Johannes Lingenhel und die Trüffel: Auf eigene Faust im Piemont

Lorenz Haubner

Trüffel-begeistert: Johannes Lingenhel ©Christof Wagner

Johannes Lingenhel ist im Trüffelfieber. Seit die Saison im November begonnen hat, steht im Lingenhel alles im Zeichen der Edelpilze. Seine Faszination für den Tartufo begann vor gut 20 Jahren: Abenteuerlustig begab er sich auf eigene Faust in das Piemont, um alles über die Welt der Trüffel zu erfahren. Uns erzählt er, wie er damals nicht nur seinen heutigen Lieferanten Paolo Cerutti kennen lernte, sondern auch unfreiwillig Bekanntschaft mit den Carabinieri machte.

Gastro News Wien: Ihre Faszination für Trüffel ist nahezu ansteckend. Was hat sie ausgelöst? 

Johannes Lingenhel: Die Trüffel ist eines der polarisierend-sten Dinge die es gibt, ein sehr mystisches und faszinierendes Lebensmittel. Ende der 90er wollte ich Trüffel in Österreich anbieten. Mein Gedanke war: Um ein solches Produkt wirklich mit Herz verkaufen zu können, muss ich in die Materie eintauchen. Ich habe mich also mit meinem damaligen Hund Giacomo ins Auto gesetzt und bin in das Piemont gefahren, ohne zu wissen, was mich erwartet. Irgendwann stand ich dann vor dem kleinen Geschäft „Dal trifule“. Es war geschlossen, aber ich habe vor lauter Neugier einfach angeklopft. Geöffnet hat mir eine junge Frau, Monica. Ich habe ihr dann in etwa erzählt, dass ich aus Österreich komme, dort Trüffel anbieten möchte und mich deshalb brennend dafür interessiere, welche Geschichte dahintersteckt.

Wie hat Sie reagiert?

Kostbare Delikatesse: Die Weiße Trüffel ©iStock

Sehr freundlich. Sie hat mich hineingebeten, mir alles gezeigt. Ihr Mann, Paolo sei gerade auf Trüffelsuche, aber ich könne mich gerne umschauen und auf ihn warten. Das hat dann zu einem lustigen Missverständnis geführt: Als er von der Suche zurück kam, sah er mich durchs Schaufenster und dachte, ich wäre eingebrochen. Er hat dann die Carabinieri gerufen. Zum Glück konnte Monica das Missverständnis rasch aufklären (lacht). 

 

Ein filmreifes Kennenlernen. Paolo Cerutti ist seit damals Ihr Trüffel-Lieferant. Was verbindet Sie beide?

Paolo ist ein sehr guter Freund, wir besuchen uns gegenseitig regelmäßig .Gleich nach dem Vorfall mit den Carabinieri sind wir gemeinsam im Piemont auf Trüffelsuche gegangen und mich hat die Faszination gepackt: Selbst im Wald zu stehen, zu spüren, was braucht die Trüffel um perfekt zu werden. Er lebt für diese Edelpilze und ist da auch ein bisschen eitel. Wenn ich Trüffel bestelle, kann es schon einmal vorkommen, dass er sagt: „Diese Woche kann ich unmöglich welche schicken, die haben nicht die Qualität, die du von mir kennst“.

Am 29. November gab es im Lingenhel ein exklusives Trüffeldinner: Wie wurde der „Tartufo“ dabei gefeiert?

„Am liebsten hoble ich die Trüffel direkt frisch auf die Teller“, schwärmt Johannes Lingenhel ©zVg

Es war ein fantastischer Abend mit einem vollen Lokal, alle Trüffel-affinen Leute waren da. Bereits beim Amuse Gueule haben wir uns etwas ganz besonderes einfallen lassen: Die Alba-Trüffel nach alter piemontischer Tradtion zu verkosten: Die Gäste bekamen zwei Scheiben frisch in die Handfläche gehobelt, darüber eine leichte Prise Fleur de Sel. Die Hand wird dann für eine halbe Minute geschlossen. Durch die Wärme entfalten sich die ätherischen Öle und der Geschmack der Trüffel kommt voll zur Geltung. Ein wunderschönes Erlebnis, die Resonanz war großartig.

Auf Ihrem Blog schreiben Sie: „Bis Silvester steht alles im Zeichen der Trüffel“- Was erwartet die Gäste weiter?

Es gibt eine eigene Trüffelkarte. In der Natur der Edelpilze liegt es aber, dass nicht immer welche zu bekommen sind, das macht die Faszination ja auch ein Stück weit aus. Aberwann immer wir von Paolo Trüffel bekommen können, holen wir welchen nach Wien. Es kommt also ganz darauf an, was er gutes findet (lacht). 

Vielen Dank für das Gespräch!

Lingenhel

Landstraßer Hauptstraße 74
1030 Wien
Tel: 01 1 7101566