Interview: Martina Haslinger-Spitzer, neue Obfrau der Gastro

Marko Locatin

Die beiden Frauen an der Spitze der SWV Liste Gastronomie: Martina Haslinger-Spitzer und Alexandra Psichos-Prankl. Bild: Niklas Schnaubet

Martina Haslinger-Spitzer vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband ist die erste Frau an der Spitze der Fachgruppe Gastronomie. Rauchverbot in Schanigärten will sie verhindern, Trinkgeldpauschalen regeln, die Lehrlingsausbildung reformieren. Marko Locatin hat nachgefragt.

Herzliche Gratulation, Frau Haslinger-Spitzer. Wie überrascht sind Sie und was bedeutet ihren dieser Erfolg persönlich?

Vielen Dank! Es ist für mich eine große Ehre und Verantwortung, als erste Frau diese Position zu übernehmen. Mein beruflicher Weg begann 1990 mit meiner Ausbildung an der Gastgewerbefachschule (GAFA) des Schulvereins der Wiener Gastwirte – eine prägende Zeit, und diese Schule muss unbedingt erhalten bleiben. Als ehemalige Absolventin nun an der Spitze der Fachgruppe zu stehen, bedeutet mir viel. 

Sie haben gewonnen, wobei sowohl ihre SPÖ- (SWV) als auch die ÖVP-Fraktion (WB) insgesamt Stimmen verloren hat…

Das ist richtig. Wir haben in Wien aber einen anderen Trend als im Rest von Österreich gehabt, stark zugelegt und den Wirtschaftsbund überholt, wie sie wissen.

Wobei die Wahlbeteiligung durchschnittlich in allen Fachgruppen bei mageren 25 Prozent lag. Woran liegt das eigentlich? Haben die Mitglieder vielleicht das Gefühl, dass ihre Stimme nichts verändern kann?

Die geringe Wahlbeteiligung könnte daran liegen, dass der Wahlprozess für viele Mitglieder zu kompliziert war. Hinzu kommt, dass zahlreiche Stimmen wegen Formalfehlern als ungültig ausgewiesen wurden. Das zeigt, dass es eine Reform des Wahlrechts braucht. Daran werden wir arbeiten. 

Ergebnis in Mandaten. Quelle: WK-Wien

*Ergebnis in Mandaten. Quelle: WK-Wien

Apropos Veränderung. Was werden, siehe auch Interview vor der Wahl (Interview “Was plant Haslinger-Spitzer” lesen sie HIER) die ersten Maßnahmen des SWV sein?

Zunächst ist es wichtig, dass wir unser Team konstituieren und einen detaillierten Maßnahmenplan erarbeiten. Einer unserer ersten Schritte wird es sein, die bürokratischen Hürden weiter zu reduzieren. Ein weiteres wichtiges Thema, ist die Anpassung der Trinkgeldpauschalen. Hier braucht es eine Reform, um sicherzustellen, dass das Trinkgeld bei unseren Mitarbeitern bleibt und eine Anhebung der Trinkgeldpauschalen erfolgt. Zusätzlich werden wir Initiativen zur Förderung der Lehrlingsausbildung vorantreiben, um junge Talente besser zu unterstützen und auszubilden. Der Kampf gegen das Rauchverbot in den Schanigärten ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Sie können sich sicher sein, wir werden uns für die Anliegen der Gastronomie stark einsetzen.

Wie sieht es denn mit der Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen aus? Kann man mit Kompromissen ähnlich der Koalition im Bund rechnen?

In der Wirtschaftskammer hat sich bisher eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fraktionen gezeigt, und ich gehe davon aus, dass diese fortgesetzt wird. Unser Ziel ist es, gemeinsam konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, die den Gastronomen in Wien wirklich helfen. Kompromisse sind dabei oft notwendig, um die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Mitglieder zu berücksichtigen und die besten Ergebnisse für die Branche zu erzielen. 

Frau Haslinger-Spitzer, danke für das Gespräch und viel Erfolg in Ihrem neuen Amt.

Das Abschiedsgespräch “Es ist leichter in London fünf Lokale aufzumachen, als in Wien eines!” mit dem langjährigen Obmann Peter Dobcak lesen sie Hier!