gibt natürlich Produzenten, die bei uns auf der Watchlist stehen. Die sich über Jahre hinweg am Markt bewiesen und durch konstante Produktqualität behauptet haben. Deren Weine wir kennen und vielleicht noch nicht direkt vermarkten. Da kann es durchaus vorkommen, dass wir den Stein ins Rollen bringen und pro aktiv den Dialog suchen.
Gastro News: Gibt es ein absolutes No-Go bei der Auswahl künftiger Wegbegleiter?
Wolf: Unser Portfolio ist stark selektiert. Dabei ist jeder Produzent ein Spiegel unserer Arbeit und auch unseres Unternehmens. Ein Weingut, das nicht den Qualitätskriterien entspricht, aufzunehmen, würde unserem Image und unserer Glaubwürdigkeit schaden. Reine Trendprodukte sind daher gern gesehene Ergänzungen oder Eisbrecher, um ins Gespräch zu kommen, für die langfristige Zusammenarbeit aber unerheblich.
Gastro News: Apropos Trendprodukte. Sie beraten auch die gehobene Gastronomie bei der Wahl der Weine. Sie stellen Weinkarten zusammen und geben Empfehlungen ab. Gibt es einen bemerkbaren Trend in der Wiener Gastronomie auf den wir achten sollten?
Wolf: Ich sage immer: Tradition braucht keine Trends! Und ich finde das Trend-Thema ist ein ganz kompliziertes. Bei Lebensmitteln aber vor allem beim Wein. Weil es zumeist ein sehr kurzweiliges ist. Aber der Wein an sich ein langfristiges Thema. Und nicht vergleichbar mit Branchen die von ihrer Geschwindigkeit leben wie beispielsweise der Mode. Dennoch wird auch Wein, oft und nur zu gerne in die unterschiedlichsten Trends kategorisiert. Wogegen ich seit jeher ankämpfe. Aber natürlich gibt es sie. Und es wäre ein fataler Fehler wegzusehen und sich nicht damit zu beschäftigen.
Gastro News: Und welcher Trend beeinflusst die heimische Gastronomie im Jahr 2021?
Wolf: Witzigerweise erleben wir gerade so einer Art „Back to the Roots“-Trend. Wir besinnen uns auf die große Klassik. Als hätten wir eine kleine Schleife gedreht die uns zurück zu unseren Wurzeln geführt hat. Und da muss ich sagen, kann man sehr wohl den Bogen zur Kunst, der Musik und auch der Mode spannen. Die großen Wein-Klassiker weisen eine jahrhundertealte Historie, auf verfügen damit über eine grundlegende Daseinsberechtigung. Anders ist es gar nicht möglich.
Weiter sind Trends auch beim Wein grundsätzlich etwas Schönes. Sie geben den Sommeliers auf der ganzen Welt die Möglichkeit, Ausflüge zu machen, sich selbst neu zu erfinden. Und dazu braucht es natürlich experimentelle Produkte, Versuche und Neues, um den Diskurs zu erhalten. Heute spielen die Natural-Weine wie die große Klassik die Hauptrollen. Alles andere hat keinen nennenswerten Stellenwert.
Gastro News: An welchem Wein haben Sie gerade besonders große Freude und können unseren Leserinnen und Lesern eine Empfehlung aussprechen?
Wolf: Da muss ich Sie leider enttäuschen. Denn das würde bedeuten, dass ich einen Lieblingswein habe. Und dem ist nicht so. Was ich hingegen schon habe, ist eine große Affinität zum weißen Burgunder. Aber ich schätze die Grünen Veltliner aus Österreich genauso und möchte auch die Rieslinge von der Mosl nicht missen. Das sind meine drei bevorzugten Weißwein Regionen. Beim Rotwein sind es Bordeaux und Burgund. Und auf den Champagner darf natürlich auch nicht vergessen werden. Der bekanntlich zu jeder Lebenslage passt.
Gastro News: Danke für das Gespräch.